Pressestimmen

Körperteil als Wahlkampfthema Ein "obszönes Signal"

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Eines muss man Peer Steinbrück lassen: Nur selten hat der Herausforderer eines deutschen Regierungschefs international so viel Aufmerksamkeit erregt wie er. Der SPD-Kanzlerkandidat hat das schier Unmögliche geschafft: Auf den Webseiten zahlreicher Zeitungen prangt das Foto, auf dem er der Kamera den Mittelfinger zeigt.

Die spanische Zeitung El País schließt einen Bericht über einen Wahlkampfauftritt Steinbrücks in Dresden mit der Bemerkung, dass man in der sächsischen Hauptstadt über den Finger wohl mehr sprechen werde als über die europapolitischen Ausführungen auf dem Burgplatz. Das führende portugiesische Blatt Diário de Notícias spricht von einem "obszönen Signal". Die in Paris erscheinende Le Monde berichtet von einem "Schock", den das Foto in Deutschland ausgelöst habe. Die Zeitung Luxemburger Wort schreibt unter der Überschrift "Peinlich", Steinbrück habe eine "wohl etwas zu provokante … Art", seine Meinung auszudrücken.

Die Salzburger Nachrichten meinen, dass der gestreckte Mittelfinger "nur wenige Fragen" offenlasse und "neuen Dampf" in den Wahlkampf bringen werde. Die in Prag erscheinende Boulevardzeitung Blesk verweist darauf, dass man in Deutschland als Autofahrer für eine solche Geste gegenüber einem Polizisten mit bis zu 4000 Euro bestraft werden könne. Das Blatt La Repubblica aus Rom hält sich zurück und kommentiert das Bild lediglich mit den Worten, dass dies die Antwort auf Spitznamen wie Peerlusconi sei.

Im niederländischen Volkskrant heißt es, wer meine, dass das Foto von einem Paparazzo stamme, befände sich im Irrtum und titelt: "Steinbrück begrüßt potenzielle Wähler mit seinem Stinkefinger". Steinbrück würde seine Wähler "in sehr merkwürdiger Weise" ansprechen, so De Morgen aus Brüssel. Die in Stockholm publizierte Zeitung Dagens Nyheter meint, den Finger so zu zeigen wie Steinbrück, wäre "vulgär". Die Jyllands-Posten mit Sitz im dänischen Aarhus vermerkt bissig, dass nun plötzlich Steinbrücks Finger ein Thema im deutschen Wahlkampf geworden sei. Der Berlin-Korrespondent des Zürcher Tagesanzeigers kommentiert, der "durchschnittliche Wähler möchte wohl keinen Kanzler, der sich eine Woche vor der Wahl in derartiger Pose abbilden lässt".

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Manfred Bleskin

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