Caitlin Clark mit Rekord 22-jähriges Basketball-Phänomen verzückt selbst Obama
17.02.2024, 07:12 Uhr
Ihre Teamkolleginnen lassen Caitlin Clark nach dem College-Rekord hochleben.
(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)
Die gesamten USA stehen kopf: Caitlin Clark verzaubert das sportbegeisterte Land mit einem Fabelrekord. Die Basketballspielerin ballert sich zur besten jemals im College - und inspiriert eine ganze Generation. Selbst Hollywoodstars und Barack Obama flippen aus.
Sie benötigt nur acht Punkte. Ein Kinderspiel für das 22-jährige Phänomen. Ein Korbleger direkt nach dem Tip-Off, ein Dreipunktewurf von links - und nach nur zwei Minuten und zwölf Sekunden bricht Caitlin Clark mit einem weiteren, unglaublich weiten Dreier von der gleichen Seite, ihrer Lieblingsposition, den Rekord. Sie ist die Allzeit-Topscorerin im College-Basketball der Frauen und bricht die alte Bestmarke der National Collegiate Athletic Association (NCAA) auf atemberaubende Art und Weise: mit einem ihrer patentierten Dreier vom Logo auf dem Parkett und am Ende überragenden 49 Punkten. Die ausverkaufte Carver-Hawkeye-Arena in Iowa, nein, die gesamten USA flippen aus.
Clark hatte keinen konkreten Plan, wie sie am Donnerstag den NCAA-Rekord brechen wollte. Aber nach ihrer unfassbaren Performance - 49 Punkte sind gleichzeitig der Einzelspiel-Rekord ihrer Iowa Hawkeyes und die meisten Punkte, die sie je in einem Spiel erzielt hat - muss die Aufbauspielerin grinsen. "Ihr wusstet alle, dass ich für den Rekord einen Dreier vom Logo werfen würde", sagt Clark, die nun 3.569 Punkte in ihrer Karriere erzielt hat. Die alte Bestmarke hatte Kelsey Plum aus Washington (3.527 Punkte von 2013 bis 2017) gehalten.
Und nicht nur ihre Vorgängerin gratuliert Clark zum Meilenstein. Die NBA-Legenden Earvin "Magic" Johnson und Shaquille O'Neal sind genauso dabei wie aktuelle NBA-Stars wie Damian Lillard und Trae Young und wie NFL-Ikonen Tom Brady und Peyton Manning. Auch Hollywood-Stars wie Ashton Kutcher und Mila Kunis melden sich mit Glückwünschen. Am meisten dürfte es Clark jedoch überrascht haben, dass sich sogar Barack Obama auf X zu Wort meldet: "Herzlichen Glückwunsch an Caitlin Clark, die beste Punktesammlerin in der Geschichte des College-Basketballs der Frauen! Es hat Spaß gemacht, dir und deinem Team in dieser Saison zuzuschauen", schreibt der ehemalige US-Präsident.
Basketball in neuen Sphären dank Clark
Die Einwohner des Bundestaats Iowa, Clark wird dort im Januar 2002 geboren, werden auch Hawkeyes genannt. Und so zaubert das Falken- beziehungsweise Adlerauge neben ihren 49 Punkten auch 13 Assists auf das Parkett. Insgesamt ist sie damit an 79 von Iowas 106 Punkten (74,5 Prozent) direkt beteiligt. Wow. Nervosität? Keine Spur. "Ich weiß nicht, ob man es noch besser schreiben kann", jubelt das Phänomen anschließend. "Ich bin sehr dankbar, dass ich es auf diese Weise geschafft habe. Ich bin sehr dankbar, dass ich von so vielen Menschen umgeben bin, die mein Fundament sind."
Schlaksig, lange Gliedmaßen, aber nicht die Größte auf dem Feld: Mit nur knapp 183 Zentimetern dominiert Clark den Basketball wie keine Spielerin vor ihr mit herausragender Technik und einem beinahe perfekten Wurf. In ihrem vierten Jahr an der Uni sammelt sie durchschnittlich 32,8 Punkte (erste im Land, dazu eine Wurfquote von fast 50 Prozent), 8,5 Assists (erste im Land) und 6,9 Rebounds. Die 22-Jährige ist nur noch 99 Punkte davon entfernt, die Legende "Pistol" Pete Maravich zu überholen - und damit die beste in der Geschichte der gesamten NCAA Division I zu werden, egal ob bei Männern oder Frauen.
Clarks historischer Meilenstein ist eine Sache. Aber die Basketballerin hat auch das Spiel verändert und auf ein neues Niveau gehoben. Schaltet man dieser Tage in den USA den Fernseher an, kommt man an ihren Bildern vorbei. Experten überbieten sich mit Extremen, kommen aus den Lobpreisungen gar nicht mehr heraus. So etwas war für Basketballerinnen noch vor wenigen Jahren unvorstellbar.
Nach wie vor wird Frauen-Sport von vielen als zweitklassig behandelt. In den USA wie in Deutschland. Die Möglichkeiten, die Bezahlung, die Aufmerksamkeit, die Behandlung, der Respekt - alles nicht wie bei den Männern. Doch dank Clark und einigen Vorgängerinnen wächst und gedeiht der Frauen-Basketball in den Vereinigten Staaten. So etwas wie diese Ausnahmespielerin hat das sportbegeisterte Land noch nie gesehen.
Hollywood-Story aus dem Heartland
In den Staaten, wo College-Sport teilweise mehr bejubelt wird als einige Profiklubs, ist Clark die derzeit bekannteste Person im College-Basketball. Bei den Frauen und den Männern. Die Hallen platzen bei ihren Partien aus allen Nähten, zu Hause und auswärts. Für ihr Rekordspiel zahlen Zuschauer bis zu 2400 US-Dollar. Jeder Sportfan kennt sie. Jeder. Schließlich wird die Spielmacherin schon länger als Wunderkind bezeichnet, auf internationaler Jugendebene hat Clark mit den Vereinigten Staaten drei Goldmedaillen gewonnen, darunter zwei bei der FIBA-U19-Weltmeisterschaft, wo sie 2021 zur wertvollsten Spielerin gewählt wurde.
Clarks Erfolg stammt aber auch daher, dass sie eine Story lebt, wie sie die US-Amerikaner lieben. Dass das heutige Phänomen in Iowa geboren und aufgewachsen ist. Und nun für die Hawkeyes spielt. Nicht an der Glitzer-Küste in Kalifornien oder an der elitären Eastcoast. Sondern im Bundesstaat im Mittleren Westen der USA. Dem Heartland. Dem Kernland, das noch immer mystifiziert wird und für traditionelle Werte, religiöse Ideale und Verwurzelung in der Landwirtschaft steht. Iowa ist bekannt für Mais, Getreide und die Produktion von Rindfleisch (in Deutschland vielleicht noch für Hollywood-Streifen "Irgendwo in Iowa" mit Leonardo DiCaprio und Johnny Depp) - und eigentlich nicht für (Sport-)Stars und Sternchen.
Im vergangenen Jahr führt Clark ihre Hawkeyes quasi im Alleingang ins Finale der NCAA-Meisterschaft, das sie am Ende verlieren. Die Aufbauspielerin erzielt dabei die meisten Punkte in einem NCAA-Turnier (193), die meisten Vorlagen in einem Turnier der Frauen (60) und die meisten Dreier in einem Finale der Frauen (8). Für NBA-Superstar LeBron James ist sie damals "eiskalt", der bekannte ESPN-Experte Stephen A. Smith sagt: "Sie ist der Steph Curry des Frauen-College-Basketballs."
Clark inspiriert eine Generation
Und tatsächlich ist Clarks Wurf vom Logo einer, von dem vor ein paar Jahren im Basketball nur geträumt wurde. Bei Frauen und Männern zugleich. Stephen Curry von den Golden State Warriors hatte mit seiner Dreier-Dominanz im vergangenen Jahrzehnt aber solch einen Effekt, dass es heute mehrere NBA-Spieler gibt, die diesen Wurf mit der höchsten Schwierigkeitsstufe konstant treffen können. Aber viel mehr als eine Handvoll sind es nicht. Und dann ist da Clark, die alles so leicht aussehen lässt. Smith liegt aber falsch: Sie ist nicht der Steph Curry des Basketballs der Frauen. Sie ist ein einzigartiger Star in der US-amerikanischen Sportkultur und geht ihren eigenen, bahnbrechenden Weg. Aus Iowa in die Welt.
Dieses Jahr will der neue Megastar im NCAA-Finalturnier mehr. Der Titel muss her. Dabei hat Caitlin Clark eines bereits erreicht, was etliche Champions vor ihr nie schafften: Sie inspiriert eine ganze Generation. Mädchen wie Jungs. Frauen wie Männer. Und alle dazwischen und außerhalb. Eines Tages wird ihr Rekord womöglich von einer Spielerin gebrochen, die jetzt als junges Mädchen anfängt zu dribbeln. Weil sie Clark und ihren unglaublichen Wurf vom Logo gesehen hat - und so werden will wie das Phänomen, das die USA verzaubert.
Quelle: ntv.de