Reise

Erfolgreicher Wiederaufbau Insel Anguilla ist jetzt noch schöner

Anguilla lockt mit Traumstränden.

Anguilla lockt mit Traumstränden.

(Foto: Carola Ferstl)

Hurrikan "Irma" verwüstete 2017 viele Trauminseln der Karibik. Die Rückkehr zur Normalität dauert, obwohl etwa auf Anguilla viele Schäden beseitigt wurden. Die großen Hotels können bis zur nächsten Saison durchhalten, doch den kleinen Häusern fehlen Gäste.

"Das Haus wackelte fürchterlich, das Dach hob und senkte sich, der Krach war ohrenbetäubend. Wir Frauen hielten die kleineren Kinder fest, die Männer stemmten sich mit aller Kraft gegen die Türen, damit der Wind sie nicht herausreißen konnte." Noch immer sind die Augen der jungen Internet-Unternehmerin Tahira Banx vor Schreck geweitet, wenn sie über die Nacht des 6. September spricht. Jene Nacht, in der der bisher stärkste Wirbelsturm "Irma" mit Windgeschwindigkeiten von fast 300 Kilometern pro Stunde über die Karibik hinwegdonnerte.

Der Wiederaufbau auf der Insel kommt gut voran.

Der Wiederaufbau auf der Insel kommt gut voran.

(Foto: Carola Ferstl)

Tahiras Heimat Anguilla, eine flache, schmale Insel von gerade mal 25 Kilometern Länge, wurde vom Auge des Hurrikans nur knapp verfehlt. Schlimmer traf es die Nachbarinsel St. Martin. Auch heute noch, fast fünf Monate später, ist das Hauptgebäude des internationalen Flughafens "Princess Juliana" noch nicht in Betrieb. Ankommende Gäste werden in Zelten abgefertigt. Auf dem Weg zum Fährterminal von St. Martin sieht man noch überall abgedeckte Dächer und an Land gespülte Boote.

Ganz anders sieht es nach einer halben Stunde Bootsfahrt auf  Anguilla aus. Nur wenig erinnert an den Sturm. Einige umgestürzte Palmen und der fehlende Kirchturm im Dorf sind übrig gebliebene Zeichen der Verwüstung. Die Stromversorgung war bereits am 25. Dezember wieder gesichert, der Kirchturm wird dank der Privatspende eines Insel-Freundes auch bald wieder stehen. Die Anguillaner sind stolz auf ihren Wiederaufbau. Fast jeder hat eine Geschichte zu erzählen, wie man am Tag nach dem Sturm rausgegangen ist und gemeinsam mit dem Aufräumen begonnen hat. Sicherlich kam Anguilla zugute, dass viele Gebäude aus Stein gebaut sind. Holzbauten hatten gegen den Wind keine Chance.

Die Bar-Trümmer fürs Lagerfeuer

Auf einer Reise über die Insel von Ost nach West wird das deutlich. Die Reggae-Ikone Bankie Banx, Tahiras Vater, steht vor den Trümmern seiner berühmten Strandbar "Dune Preserve" in der Rendezvous Bay. In der Ferne sieht man die Silhouette von St. Martin. Der Sand ist weiß, der Ozean türkis. Doch am Strand liegt ein riesiger Holzhaufen - es sind die Trümmer von Bankies Bar. Er will demnächst ein großes Lagerfeuer entzünden, Freunde einladen und dazu Musik machen. So geht man hier offenbar mit Schwierigkeiten um. "Dont worry, take it easy!"

Für Bankie Banx  ist es nach einem schweren Hurrikan im Jahr 1994 bereits das zweite Mal, dass er alles wieder aufbauen muss. "So ist das Leben, wir machen es neu und noch schöner!" sagt er pragmatisch. Und schmiedet bereits Pläne. In diesem Jahr wird das weit über die Grenzen der Insel bekannte Moon-Splash-Festival zwar wegen "Irma" ausfallen, dafür soll aber bereits im Juni ein Blues-Festival Musikliebhaber aus der ganzen Welt an den Strand vor Bankies neuer Bar locken. Der Wiederaufbau ist in vollem Gange. Internationale Musiker stehen auf der Gästeliste. Überhaupt arbeiten alle daran, die ausgefallene Wintersaison in diesem Jahr durch den Sommer zu ersetzen. Mit Spezialangeboten und Rabatten locken die lokalen Gästehäuser und Appartements, aber auch die großen Hotels werden bald wieder die Türen öffnen und den Blick auf das unendlich blaue Meer zu Sonderkonditionen anbieten.

Ebenfalls auf der Ostseite, in der Meads Bay, arbeiten Gärtner noch an den letzten Details, um den Innenbereich des Hotel Carimar wieder karibisch wirken zu lassen. Hier hatte "Irma" die Pflanzen ordentlich dezimiert. Die Zimmer hatte der Sturm weitgehend verschont, da die Wellen nicht die befürchtete Höhe erreichten. Dennoch nutzen die Besitzer des kleinen privat geführten Hauses auch hier die Gelegenheit und erneuerten die Bäder in den Appartements. Den jungen Pflanzen genügte Wasser und Sonne und so sieht der Besucher auch hier nichts mehr von den Schäden des Sturms.

Lobster-Überschuss bei zu wenig Gästen

Nebenan im "Straw Hat Restaurant", genauso wie im "Ocean Echo", sind die Tische in der ersten Reihe zwar besetzt, aber trotzdem hoffen alle wieder auf mehr Gäste. Im Frühjahr findet man überall auf den Speisekarten Lobster und Crayfisch, den kleinen zarten Bruder des Lobsters. In dieser Saison mehr als je zuvor. Normalerweise wäre jetzt nämlich Hochsaison, die Fischer kämen kaum hinterher mit der Lieferung. Doch aktuell gibt es viel Lobster und wenig Gäste. Gelegenheit, die Delikatesse in den verschiedenen Zubereitungsvarianten zu kosten.

Anguilla sucht die Normalität.

Anguilla sucht die Normalität.

(Foto: Carola Ferstl)

Etwa 20 Kilometer entfernt, auf der Ostseite der Insel, sieht man nur ganz vereinzelt ein kaputtes Fenster oder eine herausgerissene Palme. Die "Shoal Bay Villas" sind ganz unversehrt und sogar so gut wie ausgebucht. Die Urlauber hier kommen zum großen Teil aus den USA und sind Stammgäste auf der Insel. Sie haben sich im Vorfeld erkundigt, wie es nach dem Sturm aussieht und Flugverschiebungen hingenommen. Denn für sie war klar, dass man gerade jetzt den Insulanern helfen muss. Abends besuchen sie die alteingesessenen Restaurants wie das "Hibernia" mit seiner interessanten Kunstausstellung oder das neue Restaurant im schicken Hotel "Quintessence" mit seinem ausgesuchten Weinkeller und der internationalen Küche.

"Alles inklusive" gibt es auf Anguilla nicht. Dafür hat sich eine äußerst vielfältige Restaurantszene entwickelt. Das wissen die Gäste zu schätzen und so sind die Strandbars wie das "Madeariman", das "Da Vida" mit regelmäßiger Live-Musik oder lokale Restaurants wie das "E's Oven" mit seinem berühmten Conch-Eintopf gut besucht, wenn man bedenkt, dass der Tourismus in diesem Winter deutliche Einbußen hinnehmen muss.

Wenn man dem Sturm überhaupt etwas Positives abgewinnen kann, dann ist es der Umstand, dass die Schäden vielerorts nicht nur repariert, sondern mit einer Rundumrenovierung verbunden wurden. So erstrahlt die "Villa SpyGlass" hoch oben über Sandy Ground in neuem Glanz. Die Möbel wurden ausgetauscht, helle freundliche Farben ersetzen das etwas in die Jahre gekommene Dunkelbraun. Auch bei der Villen-Vermietung hofft man in diesem Jahr auf Sommergäste, die sich von dem einen oder anderen Regentag nicht schrecken lassen. Denn der Kalender für die Sommermonate ist prall gefüllt mit Terminen. Im Juni findet die jährliche Segelregatta rund um die Insel statt, Bankie Banx holte Blues-Musiker aus der ganzen Welt auf die Insel, im August wird zwei Wochen lang karibischer Karneval gefeiert. Vielleicht ein guter Tipp für alle deutschen Jecken, die nicht bis 11.11. warten wollen. Alles in allem hat Anguilla den schlimmsten Hurrikan seiner Geschichte ganz gut verkraftet.

Sandy Island ist wieder da

Und sogar Sandy Island ist wieder aus dem Meer aufgetaucht. Das winzige Eiland, mit dem Boot von Sandy Ground zu erreichen, beherbergte vor dem Sturm ein schönes Strand-Restaurant. Hurrikan "Irma" verwüstete nicht nur das Holzgebäude, sondern überschwemmte gleich die ganze Insel und riss den Sand mit sich. Nun denkt die Betreiberin Simone Connor bereits über den Neustart des Restaurants nach. Eine erste Anfrage für eine romantische Hochzeit auf der Insel liegt schon vor. Die Heiratswilligen ließen sich nicht davon abschrecken, dass noch keine Palme auf der Insel steht. Genau dafür wollten sie sorgen, so ihr Argument, und selber welche anpflanzen.

Die Begeisterung der Inselgäste, Anguilla zu helfen, brachte Connor auf eine Idee. Bald soll jeder eine Patenschaft für eine neue Palme oder einen frisch gepflanzten Hibiskus auf der gesamten Insel übernehmen können. Die Kinder aus dem örtlichen Gymnasium sollen sich um die Pflanzung und Pflege kümmern und dem Paten über den Wachstumsfortschritt seines Baumes per E-Mail berichten. Und wer möchte, kann vielleicht bei seinem nächsten Besuch auf Anguilla Wasser aus der eigenen Kokosnuss trinken. Eine Idee, die Urlauber zu Stammgästen machen soll.     

Mehr Informationen zur Autorin finden Sie hier.  

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen