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Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig gibt wegen Krebs die Bundespolitik auf

(Foto: Jens Büttner/zb/dpa)

Schock-Diagnose für Manuela Schwesig: Die 45 Jahre alte SPD-Politikerin ist an Brustkrebs erkrankt. Einige Ämter gibt sie auf. Als Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern will sie weitermachen. Kanzlerin Merkel spricht ihr Mut zu.

Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) legt nach einer Brustkrebs-Diagnose ihre Spitzenämter in der Bundes-SPD nieder. Die 45-Jährige gibt den kommissarischen und den stellvertretenden Parteivorsitz auf. Sie will aber Regierungschefin und SPD-Landesvorsitzende bleiben, wie Schwesig am Dienstag in Schwerin erklärte.

Viele an Brustkrebs erkrankte Frauen in Deutschland zeigten, dass diese schlimme Erkrankung heilbar sei und dass ein couragierter Umgang mit der Krankheit, Therapie und Berufstätigkeit vereinbar seien, sagte Schwesig. "Allerdings ist auch klar, dass ich in den kommenden Monaten meine Kräfte auf Mecklenburg-Vorpommern, meine Gesundheit und meine Familie konzentrieren muss."

Schwesig war bislang eine von drei kommissarischen SPD-Bundesvorsitzenden. Zusammen mit Malu Dreyer und Thorsten Schäfer-Gümbel wollte sie die Partei bis zur Wahl eines Führungsduos im Dezember anführen. Nach dem krankheitsbedingten Rückzug von Schwesig wird Dreyer die Partei von Oktober an für einige Wochen als alleinige kommissarische Vorsitzende führen. Der andere Co-Vorsitzende Schäfer-Gümbel wird wie geplant zum 1. Oktober seinen Posten als Arbeitsdirektor bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit antreten, wie er in Mainz sagte.

Schwesig erhielt die Diagnose Brustkrebs nach eigenen Worten bereits vor einiger Zeit. Das sei ein riesiger Schock gewesen, sagte sie. "Wenn man dann aber wieder halbwegs klar denken kann, viele Gespräche führt mit behandelnden Ärzten, dann wird schnell deutlich, dass Krebs nicht gleich Krebs ist, dass es unterschiedliche Prognosen, Heilungschancen und Therapiemöglichkeiten gibt." Die gute Nachricht für sie sei, dass dieser Krebs heilbar sei, sagte Schwesig.

Am Montag sei die Entscheidung für die medizinische Behandlung getroffen worden, die überwiegend ambulant erfolgen könne. Sie sei sehr zuversichtlich, wieder vollständig gesund zu werden, sagte Schwesig. Wegen der Therapie werde sie in den kommenden Monaten nicht an allen Tagen öffentliche Termine wahrnehmen können. Sie habe ihre Minister gebeten, sie dann zu vertreten. Vize-Ministerpräsident Lorenz Caffier (CDU) versicherte: "Sie hat eine gute Mannschaft hinter sich, auf die sie sich verlassen kann."

Schwesig ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie übernahm das Amt der Ministerpräsidentin im Sommer 2017 von Erwin Sellering (SPD), der an Lymphdrüsenkrebs erkrankt war. Er ist inzwischen als Landtagsabgeordneter in die Politik zurückgekehrt. Sellering bezeichnete die Nachricht von Schwesigs Erkrankung als Schock. "Aber Brustkrebs hat - anders als viele andere Krebsarten - eine wirklich gute Prognose, so dass alles dafür spricht, dass Manuela Schwesig ihr Amt bald wieder voll ausüben kann", sagte er. "Ich wünsche ihr und ihrer Familie von Herzen, dass sie diesen Schicksalsschlag gemeinsam gut bewältigen."

Schwesig erhielt zahlreiche Genesungswünsche, darunter von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Ich habe mit ihr telefoniert und ihr von Herzen gewünscht, dass sie wieder ganz gesund wird, dazu Kraft und Zuversicht in dieser schwierigen Zeit", sagte Merkel nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert. Der SPD-Bundesvorstand twitterte: "Wir sagen es ganz schlicht: Wir wünschen dir eine schnelle und vollständige Genesung, dir und deiner Familie viel Kraft für die anstehende Zeit." Die grüne Bundestagsabgeordnete aus Mecklenburg-Vorpommern, Claudia Müller, fügte ihren Genesungswünschen hinzu: "Momente wie dieser erinnern uns daran, dass Politik von Menschen gemacht wird, in deren Leben es Wesentlicheres gibt."

Schwesig dankte auf Twitter mit einer Gedichtzeile von Dietrich Bonhoeffer (1906-1945): "Von guten Mächten wunderbar geborgen...Darauf vertraue ich. Vielen Dank für die guten Wünsche! Das berührt mich sehr und gibt mir viel Kraft."

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist Brustkrebs mit rund 69 000 Neuerkrankungen jährlich die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Fast 30 Prozent der Betroffenen seien bei Diagnosestellung jünger als 55 Jahre.

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