Pressestimmen

Obama und der Konflikt im Irak "Privatangelegenheit des Weißen Hauses"

Pressestimmen.jpg

Die USA sind in der Verantwortung in der Krise im Irak – doch wie weit diese Verantwortung geht, darin ist sich die deutsche Tagespresse uneins. Die mediale Debatte um den Irak trägt bizarre Züge: Ideologen streiten, welcher US-Regierung für das Chaos der Schwarze Peter gebührt; Beobachter fachsimpeln, ob Barack Obamas jüngster Beschluss einen Kurswechsel bedeutet; und was sagt überhaupt Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon zu der Misere?

"Es ist, als sei der Irak eine Privatangelegenheit des Weißen Hauses und eine Beurteilung nach anderen als innenpolitischen Maßstäben gar nicht mehr möglich", findet der Mannheimer Morgen. "Dabei verkennt das Getöse nicht nur den Ernst der Lage. Es überdeckt eine fundamentale Ratlosigkeit beim Thema selbst. Nicht nur in den USA."

Egal, welchen Kurs er im Irak steuert, US-Präsident Barack Obama kann es den Republikanern nicht recht machen - das vermutet auch die Südwest Presse aus Ulm. "Als er den Truppenabzug ankündigte, wurden ihm Schwäche und mangelndes Durchsetzungsvermögen vorgeworfen. Nun entsendet er 300 Militärberater. Damit gestehe der Präsident indirekt frühere Fehler ein und versuche, diese durch eine halbherzige "Wende" wieder gutzumachen, mäkelt nun die Opposition. Eine richtige Wende ist es natürlich nicht. Diesmal geht es vorrangig um die Sicherheit der Amerikaner im Irak, insbesondere des Botschaftspersonals. Schließlich wäre nach dem Anschlag auf das US-Konsulat in Bengasi nichts peinlicher als eine weitere Attacke auf US-Diplomaten. Gewiss war das Desaster im Irak nicht Obamas Krieg, sondern der seines Vorgängers George W. Bush. Beenden wollte ihn aber Obama, nach Ansicht seiner Kritiker allerdings zu schnell. Den Vorwurf, er habe voreilig das Kriegsende ausgerufen, wird sich der US-Präsident bis zum Ende seiner Amtszeit gefallen lassen müssen."

Die Volksstimme aus Magdeburg sieht nicht nur die USA, sondern vor allem die Uno in der Pflicht: "Welch ein Eingeständnis der Ohnmacht, wenn Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärt, für einen militärischen Einsatz der USA gegen die Terrorgruppe Isis im Irak sei kein Mandat des Sicherheitsrates erforderlich! Gerade angesichts der Gefahr eines Flächenbrandes im Nahen Osten durch den Vormarsch der Dschihadisten im Irak sollte sich die Weltorganisation an ihren Gründungsauftrag unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs erinnern."

Der Vormarsch der Horror-Islamistentruppe Isis im Irak könnte zu neuen, doch nur auf den ersten Blick überraschenden Allianzen führen, vermutet die Welt. "Denn eine zumindest indirekte Kooperation zwischen den USA und dem Iran hatte sich seit geraumer Zeit angebahnt. In dem Maße, wie sich die USA aus ihrer Rolle als maßgebliche Ordnungsmacht im Nahen Osten zurückzogen, schien der Iran für die Strategen im Weißen Haus als Gegengewicht zu den bröckelnden arabischen Despotien attraktiver."

Zusammengestellt von Anna Veit

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen