Mecklenburg-Vorpommern AfD wohl stärkste Kraft bei Bundestagswahl in MV
23.02.2025, 04:38 Uhr
(Foto: Michael Kappeler/dpa)
Deutschland hat gewählt. Die Union hat die Wahl gewonnen, die SPD ist die große Verliererin. In MV waren 1,3 Millionen Menschen wahlberechtigt. Die AfD liegt nach Auszählung erster Wahlbezirke vorn.
Schwerin (dpa/mv) - Bundesweit hat die Union die Wahl gewonnen - in Mecklenburg-Vorpommern wird die AfD aller Voraussicht nach erstmals bei einer Bundestagswahl stärkste Kraft. Nach Auszählung von knapp zwei Drittel der fast 2.000 Wahlbezirke im Land käme die Partei auf etwa 38 Prozent der Wählerstimmen. Bei den Direktmandaten liegt die AfD auf halber Strecke in fünf von sechs Wahlkreisen im Land vorn. Lediglich in Rostock kann sich das Linke-Urgestein Dietmar Bartsch nach Auszählung von 273 der 345 Wahlbezirke Hoffnungen machen.
Die Partei von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die vor dreieinhalb Jahren mit 29,1 Prozent noch klare Wahlsiegerin war und auch alle sechs Direktmandate gewonnen hatte, muss im Geleitzug der Bundes-SPD schmerzhafte Verluste hinnehmen. Ihr Ergebnis reduziert sich dem Zwischenergebnis zufolge auf etwa 12 Prozent.
Auch die Linke liegt bei 12 Prozent. Die CDU kann in MV ihr Ergebnis von 2021 nicht verbessern und liegt bislang bei 17 Prozent. Die Grünen schaffen nur 5 Prozent, die FDP 3 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht kommt im Zwischenresultat im Nordosten auf 10 Prozent.
Bundesweit siegt Union klar vor AfD
Bundesweit sind CDU und CSU mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz klar stärkste Kraft geworden. Auf Platz zwei kommt nach den Hochrechnungen von ARD und ZDF die AfD. Dahinter liegt die SPD, gefolgt von den Grünen. Die Linke schafft den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde und ist erneut im Bundestag vertreten. FDP und Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) müssen dagegen um den Einzug ins Parlament bangen.
In Mecklenburg-Vorpommern reicht die Stimmung am Wahlabend von Sektlaune bei der CDU bis zu Katerstimmung bei der Regierungspartei SPD. "Die Union ist in etwa so stark wie SPD und Grüne zusammen, gegenüber der letzten Bundestagswahl konnten wir deutlich zulegen", sagte der CDU-Landesvorsitzende Daniel Peters.
Die SPD-Landesvorsitzende und Ministerpräsidentin Schwesig räumte die Wahlschlappe ihrer Partei ein. "Es ist eine schwere Wahlniederlage mit Ansage", sagte sie. "Die SPD hat nicht in den letzten zwei Wochen verloren, sondern in den letzten zwei Jahren." Der Dauerstreit in der Ampel-Koalition habe Olaf Scholz und der SPD massiv geschadet. Für die Zukunft werde sich die SPD neu aufstellen müssen.
Linke: Phänomenaler Erfolg – Grüne: Sind stabil geblieben
Der Landesvorsitzende der Linken, Hennis Herbst, feierte den Wiedereinzug seiner Partei in den Bundestag als "phänomenalen Erfolg". Das gebe auch der rot-roten Regierungskoalition in Mecklenburg-Vorpommern Rückenwind für die weitere Arbeit.
Der AfD-Landesvorsitzende Leif-Erik Holm nannte das Abschneiden seiner Partei historisch. Nach den Hochrechnungen kann sie ihr Ergebnis quasi verdoppeln auf 20,1 bis 20,2 Prozent (2021: 10,4 Prozent). "Keine andere Partei hat so stark dazugewonnen wie wir. Der ganze Osten ist blau", sagte Holm. Das Ergebnis sei das "Ende der links-grünen Dominanz." Die Bürger hätten unmissverständlich klargemacht, dass sie eine Politikwende in Deutschland wollten.
Nach den Hochrechnungen verbessern sich CDU und CSU auf 28,4 bis 28,8 Prozent (Wahl 2021: 24,1 Prozent). Die SPD von Kanzler Olaf Scholz stürzt dramatisch ab auf ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis seit 1949 und landet bei 16,2 bis 16,3 Prozent (25,7). Die Grünen verlieren leicht und kommen auf 12,4 bis 12,7 Prozent (14,7). Die Linke steigert sich deutlich auf 8,5 bis 8,7 Prozent (4,9). Die FDP halbiert ihr Ergebnis und liegt bei 4,9 Prozent (11,4). Das BSW, eine Abspaltung der Linken, kommt bei seiner ersten Bundestagswahl auf 4,8 bis 5,0 Prozent.
Was folgt aus dem starken AfD-Ergebnis?
Schwesig sieht im Abschneiden der AfD einen "Auftrag an alle demokratischen Kräfte, die drängenden Probleme gemeinsam zu lösen", wie sie sagte. CDU-Landeschef Peters sagte rückblickend auf die Wahlkampfphase: "Der Versuch, die CDU mit einer Schmutzkampagne zu überziehen, hat offenkundig nicht funktioniert." Wer gegen Positionen der politischen Mitte demonstriere, weil er sie für rechtsradikal halte, stärke am Ende die Falschen. "Auch das ist eine Lehre aus dem heutigen Abend", sagte er.
In Mecklenburg-Vorpommern waren rund 1,3 Millionen Menschen bei der vorgezogenen Bundestagswahl zur Stimmabgabe aufgerufen. Bis zum frühen Nachmittag gaben 41,7 Prozent der Wahlberechtigten in MV ihre Stimme im Wahllokal ab. Die Zahlen wurden nach Angaben der Landeswahlleitung um 14.00 Uhr erhoben. Nicht einbezogen sind die Bürgerinnen und Bürger, die Briefwahlunterlagen beantragt haben. Bei der vergangenen Bundestagswahl 2021 lag die Wahlbeteiligung in MV am Ende bei 71,1 Prozent. Bis 14.00 Uhr hatten damals 32,5 Prozent in den Wahllokalen abgestimmt.
Quelle: dpa