Ratgeber

Besser schlafen Die größten Irrtümer beim Matratzenkauf

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Wer gut schlafen will, muss kein Vermögen investieren.

(Foto: imago/Westend61)

Eine gute Matratze kostet leider auch gutes Geld und wer wirklich gut schlafen will, braucht auch noch einen entsprechenden Lattenrost. Das glauben zumindest viele Kunden, die auf der Suche nach der perfekten Schlafunterlage sind. "Alles Unsinn", sagt die Stiftung Warentest.

Ein frisch bezogenes Bett fühlt sich wunderbar sauber an. Ist es aber nicht. Unter dem duftenden Laken wird es richtig eklig. Etwa 180 Liter Schweiß und fast ein halbes Kilo Hautschuppen hinterlässt man beim Schlafen in der Matratze – pro Jahr. Nach zehn Jahren sollte man sich deshalb nach einem neuen Modell umsehen. Doch das ist gar nicht so einfach. Matratzenkauf ist eine Wissenschaft für sich, wobei man wohl eher von einer Pseudowissenschaft sprechen muss. Denn vieles von dem, was einem im Fachhandel und in der Werbung erzählt wird, sei reiner Hokuspokus, so die Stiftung Warentest.

Fürs neue "Test"-Heft haben sich die Redakteure in verschiedenen Bettenhäusern beraten lassen. Außerdem haben Experten 10 Lattenroste sowie 14 als besonders hochwertig beworbene Matratzen untersucht. Ergänzend wurden die Ergebnisse von mehr als 200 Matratzen ausgewertet, die in den letzten Jahren durch die Testlabore gegangen sind. "Test"-Chefredakteurin Anita Stocker zieht aus der Dreifach-Analyse ein ernüchterndes Fazit: "Matratzen sind oft überteuert, Lattenroste maßlos überschätzt, Werbeversprechen häufig haltlos."

Bei der Beratung im Fachhandel bekamen die Test-Käufer oft ganz ähnliche Argumente zu hören. Im Faktencheck hielten sie aber nicht unbedingt stand:

Je dicker, desto besser

Jeder Zentimeter mehr bedeute auch ein Extra an Komfort, eine gute Matratze müsse mindestens 20 Zentimeter hoch sein, so die Verkäufer.

Das sagen die Tester: Entscheidend ist, dass die Schulter tief genug einsinken kann. Das ist aber auch schon bei Matratzen von 16 bis 18 Zentimetern Dicke immer der Fall. Zusätzliche Höhe erreichen die Hersteller oft durch Auflagen oder Schaumschichten. Laut "Test" sind sie für gute Liegeeigenschaften aber nicht nötig.

Die Sache mit den Härtegraden

"Hart", "Fest" oder "H3", so deklarieren Hersteller Matratzen, die besonders unnachgiebig sein sollen und sich somit auch für schwerere Schläfer eignen sollen.

Das sagen die Tester: Es gibt zwar eine Skala mit Härtekennzahlen, aber keinen einheitlichen Maßstab dafür, ab wann eine Matratze weich oder hart ist. Die als fest deklarierten Matratzen im Test erwiesen sich oft als ziemlich weich. Um festzustellen, wie hart eine Matratze wirklich ist, bleibt den Käufern nur das Probeliegen.

Ein Schoner schützt die Matratze

Ein Schoner über dem Lattenrost soll die Abnutzung durch Reibung minimieren, eine Auflage soll Feuchtigkeit vom Matratzenkern fernhalten.

Das sagen die Tester: Extralagen verhindern, dass die Matratze aufgenommene Feuchtigkeit wieder abgeben kann. Das könnte Schimmel begünstigen. Außerdem verändern Auflagen die Liegeeigenschaften. Bei Inkontinenz sind Auflagen sinnvoll, ansonsten reicht es für die Hygiene, Matratzenbezüge regelmäßig zu waschen.

Gelschaum ist besser als Kaltschaum

Innovativer Gelschaum oder auch Viscoschaum soll atmungsaktiver sein und sich dem Körper besser anpassen als normaler Kaltschaum. Das Schlafgefühl werde dadurch nochmal deutlich verbessert, versprechen die Hersteller.

Das sagen die Tester: Im Labor ist von den angeblichen Vorzügen wenig zu spüren. Gelschaum ist eine Variante des üblichen Kaltschaums. Es gibt keine Tests, bei denen Gelschaum-Matratzen bessere Liegeeigenschaften gehabt hätten als andere Modelle.

Lesetipp: Gelschaum-Topper im Vergleich hier entdecken.

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Ein Lattenrost Marke Eigenbau tut's auch, so die Tester.

(Foto: imago stock&people)

Qualität hat ihren Preis

Wer sich im Fachhandel beraten lässt, landet schnell bei Matratzen im vierstelligen Preisbereich. Die Test-Matratzen kosteten zwischen 600 und 1400 Euro. Rechtfertigt werden diese Preise beispielsweise durch "hochwertige Komponenten".

Das sagen die Tester: Die reinen Herstellungskosten einer 1000-Euro-Matratze liegen bei maximal 250 Euro. Seit 2011 prüft das Bundeskartellamt, inwieweit Hersteller Druck auf Einzelhändler ausüben, um den Preis oben zu halten. Es gab Bußgelder, teils laufen immer noch Verfahren. Das ist Vergangenheit, heute gebe es aber kein Kartell mehr, sagen die Matratzenfirmen. Doch trotz Handelsmargen bis zu 40 Prozent gibt es keine Händler, die teure Matratzen deutlich billiger anbieten.

"Ein Indiz für Qualität sind die hohen Anschaffungskosten nicht", sagt "Test"-Chefredakteurin Stocker. Im aktuellen Test schaffte nur eine der 14 Matratzen aus dem Hochpreis-Segment die Note "gut", und auch das nur knapp. "Der Rest ist Mittelmaß und nicht besser als Matratzen, die die Hälfte kosten. Selbst Rollmatratzen von Aldi und Lidl können mithalten", so Stocker. Auch günstige Matratzen können "gut" sein. Die beste je getestete Matratze kostet in der Single-Variante gerade mal 199 Euro, die teuerste schnitt hingegen nur "befriedigend" ab.

Zur neuen Matratze gehört ein neuer Lattenrost

Eine gute Matratze könne ihre optimale Wirkung erst dann entfalten, wenn sie auf einem passenden Lattenrost liegt, so ein beliebtes Verkaufsargument. Der Lattenrost trage wesentlich zur Schlafqualität bei.

Das sagen die Tester: Lattenroste sind überbewertet. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, für eine ausreichende Belüftung der Matratze zu sorgen. Und das schaffen auch ganz einfache starre Unterlagen, die man sich bei Bedarf auch selbst zimmern kann. Die angeblichen Vorzüge von speziellen Leisten, Zonen und Gelenke lassen sich im Test nicht bestätigen.

Zehn Lattenroste mussten sich im Labor mit einer Spanplatte messen lassen – und scheiterten. "Kein Modell bringt für Rücken- und Seitenschläfer mehr als die starre Platte: weder der 12-Euro-Rost von Ikea noch die mehr als 1000 Euro teure Flügelfederung von Lattoflex", bilanziert Stocker. Teils verschlechtern die Hightech-Objekte die Liegeeigenschaften der Matratze sogar.

Oft bekamen die Testkäufer im Fachgeschäft zu hören, sie sollten mit der Matratze auch den Lattenrost austauschen. Dieser sei nämlich nach zehn Jahren ebenfalls durchgelegen. Im Prüflabor erwiesen sich die Lattenroste allerdings durchwegs als äußerst langlebig. Selbst der Billig-Rollrost von Ikea bestand alle Haltbarkeitsprüfungen. Fazit der Tester: "Lattenroste überleben Matratzen oft bei Weitem".

Quelle: ntv.de, ino

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