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Sachsen Sächsischer Dialekt: Der Spott lässt langsam nach

Die Sachsen haben es mit ihrem Dialekt nicht gerade einfach. Oft werden sie deshalb verspottet. Doch nun will man aus der Not eine Tugend machen. Auch die Jugend parliert wieder öfter auf Sächsisch.

Dresden (dpa/sn) - Die Sachsen wollen mit ihrem speziellen Dialekt nicht länger als Trottel der Nation dastehen. In einer neuen Filmreihe der Imagekampagne "So geht sächsisch" geht man dem Phänomen jetzt sprachwissenschaftlich nach. Bei der dreiteiligen Serie "Geschichte des Sächsischen" nimmt der Historiker André Thieme, Geschäftsführer der Festung Königstein, die Zuschauer mit auf eine Reise in die Geschichte des sächsischen Dialekts.

Sächsisch ist vergleichsweise junger Dialekt

"Sächsisch ist ein vergleichsweise junger Dialekt, der sich erst ab dem 12. Jahrhundert herausgebildet hat. In dieser Zeit strömten Siedlerinnen und Siedler aus ganz Europa in die Mark Meißen – das heutige Sachsen – und brachten ihre eigenen Dialekte mit. Diese Kollision der Dialekte führte schließlich zur Entstehung neuer Mundarten", erklärte der Historiker.

"Ein zentrales Kapitel der Filmreihe widmet sich den sprachprägenden Einflüssen der Wettiner, die als Markgrafen von Meißen und später als Kurfürsten von Sachsen eine einheitlichere Verwaltungssprache entwickelten: das sogenannte 'Meißner Kanzleideutsch'", teilte die Sächsische Staatskanzlei mit. Diese Schriftsprache habe mit Martin Luthers Bibelübersetzung ihren Weg ins gesamte Reich gefunden und das Hochdeutsche nachhaltig geprägt.

Sächsischer Dialekt wurde später zunehmend Objekt des Spottes

Allerdings beleuchtet die Filmreihe auch, wie das Sächsische später zum belächelten und geschmähten Dialekt wurde. "Mit dem Aufstieg Preußens im 18. Jahrhundert verlor Sachsen sprachlich an Einfluss, die Berliner Sprachvarietät setzte den neuen Standard", so Thieme. Bald habe Sächsisch als provinziell gegolten, im 19. Jahrhundert sei es gar zum Spottobjekt und Symbol des spießbürgerlichen Sachsen geworden. In der NS-Zeit und später in der DDR haben sich das Image weiter verschlechtert. 

Imagewechsel deutet sich an 

Auch die Wende in der DDR konnte den Imageverlust nicht aufhalten. Bis heute würden in den Medien Klischees reproduziert, hieß es. Neuere Umfragen wie die der Gesellschaft für deutsche Sprache aus dem Jahr 2023 würden aber einen allmählichen Imagewandel andeuten. Demnach empfänden immer weniger Deutsche das Sächsische als unsympathisch. Vor allem junge Menschen sprächen wieder häufiger Dialekt. Dazu würden auch "Dialektfluencer" in den sozialen Medien beitragen. 

Schon im Vorjahr hatte die sächsische Regierung klargestellt, dass der hiesige Dialekt nicht länger Anlass für Spott und Häme sei. Unter dem Slogan "Sächsisch für alle!" möchte der Freistaat deshalb auf humorvolle Weise die diversen Mundarten der Bevölkerung in einer Kampagne vorstellen und damit zugleich Werbung für das Bundesland machen.

Sachsen will seinen Dialekt künftig selbstbewusst feiern

"Mit der neuen Aktion wollen wir unseren Dialekt feiern. Denn der ist ein Stück sächsischer Identität und bedeutet Heimat, Stolz, Vertrautheit und Vielfalt", erklärte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Seiner Ansicht nach gibt es gar nicht den "einen" sächsischen Dialekt. So vielgestaltig wie die Regionen seien auch die Mundarten. "Was uns aber alle verbindet: Wir lieben unseren Dialekt. Wir tragen ihn im Herzen und selbstbewusst auf der Zunge."

Der erste Teil der "Geschichte des Sächsischen" wird seit dieser Woche auf den Social-Media-Kanälen von "So geht sächsisch", der Festung Königstein sowie bei Sachsen Fernsehen ausgestrahlt. Am 10. und 14. November folgt die Veröffentlichung von Teil 2 und 3 auf YouTube, Facebook und Website.

Quelle: dpa

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