Pressestimmen

Folgen des Organspendeskandals "Es stehen Menschenleben auf dem Spiel"

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Ein Göttinger Arzt nimmt bei drei Patienten Transplantationen vor, die sowohl unnötig als auch tödlich sind. Durch solche Skandale sinken das Ansehen der deutschen Organspende und die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung. Die Presse diskutiert über den Prozessbeginn, mögliche Strafen für den Mediziner und die gesellschaftlichen Folgen.

Zum Beginn des Strafprozesses gegen den ehemaligen Leiter der Göttinger Transplantationschirurgie habe Bundesgesundheitsminister Bahr eine Vorhersage getroffen, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Bahr äußerte, dass eine Manipulation der Wartelisten für eine Organspende wie in Göttingen und an anderen Transplantationszentren nunmehr ausgeschlossen sei. "Womöglich meinte er: So wie damals wird es nicht mehr gehen können.", so das Blatt. Die FAZ räumt ein, dass der FDP-Politiker auf Dauer damit recht behalte, kritisiert aber auch, dass Bahr für größere Versprechen die eigene Hand lieber nicht ins Feuer legen sollte. "Dass Manipulationen inzwischen unmöglich geworden sind, glauben auch nach einer verschärften Strafandrohung und zusätzlichen Kontrollen allenfalls die Akteure des Transplantationswesens, nicht zu vergessen auch ihre Verbündeten, Minister Bahr an erster Stelle."

Das Delmenhorster Kreisblatt versteht zwar, dass solch ein Prozess mit viel Getöse und gegenseitigen Vorwürfen startet. Aber dass der Angeklagte vor laufenden Kameras siegessicher lächelnd seinen Daumen in die Höhe reckt, ist der Zeitung zufolge absolut überflüssig. "Als Mediziner müsste er eigentlich um die Sensibilität des Themas wissen. In Göttingen geht es nicht nur um einen - zugegebenerweise - besonders eklatanten Fall möglichen Organspende-Betrugs. Es geht um das Ansehen der Transplantationsmedizin und damit auch um die Spendenbereitschaft in Deutschland." Die Kreiszeitung macht deutlich, dass letztlich Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Die Westfälische Nachrichten aus Münster meinen, dass der massive Vertrauensverlust, der zu einem Einbruch bei der Spendenbereitschaft geführt habe, sich nicht weiter verfestigen dürfe. "Im besten Fall zeigt Göttingen, wie scharf nach etlichen Nachbesserungen jetzt die Kontrollen im Land sind. Das würde helfen."

Auch wenn Gesetze geändert und Kontrollen verschärft wurden: Der Anreiz für solche Manipulationen bleibt laut der Frankfurter Neuen Presse im unter Wettbewerbsdruck stehenden Gesundheitswesen weiterhin bestehen. Ein Arzt, der viele Transplantationen durchführe, gewinne an Prestige - für die Klinik sind die Operationen äußerst lukrativ, kritisiert das Blatt. "Eine staatliche Aufsicht könnte das Vertrauen der Bürger nach zahlreichen Skandalen wohl eher wieder zurückgewinnen als die bei der Bundesärztekammer angesiedelte Prüfungs- und Überwachungskommission. Und das ist unbedingt notwendig. Denn ohne dieses Vertrauen wird die Spendenbereitschaft weiter zurückgehen, werden mehr Patienten ohne die dringend benötigten Organe sterben". Zerstörtes Vertrauen müsse aber wieder wachsen. "Es ist kein Organ, das einfach eingepflanzt werden kann."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Lisa Schwesig

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