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Baden-Württemberg Warum lagern Millionen Mikrofilme im Schwarzwald?

Das Langzeitgedächtnis Deutschlands liegt in einem Berg im Schwarzwald. Dort werden Fotos von Dokumenten wie dem Grundgesetz oder Bach-Werken aufbewahrt, die mindestens 500 Jahre überdauern sollen.

Oberried (dpa/lsw) - Im Schwarzwaldberg Schauinsland lagern Millionen Mikrofilme mit Ablichtungen von historischen Dokumenten aus der deutschen Geschichte. Die Filme werden in einem früheren Bergwerkstollen in luftdicht verschlossenen Edelstahlfässern aufbewahrt, wie das verantwortliche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe berichtete. 

Tief im Berg sind die Behälter des Langzeitarchivs sicher vor Kriegen, Unglücken oder Sabotage. Der Bunker wurde der Behörde zufolge lange geheim gehalten. Der sogenannte zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland im Barbarastollen wird nun 50 Jahre alt - daran soll heute (11.00 Uhr) bei einer Feierstunde in Oberried (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) erinnert werden. 

Behördenchef: "Langzeitgedächtnis unserer Nation" 

"Der Barbarastollen ist das kulturelle Langzeitgedächtnis unserer Nation", sagte der Präsident des Bundesamts, Ralph Tiesler, laut einer Mitteilung. Es sei wichtig, dass sich Bund und Länder gemeinsam für den Schutz von Kulturgut engagierten. "Wir sehen leider, dass in Kriegen und bewaffneten Konflikten die Zerstörung von Kulturgut gezielt geschieht, um die angegriffenen Nationen ihrer Identität zu berauben und sie damit zu demoralisieren." 

Wie ist der frühere Bergwerkstollen geschützt? 

Der Barbarastollen steht laut Behörde als bundesweit einziges Objekt unter Sonderschutz nach den Regeln der Haager Konvention. Das internationale Abkommen wurde 1954 für den Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten vereinbart. Der spezielle Schutz werde am Eingang durch das dreifach angeordnete blau-weiße Kulturgutschutzzeichen deutlich gemacht. 

Der Hauptstollen führt 680 Meter durch Gneis und Granit in das Innere des Schwarzwaldbergs. Am Ende des Stollens werden die Mikrofilme gelagert. Das Filmmaterial ist den Angaben zufolge für mindestens 500 Jahre lagerfähig.

Dokumente aus vielen Jahrhunderten 

Im Stollen schlummert unter anderem die auf Mikrofilm gebannte erste Originalausgabe des Grundgesetzes von 1949. Zudem gibt es Kopien von Dokumenten, die eine hohe nationale oder kulturhistorische Bedeutung haben. Zu ihnen zählen die Krönungsurkunde Otto des Großen aus dem Jahr 936, der Vertragstext des Westfälischen Friedens von 1648, Handschriften des Komponisten Johann Sebastian Bach sowie die Baupläne des Kölner Doms. Insgesamt gibt es über eine Milliarde Ablichtungen von Dokumenten, wie die Behörde berichtete.

Quelle: dpa

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