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WM-Fiasko für Michael van Gerwen Das steckt hinter dem Sensations-Aus des Darts-Superstars

Die Weltmeister-Durststrecke von Michael van Gerwen geht weiter.

Die Weltmeister-Durststrecke von Michael van Gerwen geht weiter.

(Foto: PDC)

Michael van Gerwen kann einfach nicht mehr Weltmeister werden. Fünf Jahre nach seinem letzten Triumph ist für den Darts-Superstar diesmal sensationell im Viertelfinale Schluss. Was ist "MvG" gegen Außenseiter Scott Williams zum Verhängnis geworden?

Sein Gegner im Viertelfinale werde für Michael van Gerwen zum "Neujahrs-Dessert", hatte der niederländische Darts-Superstar nach seinem überzeugenden Achtelfinal-Erfolg über Stephen Bunting geunkt. In der Partie gegen den englischen Außenseiter Scott Williams war von den großspurigen Tönen nichts zu spüren. Van Gerwen spielte indisponiert, kraftlos und vor allem ungenau beim Wurf auf die Doppelfelder. Der dreifache Weltmeister verschluckte sich an seinem Gegner.

Schon im ersten Leg patzte "MvG", Williams bedankte sich mit dem Gewinn des ersten Legs. Weil der Niederländer in der Anfangsphase insgesamt sieben Darts auf Doppel liegen ließ, verlor van Gerwen den ersten Satz mit 0:3 vor 3000 Zuschauern im ausverkauften Londoner Alexandra Palace. In seinen ersten drei Spielen im Turnierverlauf hatte er nicht einen einzigen Satz abgegeben.

Als Reaktion auf den Horror-Start spielte Michael van Gerwen aber einen deutlich besseren zweiten Satz und gewann nach mehreren Fehlversuchen auf die Doppel auch den dritten Satz. Es sollte die einzige Führung für "MvG" im ganzen Spiel bleiben. Williams holte sich die nächsten zwei Sätze jeweils zu null, lag auf einmal mit 3:2 in Führung. Spätestens jetzt ging es für Michael van Gerwen nicht mehr darum, wie er im Turnier bleibt, sondern ob er die Mission "WM-Titel Nummer vier" überhaupt würde fortsetzen können.

Williams' beeindruckende Lockerheit

Den sechsten Durchgang schnappte sich "MvG" zwar, doch der Ausgleich brachte den 34-Jährigen nicht mehr zurück auf Kurs. Vielmehr war es Williams, der das Spiel diktierte, sich zwischenzeitlich selbst etliche Doppel-Patzer leisten konnte und die Partie trotzdem endgültig auf seine Seite zog. Mit 3:1 ging Durchgang sieben an "Shaggy", wie der 33-jährige Engländer genannt wird. Mit einem weiteren 3:1 in den Legs sicherte sich Williams auch den achten Satz und damit einen sensationellen 5:3-Sieg über den Weltranglisten-Zweiten.

Der Engländer, als Nummer 52 ins Turnier gestartet, agierte wie in den Spielen zuvor betont locker im Umgang mit dem Publikum. In den Satzpausen kam Williams schon nach wenigen Sekunden wieder auf die Bühne, warf ein paar Darts und feierte gleichzeitig zu den Klängen von "Angels" seines Namensvetters Robbie Williams mit.

Zur lockeren Spielweise passte auch der Matchdart. Direkt mit dem ersten Versuch traf Williams die Doppel 16, als wäre Nervosität ein Fremdwort. Noch besser: Anders als nach seinem Drittrunden-Match wählte der Engländer im Interview nach Spielende diesmal keinen unpassenden Weltkriegsvergleich.

Kein Interview nach Niederlage

Michael van Gerwen indes "verschwand wie ein Dieb in der Nacht aus der Weltmeisterschaft", kommentierte der niederländische TV-Sender "NOS" das Aus des Weltmeisters von 2014, 2017 und 2019. Der Ausnahmespieler vergangener Jahre wollte keine Interviews geben, setzte sich stattdessen in ein Taxi und brauste zum Spielerhotel in der Innenstadt. "Unglaublich. Das ist nicht die Art und Weise, wie ich das Jahr 2024 beginnen wollte", ließ "MvG" immerhin via X ein Statement verbreiten. "Ich habe heute nicht mein bestes Spiel gezeigt, und diese Niederlage trifft mich hart. Danke für die Unterstützung während der Weltmeisterschaft."

Die Niederlage von Michael van Gerwen sendete Schockwellen, nicht nur über die Zuschauertribünen und Bierbänke im "Ally Pally" hinweg. Irgendwas müsse doch in den drei Tagen seit seinem überzeugenden 4:0 über Stephen Bunting vorgefallen sein, anders lasse sich eine derart emotions- und antriebslose Darbietung nicht erklären, vermuteten nicht nur Experten und Journalisten hinter den Kulissen.

Magenprobleme verderben "MvG" das Dessert

Williams selbst hatte schon beim Warmspielen in den Katakomben das Gefühl, van Gerwen fühle sich nicht wohl. "Er war oft, wirklich oft mit seinen Darts zwei oder drei Millimeter unter den Triplen."

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Niederländische Medien berichteten wenig später unter Berufung auf das Management von Michael van Gerwen, dass der zweiterfolgreichste Dartspieler nach Phil Taylor unter Magenproblemen litt. "Der kränkelnde van Gerwen fühlte sich, als müsste er sich übergeben", berichtete "NOS".

Sein Dessert zum neuen Jahr hatte sich "MvG" ganz anders vorgestellt. Den Titel machen nun vier Engländer unter sich aus: 2018er-Weltmeister Rob Cross trifft nach dem größten Comeback der WM-Geschichte im ersten Halbfinale heute Abend auf die 16-jährige Teenager-Sensation Luke Littler. Im Anschluss bekommt es Scott Williams mit Luke Humphries zu tun, der im Falle des Finaleinzugs zur neuen Nummer eins in der Weltrangliste aufsteigt.

Quelle: ntv.de

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