Pressestimmen

Merkel sichert Flüchtlingslager Hilfe zu "Nicht mehr als ein Trostpflaster"

Krieg, Korruption, Armut und Hunger prägen die gesellschaftliche Wirklichkeit in einem Großteil von Afrika. Da kann die eine Million Euro, die Kanzlerin Angela Merkel während ihrer Afrika-Reise dem Flüchtlingslager Dadaab in Kenia versprochen hat, nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Aber wie kann dem Kontinent wirklich geholfen werden?

Wenn die Bilder aus der Presse verschwinden, wird die Welt das Elend in Afrika wieder vergessen.

Wenn die Bilder aus der Presse verschwinden, wird die Welt das Elend in Afrika wieder vergessen.

(Foto: dapd)

Die Heilbronner Stimme sieht die Ursache für die Not in Afrika vor allem bei den einheimischen Regierungen: "Der Hunger in Afrika ist der Bruder der Armut, wie überall in der Welt. Hilfsaktionen werden die Not nur kurzfristig lindern. Neben dem Klima und regionalen Kriegen sind die eigenen politischen Eliten schuld daran, dass vielen Afrikanern eine Perspektive fehlt. Es wäre ihre Aufgabe, Bilder wie die aus dem Lager Dadaab im Vorfeld zu verhindern. Sie sind eine Schande für jede Regierung mit Verantwortungsgefühl."

Dass können die Lübecker Nachrichten nur unterstreichen, hat die Bundesregierung in ihrem Afrikakonzept doch festgehalten: "Für Afrika sind in erster Linie die Afrikaner verantwortlich." Allerdings hätten die Politiker dort auch etwas von "Konzentration deutscher Zusammenarbeit auf Bereiche wie gute Regierungsführung, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Umwelt, Klima" geschrieben. "Merkels Visite wird zeigen, wie ernst das gemeint ist."

Für die Märkische Oderzeitung vereint das Konzept der Regierung "Nachhaltigkeit und gute Absichten". Auch das Blatt aus Frankfurt an der Oder sieht jetzt die Kanzlerin in der Pflicht: "Frau Merkels Kunst - eine Probe auch auf ihre Glaubwürdigkeit - besteht nun darin, all das, was über den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen hinausgeht, auch tatsächlich anzusprechen, ohne dass die Türen zugeschlagen werden. Würde das so funktionieren, würden auch die langfristigen Interessen der Partner befördert."

Der Münchner Merkur benennt das eigentliche Problem: "Dem Hunger der Afrikaner nach ausreichender Ernährung, sauberem Wasser, Anbindung an Stromnetze und bessere Bildungschancen steht der Hunger der Industriestaaten nach Rohstoffen, vor allem Öl und seltenen Erden, gegenüber." Jetzt komme es darauf an, richtig zu handeln, denn "der Wettbewerb um die Schätze Afrikas birgt das Risiko einer (nach der Kolonialzeit) zweiten Ausbeutung in sich. Dies verhindert man aber nicht, indem man mit oberlehrerhaftem Verweis auf Korruption und Verletzung der Menschenrechte das Feld weniger Sensiblen überlässt. Sondern durch eigenen, faireren Handel zu beiderseitigem Nutzen."

"Politische Unfähigkeit, unfaire Wirtschaftsbeziehungen, Landwirtschaft, die sich an den Bedürfnissen des reichen Nordens und nicht des armen Südens orientiert - und wir sprechen von einer 'Dürre-Katastrophe'?" Dass Merkel eine Million Euro Soforthilfe für die Hungernden bereitstellen will, sei zwar "löblich", finden die Nürnberger Nachrichten. Aber eben auch nicht mehr als "ein Trostpflaster für die Abgeschriebenen dieser Welt", denn "an den Mechanismen, die Hunger verursachen, wird sich durch solche Gesten nichts ändern. Satt und zufrieden wird die Welt den Hunger schnell wieder vergessen, wenn sie genug Bilder von ausgemergelten Kindern gesehen hat."

Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Katja Sembritzki

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