Pressestimmen

Krisengespräche bei D-Day-Feier "Sie reden miteinander"

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Versöhnung ist das zentrale Thema der Erinnerung an die Landung der Alliierten in der Normandie. Die Feier zum D-Day wird aber auch zur diplomatischen Bühne in der Ukraine-Krise: Obama trifft Putin trifft Poroschenko. Die deutsche Presse sieht ein Zeichen der neuen Zeit: Die deutsche Kanzlerin Merkel wird besonders herzlich empfangen.

"Nie wieder Krieg! Das ist die Botschaft bei den Feierlichkeiten zum D-Day", so die Stuttgarter Zeitung. "In der Normandie haben die westlichen Demokratien vor 70 Jahren Schulter an Schulter die letzte Etappe im Sieg der Freiheit über die Unterdrückung eingeleitet. Zu diesem Gedenken gehört natürlich auch Russland. Die Ukraine-Krise ist nun ein Punkt, an dem sich vor allem der Westen grundsätzlich klar darüber werden muss, wie er in Zukunft mit Russland zusammenarbeiten will."

Die Meinungen gehen auseinander darüber, ob die Gedenkfeier in der Normandie zu einer Vermittlungsoffensive in der Ukraine-Krise genutzt wurde. Das Mindener Tageblatt bleibt pessimistisch: "Fast fünf Jahrzehnte im Anschluss an den Europa und große Teile des Erdballs verheerenden Zweiten Weltkrieg währte der Kalte Krieg zwischen Ost und West, in Schach gehalten nur von der sicheren Aussicht auf die totale Selbstzerstörung der Konfliktparteien. Dass sein friedliches Ende um 1989 wohl keineswegs ein Lernen aus der Geschichte war, beginnen wir gerade erst zu begreifen. Die finsteren Mienen der Staatslenker auf den Gipfeltreffen dieser Tage sagen mehr als 1000 Kommuniqué-Worte."

Der Kölner Stadt-Anzeiger blickt jedoch positiv auf das Zusammentreffen in der Normandie: "Merkel und Putin haben die Kühle ihres Verhältnisses noch nie so demonstrativ gezeigt. Die gute Nachricht aber bleibt: Sie haben miteinander geredet. Zum wiederholten Male in der aktuellen Krise. Nun haben es auch der Franzose François Hollande und der Brite David Cameron getan. Vor allem aber US-Präsident Barack Obama. Die noch bessere Botschaft lautet jedoch: Putin und der eben gewählte ukrainische Präsident Petro Poroschenko sind einander nicht aus dem Weg gegangen. Sie haben, kurz, aber immerhin, miteinander gesprochen."

"Ausgerechnet gestern wurde dabei deutlich, welche Schlüsselrolle Deutschland in dem Vermittlungsprozess spielt", beobachten die Kieler Nachrichten. "Wie schon auf dem G-7-Gipfel steht Angela Merkel im Zentrum der Gespräche. Während die USA in den russischen Medien zuletzt nur noch als Feindbild auftauchten, sind die Töne gegenüber Berlin weiterhin gemäßigter. Und dies ist auch ein Verdienst der Kanzlerin, die stets die Balance zwischen Gesprächsbereitschaft und klaren Worten gegenüber Putin bewahrt. Eine bessere Rolle kann sich Deutschland knapp 70 Jahre nach den letzten Atemzügen der Nazi-Diktatur nicht wünschen."

"Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl lehnte zweimal die Teilnahme ab, erst 2004 war mit Gerhard Schröder ein deutscher Regierungschef bei den Feierlichkeiten dabei," erinnert der Mannheimer Morgen. "Dass Angela Merkel gestern unter den Ehrengästen war, hat also fast schon Tradition. Dass sie aber ausgerechnet an diesem symbolträchtigen Tag mit Russlands Präsident Wladimir Putin länger über die Ukraine-Krise sprach, beweist, wie sehr sich die Großwetterlage im vergangenen Jahrzehnt verändert hat. Deutschlands Selbstbewusstsein auf der Bühne der Weltpolitik ist gewachsen."

Zusammengestellt von Anna Veit

Quelle: ntv.de

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