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Chaos um EinlaufmusikDas ist der peinlichste Moment der Darts-WM

22.12.2024, 11:40 Uhr
imageVon Kevin Schulte
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Die Niederlage von Raymond van Barneveld war nicht die größte Absurdität am siebten Turniertag der Darts-WM. (Foto: PDC/Taylor Lanning)

Raymond van Barneveld ist einer der größten Fanhelden bei der Darts-WM. Sein Einlaufsong "Eye of the Tiger" ist so legendär wie sein Spiel. Doch bei dieser WM wird der ikonische Walk-On zur Peinlichkeit. Es ist nicht der erste chaotische Musik-Moment bei dieser Darts-WM.

Raymond van Barneveld ist einer der erfolgreichsten Dartspieler aller Zeiten. Nicht nur seine fünf Weltmeister-Titel sind legendär. Auch sein epischer Walk-On zu den Klängen von "Eye of the Tiger" gehört zum Darts wie das Bullseye und die Triple-Twenty. Und obwohl "Barney" längst nicht mehr um große Titel mitspielt, sein Walk-On hat die Magie aus erfolgreichen Zeiten nicht verloren. Die Lichter im Londoner Alexandra Palace werden gedimmt, Sirenensound ertönt, dann kommt das Intro der weltbekannten "Rocky"-Hymne. Van Barneveld wird eingeblendet, der Niederländer blickt Richtung Hallendecke, dann geht’s Richtung Bühne. Es ist der immer gleiche Ablauf seit Jahrzehnten. Bis zum Fiasko an diesem Samstagabend bei der Darts-WM 2025.

"Barney" steht bereit für seine Auftaktpartie gegen Nick Kenny. "Song 2" von Blur, der Walk-On-Titel von Kenny, ist gerade ausgefadet, da ertönt die berühmte Sirene, dann "Eye of the Tiger". Bis hier läuft alles nach Plan. Doch dann ist die Musik plötzlich aus. Sekunden später ertönt die Sirene ein weiteres Mal, alles auf Anfang. Van Barneveld ist kurz irritiert, läuft dann aber los.

Seelenlosigkeit statt "Eye of the Tiger"

Nach wenigen Metern ist der 57-Jährige bei seiner Frau angekommen, gibt ihr einen Kuss. Genau in diesem Moment ist die Musik erneut aus. Eine Sekunde Stille. Dann ertönen Klänge, die nichts mit "Eye of the Tiger" zu tun haben. Ein völlig unbekannter Elektro-Song läuft vom Band. Die Recherchen ergeben, es handelt sich um "Dynamite" von SATV Music. Es ist die Definition eines seelenlosen Songs, gemacht für die Warteschleife. Niemand kennt das Lied. Es ist das Gegenteil von "Eye of the Tiger".

Trostlos begibt sich die Darts-Legende auf die Bühne. Es muss ja irgendwie weitergehen. Geht es dann auch. Zu allem Überfluss aber auch sportlich nicht erfolgreich. Raymond van Barneveld verliert die Partie gegen Außenseiter Kenny. Die WM ist gelaufen. Nach einer schlechten Leistung scheidet der Altmeister verdient aus.

Die Peinlichkeit des Abends ist aber nicht die Niederlage, sondern wie die Profidarts-Organisation PDC van Barnevelds Walk-On verhunzt hat. In der ersten Satzpause versucht die PDC den Fehler zumindest ein wenig wiedergutzumachen. "Eye of the Tiger" ertönt endlich in voller Pracht aus den Lautsprechern im "Ally Pally". Ein schwacher Trost für die 3200 Fans in der Halle.

Falscher Einlauf-Song? Hat längst Tradition

Wie und warum es zu dem Malheur kam, teilt die PDC nicht mit. Es ist aber nicht das erste Walk-On-Chaos bei der Darts-Weltmeisterschaft. Am dritten Turniertag wurde beim Auftritt von Ryan Joyce der Walk-On-Song von Ryan Meikle abgespielt. Nur einen Tag später durfte der kroatische Debütant Romeo Grbavac nicht zu "Rim tim tagi dim" von der Band "Baby Lasagne" auflaufen. Die kroatische Band ist damit beim Eurovision Song Contest in diesem Jahr Zweiter geworden. Aber die PDC wollte schlicht nicht, dass der Titel beim Walk-On von Grbavac abgespielt wird. Oder sie hat die Rechte nicht erworben.

Stattdessen dröhnte ausgerechnet "Eye of the Tiger" aus den Musikboxen im "Ally Pally". Daraufhin postete "Barney" auf X bloß ein verwirrtes "Erm ....".

Einen Tag später konnten die Wogen zwischen dem Niederländer und Grbavac aber bereits wieder geglättet werden. Van Barneveld machte eine private Nachricht von Grbavac auf Instagram öffentlich. "Hallo Barney. Diesen Song habe ich nicht ausgewählt und ich weiß nicht, warum sie ihn abgespielt haben", hatte ihm der einzige WM-Teilnehmer aus Kroatien geschrieben. "Okay, alles ist vergeben, Kumpel", entgegnete der fünffache Darts-Weltmeister.

Wie es ist, zu einem falschen Walk-On-Song in die Kultstätte der Darts-Welt einzulaufen, weiß auch Florian Hempel. Bei der WM 2023 wurde beim Einlaufen des Kölners nicht "Kölsche Jung" von Brings abgespielt, sondern "Rocket Man" von Elton John. "Ich war geschockter als ihr alle zusammen. Der Walk-On ist enorm wichtig für uns Spieler", sagte Hempel damals bei Sport1. "Das hat mich nervös gemacht." Immerhin gewann Hempel damals sein Auftaktspiel auch ohne die gewohnte musikalische Einstimmung kölscher Prägung und in der zweiten Runde lief das richtige Lied.

Ob Raymond van Barneveld das Malheur bei seinem eigenen Walk-On so schnell vergessen kann, ist dagegen fraglich. Erst recht, weil die Darts-Legende nach seinem Aus im Auftaktspiel keine zweite Chance auf einen würdigen Walk-On bei dieser WM bekommen wird.

Quelle: ntv.de

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