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Mecklenburg-Vorpommern Gewalt im Job trifft im Nordosten besonders junge Ärztinnen

(Foto: Patrick Pleul/Zentralbild/dpa)

Schlagen, treten, würgen und beißen: Mediziner in Mecklenburg-Vorpommern werden während der Arbeit immer öfter angegriffen. Besonders Frauen unter 40 sind laut einer Ärztekammer-Studie betroffen.

Rostock (dpa/mv) - Die Gewalt gegen Ärztinnen und Ärzte im Nordosten steigt laut einer aktuellen Umfrage der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern. Laut Kammer ist die "erschreckende Zunahme von Gewalt" gegen Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal im Land eine besorgniserregende Entwicklung. An der Studie mit Fragebogen im Juli und August hatten sich demnach 12,3 Prozent aller berufstätigen Ärzte im Land beteiligt.

Mehr als jede und jeder Zweite (57 Prozent) berichtet demnach von psychischer, knapp jede und jeder Fünfte (19 Prozent) von körperlicher Gewalt durch Patientinnen und Patienten. Besonders im stationären Bereich sind die Zahlen erschütternd: Dort haben 30 Prozent der Umfrageteilnehmer körperliche Übergriffe erlebt - 13 Prozent sogar ausgeprägte körperliche Gewalt wie schlagen, treten, würgen und beißen, wie die Kammer mitteilte. 

Junge Ärztinnen besonders oft betroffen

Junge Ärztinnen und Ärzte unter 40 Jahren sind laut Umfrage besonders häufig betroffen. In dieser Altersgruppe berichten 70 Prozent von Gewalterfahrungen innerhalb des vergangenen Jahres, ein Drittel davon sowohl von körperlicher als auch psychischer Art. Darunter bei fünf Prozent der Ärztinnen und Ärzte auch körperliche sexualisierte Gewalt. 

"Diese Zahlen zeigen, dass Gewalt gegen medizinisches Personal kein Einzelfall und kein Randthema mehr ist", betonte Dr. Jens Placke, Präsident der Ärztekammer MV. "Wenn Ärztinnen und Ärzte in ihrem Arbeitsalltag bedroht, beleidigt oder gar angegriffen werden, gefährdet das nicht nur ihre Sicherheit, sondern auch die Versorgung der Patientinnen und Patienten." Betroffen seien auch das medizinische Personal wie Medizinische Fachangestellte oder Pflegepersonal. 

Fast die Hälfte der Befragten nimmt dabei eine deutliche Zunahme von Aggression in den vergangenen fünf Jahren wahr. Als Gründe nennen die Befragten unter anderem Frust, psychische Probleme oder Suchtverhalten der Patientinnen und Patienten. Einige Befragte hatten demnach schon mehrmals die Polizei oder Sicherheitsdienste alarmiert. Die Mehrheit (81 Prozent) der Mediziner in der Studie berichten allerdings, dass Sie durch ein deeskalierendes Gespräch versucht hätten, den Konflikt zu lösen.

Mehr Prävention gegen Gewalt 

Die Ärztekammer in Mecklenburg-Vorpommern plant jetzt, das Thema Gewaltprävention verstärkt anzugehen. Sie sieht aber auch dringenden Handlungsbedarf bei den Politikern. "Gewalt zu verhindern ist keine Aufgabe, die allein die Ärzteschaft lösen kann", erklärte Prof. Johannes Buchmann, Vizepräsident der Ärztekammer. 

Es sei eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung – von Politik, Justiz, Gesundheitsinstitutionen und der gesamten Bevölkerung. "Ärztinnen und Ärzte brauchen Rückhalt, Respekt und Sicherheit in ihrer täglichen Arbeit."

Gesundheitsministerium fordert mehr öffentliche Aufmerksamkeit

Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) fordert angesichts der Studien-Ergebnisse, der Gewalt gegen Mitarbeitende in der Gesundheitsversorgung mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu widmen. "Es ist das Verdienst der Ärztekammer, mit der Umfrage Sichtbarkeit zu erzeugen", so Drese. Das sei ein wichtiger Schritt, um Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten und zur Prävention zu entwickeln.

Die Ministerin betonte, dass "Verbalattacken, Bedrohungen bis hin zu körperlichen Übergriffen zur traurigen Realität im Arbeitsalltag" vieler Ärztinnen und Ärzte und beim Pflegepersonal gehörten. 

Laut Drese beschäftigen sich aktuell auch andere Bundesländer mit der zunehmenden Zahl der Angriffe auf Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal. Am Freitag stehe ein entsprechender Antrag auf der Tagesordnung des Bundesrates. Der Schutz der Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und ihrer Mitarbeitenden müsse verbessert werden. Dabei gehe es sowohl um Strafverfolgung als auch um Prävention.

Quelle: dpa

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