Griechenland-Hilfe "Nicht der letzte Milliardenscheck"
10.06.2011, 20:18 Uhr
(Foto: dpa)
Die Lage in Griechenland ist ernst. Ein gescheiterter Staat mitten in der Euro-Zone könnte auch für Deutschland schlimme Folgen haben. Doch Schäubles Idee einer sanften Umschuldung bietet keine Garantie für Besserung. Griechenland braucht Wachstum.
"So sehr Schäuble recht hat mit seiner Warnung, die Lage sei ernst und eine Pleite Athens habe Folgen für den gesamten Euro-Raum, so wenig Aussicht gibt es, dass der nächste Milliardenscheck der letzte sein wird", konstatiert die Märkische Allgemeine. Das Land habe seine Hausaufgaben nicht gemacht und stehe nun allzu tief in der Kreide. "Wenn es aber stimmt", so das Blatt aus Potsdam weiter, "dass von allen schlechten Lösungen ein Rausschmiss Griechenlands aus der Euro-Zone die schlechteste ist, dann muss die Regierung dies auch klar sagen." Die Kanzlerin dagegen bediene in der Öffentlichkeit niedere Instinkte. Und "das sät jene Zweifel, die am Ende eine Mehrheit im Bundestag gefährden könnten".
Der neue Tag meint, dass es auf den Schäuble-Plan hinauslaufen werde: "Der Vorschlag eines Zahlungsaufschubs wäre das kleinere Übel. Keine Frage aber, dass auch diese Maßnahme Risiken birgt. Denn die Gläubigerstaaten werden eingestehen müssen, dass die bisherigen Rettungsaktionen nicht funktionieren. Das verteuert die Schuldenfinanzierung in den Ländern, die auf der Kippe stehen."
Die Ludwigsburger Kreiszeitung betrachtet den Plan des Finanzministers eher skeptisch, denn eine "sanfte Umschuldung bietet keine Gewähr für Besserung". Die Laufzeitverlängerung von Staatsanleihen minimiere den Schuldendruck nur vorübergehend. Laut dem Blatt brauche Griechenland vor allem Wachstum, um sich wieder wirtschaftlich zu berappeln. Allerdings wäre dies ohne einen Schuldenschnitt kaum möglich – "und wohl auch nicht ohne massive Investitionshilfen. Von all dem findet sich nichts in Schäubles Plan. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wenn nicht alles täuscht, dann wird die Regierungskoalition in Sachen Griechenland wohl noch weitere Hakenschläge absolvieren."
Die Rhein-Zeitung meint: "Griechenland-Hilfe darf nicht nur gewährt, sie muss auch beworben werden." Die Fakten sprechen ganz klar für sich, und das Blatt aus Mainz hebt sie hervor: "Ein 'gescheiterter Staat' mitten in der Euro-Zone würde uns alle in die Knie ziehen, gerade uns Deutschen das Wachstum strangulieren, da wir wie kein anderes Land vom starken und immer wieder zu stärkenden Euro in Milliarden-Größenordnung profitieren. Und die Griechen, das hat Schäuble sehr zu Recht betont, kommen unterm Strich vorbildlich voran, haben schon so viel gespart, dass wir in Deutschland ein Konsolidierungspaket von 125 Milliarden schnüren müssten, um Vergleichbares zu schultern."
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Julia Kreutziger