Positive Atmosphäre dank WM-Erfolg Biathleten spüren neues "Wir-Gefühl"
09.03.2015, 17:27 Uhr
Erik Lesser genießt die goldene "Momentaufnahme".
(Foto: dpa)
Das erste WM-Gold seit drei Jahren sorgt bei den deutschen Biathleten für ausgelassene Stimmung. Entsprechend optimistisch blickt das Team in die zweite WM-Woche. Medaillenchancen rechnen sich vor allem die Männer in den Staffelwettbewerben aus.
Als Erik Lesser und Laura Dahlmeier im Scheinwerferlicht ihre WM-Medaillen überreicht bekamen, wurde das neue Wir-Gefühl der deutschen Biathleten für jeden sichtbar. Nur wenige Meter vor der Bühne jubelte das gesamte Team nebst Betreuern und Trainern lautstark mit. Nach Gold für Lesser und Silber für Dahlmeier könnte die Stimmung vor dem Start der zweiten WM-Woche im finnischen Kontiolahti kaum besser sein.
"Wir stehen nach dem ersten Wochenende als Mannschaft sehr gut da, Biathlon-Deutschland lebt“, sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig: „Die beiden Medaillen nehmen den Druck vom Team. Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe.“ Grund für die jüngsten Erfolge, die sich in der starken Weltcup-Saison angedeutet hatten, sei auch ein „Wir-Gefühl, das es in den vergangenen Jahren so bei uns nicht gab“, betonte der Thüringer.
Lange Zeit war es nicht selbstverständlich, dass der komplette Tross gemeinsam Zeit verbringt, Frauen- und Männerteams trainierten zudem getrennt. Doch Hönig und Männer-Trainer Mark Kirchner haben das geändert und setzen verstärkt auf gemeinsame Lehrgänge. So entstand eine positive Atmosphäre, die alle als angenehm empfinden. „Wir haben eine super Stimmung, die Erfolge tragen natürlich ihren Teil dazu bei“, sagte der frischgebackene Weltmeister Lesser.
Weitere Medaillen scheinen möglich
Bereits nach fünf von elf Entscheidungen sind die Biathleten erfolgreicher als bei der WM 2013 (einmal Silber, einmal Bronze) und bei Olympia 2014 (zweimal Silber). „Es ist auf alle Fälle Genugtuung dabei“, sagte Kirchner: „Wenn alles so aufgeht, wie man das plant, ist man schon sehr zufrieden und stolz.“ Hönig ergänzte: „Dass es bei Männern und Frauen mit Medaillen geklappt hat, ist umso schöner.“ Nach der schwächsten WM und den schwächsten Olympischen Spielen schien die Sportart am Boden zu liegen, doch Kirchner und Hönig vertrauten auf ihre Athleten. Weitere Medaillen scheinen vor allem für die starken Männer möglich, in den Staffeln gehören die Teams des Deutschen Skiverbandes (DSV) zudem jeweils zu den Favoriten. „Jetzt tun wir uns natürlich leichter, weil wir schon etwas erreicht haben“, sagte Hönig.
Am Ruhetag konnten Lesser und Co. etwas ausspannen, erst am Mittwoch (Frauen) und Donnerstag (Männer) geht es mit den schweren Einzelrennen weiter. „Da ist alles möglich“, sagte Laura Dahlmeier, das hoffnungsvollste Talent. Die 21-Jährige konnte wegen der vielen Glückwünsche zu ihrer ersten WM-Medaille kaum einschlafen. „Es ist unglaublich, wie viele Menschen mir gratuliert haben und an diesem Erfolg teilhaben“, sagte die Partenkirchnerin. Lesser („Wir haben nicht durchgefeiert“) hingegen hatte weniger Schlafprobleme und war im Teamhotel in Joensuu sogar der erste beim Frühstück. „Ich genieße es, dass ich im Moment im Verfolger der beste Biathlet bin“, sagte Lesser und sprach im nächsten Satz schon bescheiden von einer „Momentaufnahme“.
Bei herrlichem Winterwetter mit strahlendem Sonnenschein ging Lesser anschließend eine Runde joggen. Vielleicht auch ein wenig wegen des schlechtes Gewissens, denn zur Belohnung für den größten Erfolg seiner Karriere ging es in ein Burger-Restaurant. Dort gab es einen „Fett-Load“, wie Lesser es nannte, also möglichst viel ungesundes Essen in kurzer Zeit. Natürlich war auch dort fast das ganze Team dabei.
Quelle: ntv.de, jja/sid