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Nächstes Sprintduell gegen Gatlin Bolt plant den nächsten Weltmeister-Coup

Im 100-Meter-Finale sprintet Usain Bolt mit nur einer Hundertstelsekunde Vorsprung vor Justin Gatlin zum Weltmeistertitel.

Im 100-Meter-Finale sprintet Usain Bolt mit nur einer Hundertstelsekunde Vorsprung vor Justin Gatlin zum Weltmeistertitel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Vier Tage nach dem 100-Meter-Duell zwischen Justin Gatlin und Usain Bolt kommt es zum erneuten WM-Showdown der Sprint-Giganten. Auch über 200 Meter will Bolt seinen Widersacher Gatlin in die Schranken weisen - und somit eine offene Rechnung begleichen.

Wie ist die Ausgangsposition?

Mit insgesamt neun Goldmedaillen ist Usain Bolt schon längst der erfolgreichste Athlet der WM-Geschichte. Im direkten Duell mit Justin Gatlin liegt er mit 7:2 Siegen über 100 und 200 Metern ebenfalls klar vorn. Der Amerikaner will nach zehn Jahren zum zweiten Mal in seiner Karriere 200-Meter-Weltmeister werden. Im WM-Finale von Helsinki 2005 kam es auch zum bislang einzigen Aufeinandertreffen der beiden über diese Distanz. Gatlin siegte damals klar, der erst 18 Jahre alte Bolt humpelte von Schmerzen im Oberschenkel geplagt als Letzter ins Ziel.

Wie wirkt sich der Ausgang des 100-Meter-Finals aus?

Usain Bolt filmte die Siegerehrung zum 100-Meter-Sprint mit der eigenen Kamera

Usain Bolt filmte die Siegerehrung zum 100-Meter-Sprint mit der eigenen Kamera

(Foto: picture alliance / dpa)

Die psychologische Wirkung ist enorm. Der Jamaikaner wirkt nach seinem Sieg über 100 Meter geradezu befreit, die Anspannung und Zurückhaltung der Tage davor ist fast schon wieder der alten Bolt-Show gewichen. Die Siegerehrung filmte er zur Unterhaltung der Zuschauer mit der eigenen Kamera. Die gegenteilige Wirkung auf Gatlin ist aber mindestens genauso stark. Das große Selbstvertrauen des früheren Doping-Sünders hat gelitten. Allein Bolts Anwesenheit schüchterte ihn beim 100-Meter-Finale spürbar ein. Er habe "einige Fehler gemacht", die ihm vorher nie unterlaufen sind, sagte er später. Gatlin weiß genau: Über 200 Meter ist Bolt meist noch stärker als über 100.

Ist das wirklich ein Duell "Gut gegen Böse"?

In der öffentlichen und teilweise auch veröffentlichten Meinung sind die Rollen klar verteilt. Bolt gegen Gatlin, das ist für viele: "Gut gegen Böse", die einzige globale Ikone dieses schwer angeschlagenen Sports gegen einen nachweislichen Doper. Selbst die altehrwürdige BBC stellte nach dem 100-Meter-Finale ein Video ins Internet, das ihre Reporter im Stadion beim Bejubeln des Bolt-Siegs zeigte. Fakt ist: Gatlin wurde bereits zweimal des Dopings überführt und gesperrt. Bolt war bislang immer sauber. Fakt ist aber auch: Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada hat Jamaika erst vor zwei Jahren mit dem Ausschluss von den Olympischen Spielen 2016 gedroht, weil die Kontrollen in Bolts Heimat vermeintlich so lax waren. Wenn jemand nach monatelangen Verletzungsproblemen und ohne große Wettkampfpraxis gegen jemanden gewinnt, der nachweislich schon mehrfach gedopt und anderthalb Jahre lang kein Rennen verloren hat: Ist das wirklich ein gutes Zeichen für den Sport oder ein Grund, erst recht misstrauisch zu sein?

Wie geht Gatlin mit seiner Doping-Vergangenheit um?

Seine Strategie hat sich geändert. In den ersten Jahren nach seiner Sperre argumentierte er immer: Ich habe meine Strafe verbüßt, jetzt verdiene ich eine neue Chance. Das ist ein rechtsstaatliches Prinzip. Mittlerweile argumentiert der Amerikaner gar nicht mehr. Ein Interview mit dem "Spiegel" brach er ab, britische Medien boykottiert er bei dieser WM völlig. "Wenn es in der Wohnung mieft, wäre es dann nicht schlauer, die Fenster zu öffnen, anstatt die Rollläden runterzulassen?", schrieb die "Süddeutsche Zeitung" dazu.

Was kann Bolt über 200 Meter noch aufhalten?

Nicht viel, sagen die meisten Experten. Der Superstar liebt diese Strecke. "Das ist mein Event, sie bedeutet mir sehr viel", sagte er nach seinem lockeren Halbfinal-Sieg in 19,95 Sekunden. Allerdings hält Gatlin auch hier die Weltjahresbestzeit (19,57 Sekunden) - und Bolts Trainingsrückstand nach diversen Verletzungsproblemen könnte sich umso mehr auswirken, je länger die Strecke ist. "Ich fühle mich schon deutlich besser als nach dem Vorlauf", sagte der Weltrekordhalter. Aber da hatte er sich noch "ein wenig Sorgen über meine Fitness" gemacht.

Quelle: ntv.de, Sebastian Stiekel, dpa

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