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Sachsen Jubiläum für internationales Pantomime-Festival in Dresden

Geschichten erzählen ohne Worte, das ist die hohe Kunst der Pantomime. Wer sich auf sie einlässt, entdeckt einen verblüffenden Reichtum an Spielarten.

Dresden (dpa/sn) - Von Pantomime geht eine besondere Faszination aus –weder Groß noch Klein können sich ihr entziehen. Babys kommen im Grunde schon als kleine Pantomime-Künstler zur Welt. Solange sie nicht sprechen können, sind Eltern oft auf die Mimik der Kleinen angewiesen, um deren Wohlbefinden zu deuten. In ihrer künstlerischen Ausprägung ist die Pantomime eine universelle Kunst: Die wortlosen Sketche eines Mr. Bean versteht man weltweit.

Pantomime soll kein Ratespiel sein

"Die Pantomime ist keine Scharade. Wenn das Publikum sie nicht versteht, liegt der Fehler nicht beim Publikum, sondern beim Mimen. Das Publikum soll nicht nachher, sondern gleichzeitig verstehen, ich möchte fast sagen vorher", hat der französische Schauspieler Jean Soubeyran (1921-2000) einmal gesagt. Der Mime erfülle die Erwartungen des Publikums. 

Auch das Internationale Pantomime Theater-Festival Dresden macht diese Erfahrung seit Jahrzehnten. 1982 wurde es – noch unter anderem Namen – von Ralf Herzog und Rainer Petrovski ins Leben gerufen. Ziel war es, die Vielfalt der Kunstgattung zu zeigen und Künstler aus dem In- und Ausland zu vernetzen. Ralf Herzog ist so etwas wie der oberste Pantomime Dresdens. 

Festival feiert in Dresden 40. Geburtstag

Zur 40. Ausgabe präsentieren rund 20 Künstlerinnen und Künstler aus sechs Ländern eine breite Palette – von Clownerie über Maskenspiel bis zu modernem Tanztheater, wie das Mimenstudio Dresden als Veranstalter mitteilte. Noch vor der Eröffnungsgala am Mittwoch (12. November) findet ein Workshop für Profis und Amateure statt. Bis zum 16. November folgen fünf Abendveranstaltungen und ein Kinderprogramm im Theaterhaus Rudi.

"Die Workshops und der fachliche Austausch sind uns immer noch wichtig und für viele Künstler ein Anreiz, nach Dresden zu kommen", sagt Vereinsvorsitzender Michael Meinel. Als Gastgeber nehme man aus den Begegnungen mit den Künstlern neue Impulse mit. Besucher wiederum bekämen Einblicke, wie allein mit Körpersprache und Bewegung bildstarke Geschichten erzählen könne. 

Wöchentlicher Trainingskurs für interessierte Amateure

Das Festival wird ehrenamtlich vom Mimenstudio Dresden e.V. organisiert, das die über 45-jährige Tradition der Pantomime in der Stadt pflegt. Seit fünf Jahren leitet Meinel, ein ehemaliger Schüler Herzogs, den Verein. Inzwischen hat ein weiterer Schüler von Herzog einen Staffelstab übernommen: Der Pantomime Tim Schreiber leitet seit Kurzem den Trainingskurs für interessierte Amateure jeden Dienstagabend im Projekttheater. 

Hier werden seit Jahrzehnten Techniken der klassischen Pantomime und des modernen Bewegungstheaters vermittelt. "Vor über 20 Jahren bin ich in der Schule von Ralf Herzog losgelaufen und kehre nun mit vielen Erfahrungen zurück", berichtet Schreiber. Gemeinsam mit Meinel will er die Pantomimeschule weiterführen – und zugleich mit eigener Handschrift weiterentwickeln. Neue Interessierte seien jederzeit willkommen.

Festival gibt Einblick in internationale Trends

Das Festival gibt auch einen Einblick in internationale Trends. "Ob zum Lachen, zum Nachdenken oder als inspirierende Reise in die Phantasie – hier kommen ganz unterschiedliche Facetten auf die Bühne, und das auf sehr hohem künstlerischem Niveau", freut sich Meinel auf die Gäste. "Sprachbarrieren gibt es nicht, auch das macht das Genre Pantomime so spannend. Ob lustiger oder tragischer Held, Pantomime wird weltweit verstanden."

Begleitend zur Festivalwoche ist im Foyer des Theaterhauses eine Ausstellung zur Geschichte der Pantomime zu sehen. Die Eröffnungsgala am Mittwoch zeigt Ausschnitte aller Shows. Am Donnerstag tritt die Theatergruppe Davai aus Tel Aviv mit dem Stück "Under Construction" auf –– eine skurrile physische Komödie, in der Pantomime mit Clownerie, Musik und Zirkus verschmilzt.

Am Freitag folgt "Light in the Darkness" des tschechischen Ensembles Tantehorse. Das Duo Miřenka Čechová und Radim Vizváry ließ sich dabei nach eigenen Angaben von Meistern wie Dante Alighieri, den Komponist Johann Sebastian Bach sowie der Surrealist Salvador Dalí inspirieren – und verbindet zeitgenössische Pantomime mit expressivem Tanz.

Weitere Gäste sind Sara Mangano und Pierre-Yves Massip, beide Schüler des legendären Pantomimen Marcel Marceau, sowie Carlos Aller (Spanien) und Cecilia Bartolino (Italien), die Pantomime mit Tanztheater verbinden.

Quelle: dpa

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