So läuft das EM-Auswärts-Heimspiel DBB muss Türken im Hexenkessel knacken
08.09.2015, 14:06 Uhr
Gegen die Türkei heißt es für Dirk Nowitzi und Dennis Schröder: Durchbeißen.
(Foto: imago/Bernd König)
Bei der Heim-EM erwartet Deutschlands Basketballer gegen die Türkei in Berlin eine brennende Halle. Neben der Auswärtsspiel-Atmosphäre müssen Nowitzki und Co. auch einem umgeschultem Box-Idol trotzen. Dennoch: Ein Sieg muss her.
Worum geht's?
Nach dem Warmup-Wochenende gegen Island und Vizeweltmeister Serbien wird es für die deutschen Basketballer bei der Heim-EM ernst. Das Vorrundenspiel gegen die Türkei ist für Dirk Nowitzki und Co. nicht nur der Start in "drei Hammerspiele" (Nowitzki) binnen drei Tagen. Es ist auch eines von zwei Schlüsselspielen im Kampf um das Achtelfinale. Das erreicht das DBB-Team nur, wenn es die Todesgruppe B mindestens auf Platz vier abschließt. Und den erreicht das DBB-Team nur, wenn gegen die Türkei oder Italien mindestens ein Sieg gelingt. Noch besser wären allerdings zwei.
Wie stehen die Vorzeichen?
1. | Serbien | 2 | 148:136 | 4 | |||
2. | Spanien | 2 | 174:157 | 3 | |||
3. | Italien | 2 | 158:153 | 3 | |||
4. | Deutschland | 2 | 137:133 | 3 | |||
5. | Türkei | 2 | 166:191 | 3 | |||
6. | Island | 2 | 129:142 | 2 |
Vor dem Duell ab 17.45 Uhr kommen DBB-Team und Türken jeweils auf einen Sieg und eine Niederlage. Im Unterschied zu Deutschland durften die Türken aber noch nicht gegen EM-Debütant Island aufs Parkett, der zwar ebenso unorthodox wie unbequem agiert, aber von jedem ernsthaften Achtelfinal-Aspiranten geschlagen werden muss. Ihren Sieg haben die Türken zum EM-Start in einem Krimi gegen Italien eingefahren. Da Basketball oft Mathematik ist und Dreiervergleiche ebenso wichtig wie Dreipunktewürfe, geht Deutschland also mit dem etwas größeren Druck in die Partie. Denn: Gewinnen die Türken erneut, sind sie quasi durch - und Deutschland muss am Mittwoch in ein echtes "do or die"-Spiel gegen Italien.
Darauf, in Berlin vom Heimpublikum zum Sieg getragen zu werden, darf das DBB-Team nur bedingt hoffen. In der Arena werden zwischen 2000 und 2500 türkische Fans erwartet. Bei einer Kapazität von 13.000 Zuschauern bedeutet das: Heimspiel für die Türkei. DBB-Center Tibor Pleiß ahnt: "Die Halle wird auf jeden Fall brennen."
Wie ist die deutsche Mannschaft drauf?
Ein enttäuschender Pflichtsieg gegen die isländischen Basketballzwerge, eine begeisternde Last-Second-Niederlage gegen die serbischen Vizeweltmeister: Die deutschen Basketballer sind bei der EM bisher zwischen den Extremen gependelt. Doch so bitter die erst 0,9 Sekunden vor Schluss besiegelte Pleite gegen Serbien war: Auf dieser überraschend starken Leistung gegen einen Titelanwärter will das Team von Bundestrainer Chris Fleming aufbauen. Psychologische Folgeschäden schließt Fleming aus. Die Mannschaft habe verstanden, "dass man nicht ungeschlagen durch das Turnier marschieren kann".
Beim Versuch, ungeschlagen durch die Partie gegen die Türken zu marschieren, kann Robin Benzing wieder mithelfen. Der gegen Island umgeknickte und gegen Serbien ausgefallene Power Forward ist wieder einsatzfähig. Damit entspannt sich die angespannte Personallage auf den großen Positionen etwas, es gibt wieder Backups für Altstar Nowitzki. Mehr als auf Größe wird es laut Fleming diesmal aber auf etwas anderes ankommen, nämlich: "Das Tempo des Spiels."
Wie läuft's bei den Türken?
Gegen Italien legten die Türken im Angriff furios los, wackelten dann bedenklich in der Defensive und siegten am Ende knapp mit 89:87. Gegen Spanien setzte es für das überforderte junge Team eine 77:104-Lehrstunde. Dennoch steht für DBB-Star Nowitzki fest, "dass das eine explosive Mannschaft in der Offensive ist". Die Hauptlast in der Offensive tragen Center Semih Erden und NBA-Profi Ersan Ilyasova. Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann erwartet dennoch einen deutschen Sieg: "Auf dem Papier sind sie der schwächste Gegner neben Island. Sie haben einen Umbruch vorgenommen, Enes Kanter ist nicht dabei. Sie haben es die letzten Jahre nie auf den Punkt bringen können."
Das gilt insbesondere für die Duelle mit Deutschland. Seit 2005 gab es in drei EM-Duellen drei Siege, von den vergangenen zehn Partien ging nur eine verloren. Auch vor gut zwei Wochen reichte es beim Supercup für eine gelungene Generalprobe - trotz eines 24-Punkte-Rückstands. Fazit Tibor Pleiß: "Die Türken liegen uns ganz gut."
War sonst noch was?
Muhammad Ali spielt auch mit, für die Türkei. Bei der EM schreibt er sich allerdings Ali Muhammed und eigentlich heißt er Bobby Dixon. Der gebürtige US-Amerikaner wurde vor dem Turnier eingebürgert und dirigiert nun das Spiel der Türken. Bei seiner Namenswahl musste der 32-Jährige nicht lange überlegen, schließlich war der boxende Ali einst Kindheitsidol des basketballspielenden Ali. DBB-Spielmacher Dennis Schröder ist durchaus beeindruckt von seinem US-türkischen Basketballbox-Pendant: "Er ist ein verrückter Spieler, der verrückte Würfe nimmt."
Quelle: ntv.de, mit dpa