Ökostrom-Baedeker für Deutschland Auf dem Wärmepumpenlehrpfad
25.08.2011, 08:43 Uhr
Im Strandkorb an der Ostsee - was könnte schöner sein?
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Weil Windparks, Solarboote und Wasserkraftwerke nicht nur die Zukunft der Energieversorgung, sondern auch spannende Ausflugsziele sind, gibt es jetzt einen Baedeker über erneuerbare Energien. Der zeigt, dass ein zweiter Blick lohnt.
Wer in diesem Sommer an den Stränden von Prerow oder Zingst im Strandkorb saß und auf die Ostsee schaute, konnte bei gutem Wetter in einiger Entfernung ein paar Windräder erkennen. Es ist der Windpark "Baltic 1", der erst im Mai den Betrieb aufgenommen hat - ausgerechnet hier, 16 Kilometer vor einem der schönsten Strände Deutschlands. Ein Widerspruch?
Im Gegenteil. Tourismus und Ökostromerzeugung passen wunderbar zusammen. Das beweist der Baedeker-Reiseführer "Deutschland. Erneuerbare Energien entdecken" von Martin Frey. Er listet 160 Reiseziele auf, die einen Überblick über die Vielfalt der erneubaren Möglichkeiten geben: von der Solarbootflotte auf dem Bodensee bis zum Nautineum in Stralsund geht es einmal durch die Republik.

Der "Hundertwasserbahnhof" im niedersächsischen Uelzen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Einige Ziele, wie die Biogasanlage im bayerischen Hiltpoltstein oder der Wärmepumpenlehrpfad im saarländischen Perl, sind vermutlich nur etwas für eingefleischte Ökostromfans. Andere, wie die Linachtalsperre im baden-württembergischen Vöhrenbach oder der Hundertwasserbahnhof im niedersächsischen Uelzen, zeigen ihre Schönheit auch dem ungeschulten Blick. Viele der Sehenswürdigkeiten demonstrieren, dass ein zweiter Blick lohnt: Der Berliner Hauptbahnhof etwa ist nicht nur für Bahn- und Architektur-Afficionados von Interesse, sondern hat auch, wie Frey schreibt "eine der markantesten Solarstromanlagen Deutschlands".
Wer sich für das Thema interessiert, sollte sich den Ökostrom-Baedeker auf jeden Fall zulegen - nicht um den nächsten Urlaub zu planen, sondern um im nächsten Urlaub nicht ein paar spannende Ausflugsziele zu übersehen. Einige Leser werden sich vielleicht am durchweg positiven Grundton des Buches stören. Streitthemen jeder Art bleiben ausgeklammert. Das hätte man anders lösen können, stört aber auch nicht weiter - schließlich geht es um Ausflüge, nicht um Politik.
Dass "Baltic 1" und andere Offshore-Windparks im Ökostrom-Baedeker fehlen, hat übrigens nichts damit zu tun, dass solche Anlagen unter Ökos umstritten sind - nicht dezentral und zu teuer lauten die Einwände. Die Lücke im Reiseführer hat einen ganz praktischen Grund: Zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Buches waren sie touristisch noch nicht erschlossen, sagt Autor Frey n-tv.de. Geändert hat sich daran kaum etwas: Wer den Windpark vor Prerow besuchen will, muss selbst für die Kosten der Bootsmiete aufkommen, teilt der Betreiber EnBW auf Nachfrage mit. (Reisegruppen, die dies tun, können hier um einen Termin bitten.)
Eine gravierende ästhetische Beeinträchtigung stellen Offshore-Windparks indes offenbar nicht dar: Bislang habe es keine Klagen von Urlaubern gegeben, heißt es aus der Kurverwaltung von Prerow.
Freunden von Hochsee-Windparks empfiehlt der Baedeker einen Besuch der Offshore-Basis in Cuxhaven. Wer zudem ein Windrad besteigen will, kann beispielsweise nach Ostfriesland - einem "Eldorado für Windenergiefreunde", nach Aachen oder ins hessische Ulrichstein fahren. Oder selbst herausfinden, ob in der näheren Umgebung ein Windrad zugänglich ist. Denn so viel ist klar: In Deutschland ist Ökostrom längst viel zu normal, um von einem Reiseführer vollständig abgedeckt zu werden.
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Quelle: ntv.de