Mecklenburg-Vorpommern Wolfspopulation wächst – Straßenverkehr oft Todesfalle
01.11.2025, 06:02 Uhr
(Foto: Nord-West-Media TV/dpa)
Seit fast 20 Jahren ist der Wolf auch in Mecklenburg-Vorpommern wieder heimisch. Die Population wächst. Das macht sich bei Schafhaltern und auch im Straßenverkehr bemerkbar.
Schwerin (dpa/mv) - Die deutliche Zunahme der Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern macht sich auch im Straßenverkehr bemerkbar. Seit Rückkehr des Raubtieres vor etwa 20 Jahren verendeten im Nordosten 66 Tiere nach Kollisionen mit Fahrzeugen. Das geht aus jetzt veröffentlichten Daten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf hervor. Eine weitere junge Wölfin kam nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums Ende Oktober im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte um, nachdem sie vermutlich von einem Auto erfasst worden war.
"Die Statistik zeigt, dass der Straßenverkehr die Todesursache Nummer eins für Wölfe darstellt", sagte Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD). Doch folgten danach mit 15 im Land erfassten Fällen schon die illegalen Tötungen. "Was die Statistik nicht zeigt, sind die illegalen Tötungen, die nicht nachgewiesen werden. Tatsächlich verschwinden aber Wölfe oder ganze Rudel, ohne dass es eine Erklärung dafür gibt", stellte der Minister fest. So werde die auf Fakten beruhende wissenschaftliche Bewertung des Erhaltungszustandes der Art Wolf erschwert.
Ringen um Regulierung der Wolfsbestände
"Damit leisten diejenigen, die den Wolf bejagen wollen, den Weidetierhaltern einen Bärendienst", betonte Backhaus, ohne Verantwortliche zu benennen. Nur auf Basis einer sicheren Datenlage sei ein fundiertes Wolfsmanagement möglich, das rechtssicher die Balance zwischen Arterhaltung und Schutz der Weidetiere herstellen solle. Landwirte und Jäger fordern seit langem eine Begrenzung der Wolfspopulation und erleichterte Abschussmöglichkeiten.
In einigen Bundesländern ist der Wolf bereits ins Jagdgesetz aufgenommen worden, unter anderem auch in Mecklenburg-Vorpommern. Doch müsse der Bund noch den rechtlichen Rahmen setzen, damit auffällige Wölfe in Zukunft rechtssicher getötet werden können, erklärte Backhaus.
Mehr als 600 Angriffe auf Nutztiere
Im Jahr 2024 sind offiziellen Angaben zufolge in MV bei 94 Wolfsangriffen 384 Weidetiere getötet worden. Für das laufende Jahr wurden bislang 44 Angriffe mit 153 getöteten Tieren, meist Schafen und Ziegen, registriert. Insgesamt sind in der Statistik seit 2007 landesweit mehr als 600 Fälle erfasst. 2.220 Tiere wurden dabei getötet, 550 verletzt. Halter bekommen bei vorhandenem Herdenschutz und entsprechendem Nachweis eine Entschädigung. Gezahlt wurden laut Agrarministerium bislang rund 275.000 Euro.
Der Bauernverband in MV dringt auf rasche Entscheidungen zur Regulierung des Wolfsbestandes. "Worte allein reichen nicht mehr aus. Es ist Zeit für konsequentes Handeln. Zum Schutz der Weidetierhaltung sind auch scheinbar unbequeme Entscheidungen unumgänglich", erklärte Bauernpräsident Karsten Trunk.
Wolfs-Dokumentationsstelle des Bundes führt genau Statistik
Die Wolfs-Dokumentations- und Beratungsstelle verzeichnete für Mecklenburg-Vorpommern seit der ersten Wolfs-Sichtung 2006 insgesamt 94 tot aufgefundene Wölfe. Nur fünf Tiere starben demnach eines natürlichen Todes, einer wurde als Problemwolf eingestuft und erlegt, bei sieben blieb die Todesursache unklar.
Die meisten toten Wölfe wurden in Brandenburg registriert - es sind 411. Danach folgten Niedersachsen mit 314 und Sachsen mit 240. In diesen drei Ländern ist das in Deutschland für lange Zeit ausgerottete Raubtier inzwischen wieder am weitesten verbreitet. Deutschlandweit lag die Zahl der tot aufgefundenen Wölfe im Zeitraum von 1990 bis 2025 bei 1.324 Tieren.
Schutzstatus für Wolf zurückgestuft
Der Wolf fällt unter den gesetzlichen Artenschutz. Allerdings ist wegen seiner größer gewordenen Verbreitung der Schutzstatus in der EU und auch in Deutschland von streng geschützt auf geschützt herabgestuft worden. Die Einstufung gilt als eines von mehreren Kriterien, die entscheidend dafür sind, ob und in welchem Umfang Jagd auf das Raubtier gemacht werden darf.
In Mecklenburg-Vorpommern leben dem Minister zufolge mittlerweile 28 Rudel - also neun mehr als ein Jahr zuvor - sowie fünf Paare und ein territorialer Einzelwolf. In 24 Rudeln gab es zwischen Mai 2024 und April 2025 Junge. 93 Welpen sind den Angaben zufolge bestätigt. Rechne man die Rudel hinzu, die sich aus anderen Bundesländern kommend zeitweise in MV aufhielten, seien im Nordosten sogar 37 Rudel aktiv, hieß es. Damit seien Konflikte weiterhin programmiert. Experten gehen davon aus, dass inzwischen rund 2.500 Wölfe in Deutschland leben.
Quelle: dpa