Testsieger-Modelle im Überblick Mit diesen Fahrradschlössern ist das Rad sicher
12.03.2025, 18:28 Uhr
Ein Fahrradschloss sollte laut ADFC drei Minuten lang Angriffe überstehen.
(Foto: Getty Images)
Die Preisspanne bei Fahrradschlössern ist groß. Dabei zeigen Tests regelmäßig, dass ein gutes und sicheres Modell gar nicht unbedingt viel kosten muss. Wir stellen die Testsieger vor.
Manch ein Fahrrad kostet mittlerweile so viel wie ein gebrauchter Kleinwagen. Und selbst, wenn es ein Modell vom letzten Flohmarkt ist: Ein Fahrrad sollte dort stehen, wo man es zuletzt abgestellt hat. Dass das leider mitnichten so ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Laut dem Gesamtverband der Versicherer wurden hierzulande 2023 rund 150.000 versicherte Fahrräder gestohlen, genau so viele wie im Jahr 2022. Die Polizei dagegen zählt auch unversicherte Fälle und registrierte 2023 rund 264.000 verschwundene Drahtesel - das ist zwar ein Rückgang von 0,6 Prozent, die Dunkelziffer dürfte jedoch noch viel höher sein. Ist das Fahrrad erst mal verschwunden, gucken Besitzer meist in die Röhre, denn laut ADFC wird im Schnitt nur jeder zehnte Fahrraddiebstahl aufgeklärt, in Städten sind es sogar nur fünf Prozent.
Ein gutes Schloss ist also Pflicht. Doch die Auswahl ist groß: Es gibt Bügelschlösser, Kabelschlösser und Faltschlösser, die mit Zahlencode oder Schlüssel abgeschlossen werden können. Die Anbieter wollen mit Sicherheitsstufen Orientierung bieten, die aber nicht standardisiert sind. Immerhin: Auf die Schlösser mit hohem Sicherheitslevel ist laut Stiftung Warentest tatsächlich Verlass. Die allerdings kosten locker ein paar hundert Euro und wiegen obendrein oft einiges. Im Test fanden sich aber auch aufbruchsichere Modelle für 50 Euro. Manche Mittelklasse-Schlösser waren allerdings auch schnell geknackt. Es lohnt sich also, etwas Zeit für die Recherche investieren.
Bügelschloss, Faltschloss, Kettenschloss: Die Vor- und Nachteile
Auf dem Markt sind vor allem drei Modelle: Bügelschlösser, Faltschlösser und Kettenschlösser. Alle haben Vor- und Nachteile. Wir fassen sie zusammen und zeigen, welche von ihnen sich in Tests bewährt haben.
1. Bügelschlosser
Bügelschlösser bestehen aus einem U-förmigen Stahlbügel. Die offenen Enden werden in den Verschlussriegel gesteckt. Laut F.A.Z. sind diese Modelle von allen Schlössern am sichersten.
Vorteile:
- Massive Metallbügel, die den meisten Aufbruchsversuchen trotzen
- Lassen sich kompakt in der Tasche oder einer Halterung am Rad transportieren
Nachteile:
- Unflexibel und schwer durch massive Bauweise
- Vor allem kurze und enge Bügel schränken Anschlussmöglichkeiten ein
Der Testsieger von Stiftung Warentest ist das Abus Super Extreme USH2500, das die Note "Sehr gut (1,2)" bekam. Doch die Sicherheit lässt sich der Hersteller gut bezahlen: Das Super Extreme gehört mit einem Preis von saftigen 265 Euro zu den mit Abstand teuersten Schlössern im Test. Dafür punktet das Modell aber mit seiner enormen Haltbarkeit und ist sehr aufbruchsicher. Abzüge gibt es für das Gewicht und die Handhabung.
Die F.A.Z. kürt mit dem Granit XPlus 540 ebenfalls ein Modell von Abus zum Testsieger, das aber nur einen Bruchteil des Extreme USH 2500 kostet. "Am Bügel beißt sich jeder Bolzenschneider die Zähne aus und die besondere Schließmechanik der XPlus-Schlösser ist bei Lockpickern als praktisch unbezwingbar berüchtigt", heißt es im Fazit. Auch für den 30 Zentimeter langen Bügel der großen Version gibt es Lob, da er sogar um einen Laternenpfahl passt.
Bei Bild macht das Evolution des US-Herstellers Kryptonite das Rennen. Im Test erweist es sich "als nahezu unbezwingbar für einen Bolzenschneider und setzte sich auch beim Sägetest an die Spitze", wie die Kollegen schreiben. Auch die stabile und geräuschlose Befestigungslösung fiel positiv auf.
Hinweis: Die Preise sind volatil und die Händler passen bisweilen auch die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) an. Sollten sich die Preise von den hier angegebenen unterscheiden, haben die Händler sie nach Veröffentlichung des Artikels geändert.
2. Faltschlösser
Faltschlösser spielen ungefähr in der gleichen Gewichtsklasse wie Modelle mit Bügel, lassen sich aber durch die Gelenke schön kompakt zusammenfalten.
Vorteile:
- Stabile Metallbügel
- Einfach zu verstauen
- Passende Halterung gibt es gleich dazu
Nachteile:
- Kurze, enge Bügel grenzen Anschlussmöglichkeiten ein
- Bei schlechten Modellen sind die Scharniere Schwachpunkte und leichter zu knacken als Bügel- oder Kettenschlösser
- Das Zusammenklappen nervt manchen Radler
Ganz vorn mit dabei ist bei Stiftung Warentest das Faltschloss Axa Fold Ultra 90 mit der Note "Gut (1,9)", beim wichtigen Kriterium Aufbruchsicherheit gab es die Note "gut (1,6)".
Bei der F.A.Z. schnitt das Abus Bordo 6000 am besten ab. "Wo die meisten Faltschlösser in unserem Test gegen den Bolzenschneider keine Chance hatten, blieb das Bordo 6000 dank sehr guter Verarbeitung und der extremen Härte des verwendeten Stahls absolut standhaft gegen unsere Attacken", heißt es im Test.
Im Test von Bild holt das Schwesternmodell Abus Bordo 6000K den Sieg: "Unter den getesteten Faltschlössern ist es das günstigste Modell, ohne dabei gravierende Kompromisse in puncto Sicherheit einzugehen. Trotz des geringen Gewichts bietet es eine solide Schutzleistung, die für viele Einsatzbereiche ausreicht", schreiben die Kollegen. Obendrein ist es den Angaben zufolge schön leicht und wiegt weniger als ein Kilogramm.
3. Kettenschlösser
Kettenschlösser gibt es in verschiedenen Längen und sie sind flexibel. Zu dünne Kettenglieder lassen sich allerdings leicht mit einem Bolzenschneider durchtrennen, während dickere mit hohem Gewicht einhergehen.
Vorteile:
- Schwer zu knacken, wenn massiv
- Vielseitig anschließbar
Nachteile:
- Teil sehr hohes Gewicht
- Halterungen werden oft nicht mitgeliefert
Zu den besten Kettenschlössern bei Stiftung Warentest zählt das Kryptonite New York Fahgettaboudit Chain 1410. Die Aufbruchsicherheit benoteten die Experten mit "Sehr gut (0,9)", als Gesamtnote gab es die Note "Gut (1,7)".
Bei der F.A.Z. holte das Hiplok Gold den Sieg: "Hochwertig, hart und ziemlich praktisch: Das Hiplok Gold kann während der Fahrt wie ein Gürtel um die Hüfte getragen werden", schreiben die Tester, die dem Schloss mit ihren Werkzeugen nichts anhaben konnten.
Das Abus City Chain 1010 räumte im Test von Bild ab und überzeugte mit einer stabilen Kette. "Mit einer Länge von 85 cm lässt sie sich flexibel um die meisten Fahrradständer führen, während das Gewicht von 1850 Gramm sie zu einer der leichtesten und dennoch robustesten Optionen im Test macht", heißt es im Fazit.
So wird das Fahrrad noch sicherer
Laut dem ADFC sollte ein gutes Schloss unter Laborbedingungen mindestens drei Minuten lang Angriffen standhalten. Länger müht sich kaum ein Dieb ab. Fahrraddiebe setzen meistens auf brachiale Methoden, während das Öffnen eines Schlosses ohne Gewalt, bekannt als "Lockpicking", laut F.A.Z. eine untergeordnete Rolle spielt. Der Grund: Es erfordert Spezialwerkzeug, Fachwissen und viel Übung – Faktoren, die es für Diebe unpraktisch machen.
Neben einem robusten Schloss reduziert die richtige Sicherung das Diebstahlrisiko erheblich. Ein Fahrrad sollte niemals ungesichert stehen bleiben und stets an einem stabilen, unbeweglichen Gegenstand befestigt werden. Gut sichtbare Abstellorte sind dabei sicherer als abgelegene Ecken, wo Langfinger mehr Ruhe haben. Zudem empfiehlt sich eine Verriegelung durch den Rahmen und ein Rad, da sich Vorderräder leicht abmontieren lassen und der Rest des Fahrrads dann futsch ist. Wer sein Rad über Nacht draußen lässt, ist außerdem mit zwei verschiedenen Schlosstypen besser geschützt – Diebe sind meist nur auf einen spezialisiert.
Ob man auf ein Schloss mit Schlüssel oder Zahlenkombination setzt, ist übrigens Geschmackssache: Modelle mit Schlüssel bieten Sicherheit, da hier keine Codes erraten oder ausgespäht werden können. Solange der Schlüssel nicht verloren geht, bleibt das Schloss in der Regel zuverlässig.
Zahlenschlösser haben theoretisch zehntausend mögliche Kombinationen, doch einfache Modelle lassen sich von Profis mit Fingerspitzengefühl knacken. In der Praxis spielt das allerdings kaum eine Rolle, da Diebe in der Regel nicht die Zeit haben, um eine Zahlenkombination systematisch zu entschlüsseln. Anders als bei einem Modell mit Schlüssel gibt es hier aber keinen Ersatzcode, falls die Kombination vergessen werden sollte.
Quelle: ntv.de