Amoklauf "Zuverlässigen Schutz gibt es nicht"
20.09.2010, 21:12 UhrAuch wenn bei dem Amoklauf von Lörrach "alles anders" ist als beispielsweise bei den Taten von Winnenden und Erfurt, hat das Blutbad die Diskussion um ein Sportwaffenverbot erneut entfacht. Aber bieten strengere Regeln zur Aufbewahrung von Schusswaffen wirklich einen verlässlichen Schutz vor "durchgeknallten Mördern"?

Bevor sie sich im St. Elisabethen-Krankenhaus verschanzte, tötete die Anwältin ihren Sohn und ihren Ex-Mann und zündete ihre Wohnung an.
(Foto: dpa)
"Es reicht", finden die Lübecker Nachrichten und zeigen zwei mögliche Alternativen auf: "Entweder schaffen die Schützen konsequent ihre tödlichen Schusswaffen ab und üben ihren Sport nur noch mit Luftdruckwaffen aus. Oder sie müssen vom Gesetzgeber gezwungen werden, ihre gefährlichen Sportgeräte inklusive Munition zentral und sicher zu verwahren. Das heißt: Nach Training oder Wettkampf werden alle Waffen weggeschlossen, und zwar nicht zu Hause! Denn eins ist bei allen Amokläufen gleich: Die Täter gelangten problemlos an Waffen. Und damit muss Schluss sein."
"Es muss endlich der offene und vorurteilsfreie Disput darüber geführt werden, ob jeder, der einen Waffenschein besitzt, auch wirklich die Waffe zu Hause aufbewahren muss", schreibt auch das Offenburger Tageblatt, denn "die Anwältin aus Lörrach hätte nicht morden können, wäre sie nicht per se im Besitz der Pistole gewesen. So einfach ist das. Die Bundesregierung und der Bundestag müssen den Waffenbesitz auf den Prüfstand stellen. CDU und FDP sollten dabei aufhören, Lobbypolitik zu betreiben. Schließlich geht es nicht darum, Gefälligkeiten zu verteilen, sondern Sicherheit zu erzeugen."
"Alles ist anders" bei diesem Amoklauf, fasst die Pforzheimer Zeitung zusammen: "Kein verzweifelter junger Mensch, kein verstockter Jugendlicher, der seine Zeit mit mörderischen Computerspielen verbringt, nicht einmal ein Mann war es, der diesmal ausgerastet ist. Einzig, dass die Frau Sportschützin war, mag ins Raster passen, mag die üblichen Reflexe aktivieren, und Rufe nach einer Verschärfung der Waffengesetze laut werden lassen. Doch das ist zu kurz gesprungen. Sportwaffen mögen in Einzelfällen Amokläufe erleichtern. Aber wer glaubt, ein Sportwaffenverbot verhindert Taten wie die von Lörrach, irrt."
"Wie kann sich eine Gesellschaft vor Amokläufern schützen? Neunmalkluge bieten gern gut gemeinte Ratschläge. Auf junge, männliche Einzelgänger sollen die Mitmenschen ein Auge haben. Internet-Drohungen gilt es ernst zu nehmen. Der Staat, so ist oft zu hören, müsse kontrollieren, ob Sportschützen die Waffen wegschließen, damit sie nicht ihren womöglich irren Kindern in die Hände fallen." Amokläufer aber halten sich nicht an Regeln, wie der Leipziger Volkszeitung die Bluttat von Lörrach zeigt: "Sie können nicht nur über 40, sondern sogar weiblich sein und den Juristenberuf ausüben. Sie kündigen ihre Morde nicht unbedingt an. Menschen, deren Sicherungen durchbrennen, töten auch mit einer völlig unmartialischen, kleinkalibrigen Sportpistole. Auf Schusswaffen sind sie ohnehin nicht angewiesen. Mit Benzin oder Spiritus lassen sich leicht schwere Explosionen herbeiführen. Die Botschaft von Lörrach ist simpel: Einen zuverlässigen Schutz vor durchgeknallten Mördern gibt es nicht."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Katja Sembritzki