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Von China zu "Made in Germany" "War nicht das, was wir machen wollten" - Was bringt die Firma Easy and Green dazu, in Deutschland zu produzieren?

Hannes und Paul Klaußner produzieren mit ihrer Firma nachhaltige Produkte aus Filz.

Hannes und Paul Klaußner produzieren mit ihrer Firma nachhaltige Produkte aus Filz.

Sitzkissen, Schreibtischunterlage oder Kaminholzkorb - mit ihren Produkten aus Filz sind zwei Jungunternehmer aus Herzogenaurach erfolgreich. Als sie die Knicke aus ihren in China produzierten Schreibtischunterlagen bügeln müssen, treffen sie eine Entscheidung: Wir produzieren ab jetzt in Deutschland.

"Made in Germany" gilt weltweit als Qualitätsgarantie. Mittlerweile produzieren die meisten deutschen Firmen aber im Ausland. Die Gründe: Günstigere Arbeitskräfte und Produktionskosten sowie weniger Bürokratie. Selbst Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit wert legen, tun das meist im – teilweise weit entfernten – Ausland. Aber es gibt einige Firmen, die nicht davon abrücken: Sie produzieren in Deutschland. Wir stellen hier in einer Serie einige davon vor. Was bewegt die Firmenlenker und womit kämpfen sie?

Zwei Brüder, ein Traum: Mit einem eigenen Unternehmen erfolgreich zu sein. Noch während des BWL-Studiums ist Hannes und Paul Klaußner klar, dass sie zusammen etwas aufbauen wollen. Der naheliegende und unkomplizierte Einstieg ist für sie, ein Nischenprodukt zu finden und das in China anfertigen zu lassen. In der Pandemie war das: Eine Schutzhülle aus Filz für Impfpässe. Mit der sind sie sofort erfolgreich: "Die ist durch die Decke gegangen", so Paul Klaußner.

Aufsteigende Dämpfe: "Das ist nicht die Art Produkt, für das wir stehen wollen"

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Als später Schreibtischunterlagen hinzukommen - ebenfalls aus Filz, ebenfalls aus China - gibt es ein Problem. Und mit dem kommt der Wendepunkt. Bei einer Lieferung kommen die Schreibtischauflagen geknickt und mit Falten in Deutschland an. Zu wenig mitgedacht seitens der Produzenten in China, lautet heute die Analyse der Brüder. Damals stellen sich in die Garage, entschlossen ihr Produkt zu retten, und bügeln die Knicke raus. Dabei steigen übel riechende Dämpfe auf und ihnen wird klar: "Das ist nicht die Art Produkt, für das wir stehen wollen", so Paul Klaußner. Um die Bügelaktion überhaupt einigermaßen gut zu überstehen, setzen sie sich Corona-Masken aufs Gesicht.

"Damit würde ich nicht mal meine Maschinen putzen"

Wie also jetzt den Erfolg fortschreiben? Die Brüder gucken sich in Deutschland um und finden eine Lohnnäherei in ihrer Nähe. Filz soll es weiter sein. Den finden sie langlebig und zeitlos. In der Lohnnäherei besteht ein hoher Anspruch an die Qualität der Materialien, lässt die Chefin durchblicken: "Der Filz, den ihr verwendet, mit dem würde ich nicht mal meine Maschinen putzen", habe sie gesagt.

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Heute steht das Unternehmen Easyandgreen für nachhaltige Produkte, denn für die Brüder Klaußner ist es wichtig bei allem Erfolg "ein gutes Gewissen" zu haben, erzählen sie. Der mittlerweile verwendete Filz wird aus recycelten PET-Flaschen hergestellt. Das Material soll besonders haltbar und schmutzabweisend sein. Auch die Arbeitsbedingungen für die Näherinnen und Näher in der Auftragsnäherei seien transparent. "Jetzt wissen wir, dass die, die unsere Produkte nähen, sauber bezahlt werden", sagt Hannes Klaußner. Das erste Produkt "Made in Germany" - ein Kaminholzkorb - ist "von Minute eins ein Erfolg", so Paul Klaußner.

Näherei in Deutschland: "Die machen halt auch Feierabend"

Qualitativ gut genäht, hätten die chinesischen Nähereien auch. Aber: "Das Gefühl ist natürlich ein anderes, weil du nicht genau weißt, wie sieht es denn mit den Arbeitsbedingungen aus", sagt Hannes Klaußner. Mit der familiengeführten Näherei stehen sie in engem Austausch. Hier können sie spontan auch mal vorbeifahren und die entstehenden Produkte begutachten.

Was aber auch eingepreist ist: Ab Freitag Abend ist Schluss und es wird nicht mehr gearbeitet, auch wenn gerade ein Großauftrag da ist. Das sei anfangs erstmal eine Umstellung gewesen. Denn bei den chinesischen Zulieferern sei es eben auch ganz normal, dass bis Samstag 18 Uhr gearbeitet wird. "Wenn du da sagst, es muss fertig werden, wird es eben auch fertig", so Paul Klaußner. Aber sie wollen eben vor allem Fairness, gute Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit. Und das kommt in dem Fall aus der deutschen Näherei.

Quelle: ntv.de

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