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Bei Weltmeisters im Wohnzimmer Der DFB schenkt seinen Helden einen Film

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Den Plot des Films kennt jedes Kind, das Happy End auch - schließlich geht es in "Die Mannschaft" darum, wie Deutschlands Fußballer in Brasilien Weltmeister wurden. Aber es ist halt was fürs Herz. Und das nicht zu knapp.

Vor dem Start zu verraten, wie es ausgeht, das gehört sich nicht. Es soll doch auch für die spannend bleiben, die noch ins Kino wollen. Wir tun es trotzdem. Bleibt aber unter uns, versprochen? Also, ganz zum Schluss sagt Joachim Löw, der Bundestrainer: "Wenn man Geschichte schreibt, ist das irgendwie was Faszinierendes." Ein schöner Satz, irgendwie. Die deutsche Fußball-Nationalelf ist Weltmeister. Darum geht es in dem Film "Die Mannschaft", der am Donnerstag anläuft. Lohnt es sich, ihn anzuschauen? Wo wir das doch schon alles wissen und das Ganze gerade einmal knapp vier Monate zurückliegt?

Das kommt, wie meist im Leben, darauf an, was man will. Zumindest darf sich der Zuschauer sicher sein, dass er in diesen 90 Minuten, die unter dem offiziellen Label Fifa-Film laufen, nichts sieht, was er nicht sehen soll. Die Bilder, 25 Stunden waren es insgesamt, stammen von den Kameraleuten des verbandseigenen Kanals DFB-TV. Wer also darauf hofft, irgendetwas Intimes zu erfahren, irgendetwas Kritisches, irgendetwas Kontroverses, der wartet vergeblich. Nur in einer Sequenz deutet Sami Khedira an, dass tatsächlich er es war, der, wie kolportiert, nach dem Achtelfinale gegen Algerien vehement darauf gepocht hat, dass Kapitän Philipp Lahm verdammt nochmal nicht im Mittelfeld, sondern als rechter Außenverteidiger spielen soll. Was dann auch geschah.

"Wir gehen raus und hauen die weg"

Jubelpose nach dem gewonnenen Finale: Wie der Film ausgehen würde, war zu Beginn der Dreharbeiten noch offen.

Jubelpose nach dem gewonnenen Finale: Wie der Film ausgehen würde, war zu Beginn der Dreharbeiten noch offen.

(Foto: dpa)

Ansonsten geht der Film über das Anekdotische nicht hinaus: Junge Männer, die am Pool liegen und auf Handys starren. Thomas Müller, wie er nach einer verlorenen Wette beim Golfspiel im Dirndl die Kollegen am Tisch bedient; Lukas Podolski, wie er einen Journalisten in den Pool wirft; Christoph Kramer, wie er nachts auf der Fähre zum Einstand singt; Per Mertesacker, wie er nach dem Algerienspiel den Reporter am liebsten in die Eistonne gesteckt hätte. Im Film sagt er: "Ich habe einfach ehrlich geantwortet - vielleicht das erste Mal in meinem Leben." Zu sehen ist auch Kapitän Philipp Lahm, wie er in Manier des Jürgen Klinsmann vor dem letzten Gruppenspiel gegen die USA sein Team in der Kabine einschwört: "Also, wir gehen raus und hauen die weg." Das war’s. Wer hat wann was wie entschieden? Wie haben die Spieler diese WM erlebt? Tiefpunkte, Sorgen, Nöte? Darüber erzählt der Film nichts. Das ist allerdings auch nicht sein Anspruch. Manager Oliver Bierhoff hat das so formuliert: "In dem Film kommt die ganze Emotion rüber, die bei der WM stattgefunden hat." Er meint: positive Emotion.

Und wie der Zufall es so will, hatte er die Mitarbeiter angewiesen, von Beginn an so zu drehen, "als ob wir am Ende Weltmeister werden". Dass "Die Mannschaft" beim Publikum reüssiert und damit ein finanzieller Erfolg wird, steht außer Frage. Das Geld will der Verband übrigens spenden. Ansonsten ist es so, dass mit diesem Film niemand ernsthaft etwas falsch machen konnte, weil das für die deutsche Mannschaft so glückliche Ende der WM in diesem Land so viele Menschen begeistert hat. Das Ende ist bekannt, natürlich ist es das. Eben deshalb ist dieser Film etwas fürs Herz. Aber Interviews mit den Protagonisten hin, bisher nie gesehene Aufnahmen aus dem Campo Bahia in Santo André her. Das Beste sind immer noch die Szenen aus den Stadien, das finale Tor von Mario Götze im Endspiel von Rio gegen Argentinien, die sieben Treffer in Belo Horizonte gegen Brasilien im Halbfinale, Mats Hummels’ Kopfballtor im Viertelfinale gegen Frankreich, die Verlängerung im Achtelfinale gegen Algerien. All das ist gut inszeniert, mit gefälliger Musik unterlegt und es ist das, was jeder sehen will, der im Sommer mitgefiebert hat.

Der DFB hat seine Chance genutzt, sich so darzustellen, wie er sich gerne sieht und gerne gesehen wird: Die WM war ein minutiös geplantes Projekt, sie haben an alles gedacht. Und letztlich hat es ja auch geklappt, jetzt hat der Verband seinen Helden einen Film geschenkt. Was Manager Bierhoff nicht davon abhält, die Deutungshoheit über das, was in diesem Sommer in Brasilien geschah, für sich zu beanspruchen. Er hat das Mannschaftsquartier ausgesucht. Das war sehr gut so, sagt Bierhoff. Und der Teamgeist war entscheidend. Wie schon der Titel des Films über den Titelgewinn ausdrücken soll: Im Kollektiv waren sie stark. So hätten die Spieler nach dem 1:0 im Finale nicht nur über den Titel gejubelt. "Es war die Freude über den gemeinsamen Erfolg." Das mag so gewesen sein. Wer gewinnt, hat eh Recht. Oder um mit Joachim Löw zu sprechen: "Wenn man Geschichte schreibt, ist das was Faszinierendes." Irgendwie.

Quelle: ntv.de

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