Königshaus legt Jahresbericht vor "Guttenberg gerät in schwere Wasser"
25.01.2011, 20:40 UhrDer Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus legt seinen ersten Bericht über die Bundeswehr vor und prangert darin erhebliche Führungsmängel an - eine Kritik, die auch Karl-Theodor zu Guttenberg als obersten Chef der Armee mit einschließt. Denn der Minister hat ein katastrophales Krisenmanagement betrieben und gerät durch den Bericht noch stärker in Bedrängnis.
"Der Bericht des neuen Wehrbeauftragten liest sich wie eine Auflistung menschlicher Schwächen und Unzulänglichkeiten" und er bestätigt für den Südkurier aus Konstanz die alte These von der Bundeswehr als "Brennspiegel der Gesellschaft: Die Menschen, die einrücken, bringen ihre Probleme, Unsitten und Untugenden mit. So gesehen, ist es richtig, dass zu Guttenberg ankündigte, den Vorwürfen systematisch auf den Grund zu gehen und alle Teilstreitkräfte zu durchleuchten. Gerade weil die Bundeswehr künftig auf Wehrpflichtige verzichtet, wächst die Gefahr, dass sie sich von der Gesellschaft entfernt. Der Blick hinter die Mauern der Kasernen und die Schutzwälle der Feldlager ist dringlicher denn je."
Straubinger Tagblatt und Landshuter Zeitung beschäftigen sich mit der Rolle des Verteidigungsministers: "Zu Guttenberg gerät in schweres Wasser. Es ist noch nicht vergessen, dass er vor Monaten den amtierenden Generalinspekteur und den Staatssekretär feuerte. Er ist offensichtlich sehr schnell bei der Hand mit solchen Schritten. Dabei sollte derlei Handeln wohl und kühl überlegt sein. Königshaus sprach von Führungsproblemen in der Bundeswehr. Dass es diese auch und gerade im Zusammenhang mit dem obersten Chef gibt, dem Verteidigungsminister, musste er nicht erwähnen. Zu Guttenberg wird an mehreren Fronten zu kämpfen haben. Und dabei steht er ziemlich allein."
Die Heilbronner Stimme hat einen Tipp für Guttenberg parat: "Unaufgeregt, aber entschieden in der Sache: Der Verteidigungsminister sollte den Auftritt des Wehrbeauftragten studieren, damit er weiß, wie er es Zukunft richtig macht, wenn es um die Klärung von Missständen bei der Truppe geht. Guttenberg hat inzwischen als politische Lichtgestalt deutlich an Wattzahl eingebüßt. Nicht, weil er so viele Neider hat, sondern weil er katastrophale Fehler im Krisenmanagement begeht." Königshaus geht nach Ansicht der Zeitung überzeugend vor, er sichte die Fakten und stelle auf diese Basis die richtigen Fragen, "beispielsweise die, ob die Auswahl der Kadetten für die 'Gorch Fock' nicht nachjustiert werden muss. Auch der Vorschlag einer Gleichstellungsbeauftragten auf dem Segelschulschiff wirkt vor dem Hintergrund der Gerüchte über sexuelle Belästigungen vernünftig."
Auch die Badische Zeitung lobt das Vorgehen Königshaus': "Sofern der Bericht des knochentrockenen Wehrbeauftragten den Glanz des Verteidigungsministers trübt und seine Lage noch ungemütlicher macht, als sie es ohnehin ist, liegt dies am irrlichternden Umgang Guttenbergs mit diversen Affären und nicht an Königshaus. Der Wehrbeauftragte kann nichts dafür, dass der Minister derzeit keine gute Figur abgibt. Er kann allerdings etwas dafür, dass er nach seinem Amtsverständnis keine politischen Rücksichten nimmt. Und damit hat er Recht."
Eine Einsatzarmee, zu der die Bundeswehr umgebaut werden soll, kann sich Führungsschwäche innerhalb der Truppe nicht leisten. Das Ludwigsburger Kreiszeitung sieht daher generell die Politik in der Pflicht, die geforderte sei, "bei der Neuausrichtung der Armee darauf zu achten, dass gerade die Qualität der Aus- und Fortbildung nicht leidet. Genauso muss sie dafür sorgen, dass die Soldaten nicht mit mangelhafter Ausrüstung in den Einsatz ziehen - und nach ihrer Rückkehr nicht länger ins Leere fallen. Das ist viel zu häufig der Fall. Es gibt also noch genügend zu tun auf der Baustelle Bundeswehr."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Katja Sembritzki