Hingucker der neuen NBA-Saison Der Kampf um Ruhm, Rache und Dominanz
22.12.2020, 18:41 Uhr
Hat Luka Doncic von den Dallas Mavericks das Zeug zum wertvollsten Spieler der Liga?
(Foto: USA TODAY Sports)
72 Spiele, wenig bis keine Fans, eine sehr unsichere Corona-Situation: Die NBA startet heute Nacht in die speziellste Saison aller Zeiten. Es wartet ein Jahr voller Basketball-Highlights und spannender Geschichten. Auf diese Spieler und Teams müssen Sie achten.
Luka Doncic, der MVP-Kandidat?
Step-Back-Dreier, raffinierte Pässe, unnachahmliche Züge zum Korb: Das ist Luka Doncic. "Er wird der nächste LeBron James", sagt Ex-NBA-Profi Jay Williams. Für den heutigen ESPN-Experten ist der Star der Dallas Mavericks in dieser Saison der MVP, der wertvollste Spieler der Liga. Williams ist bei weitem nicht der einzige mit dieser Meinung, auch bei Wettanbietern liegt der erst 21-jährige Slowene dank seiner grandiosen vergangenen Spielzeit vorn. "Doncic ist Must-Watch-TV", fügt Williams hinzu, also ein Muss für jeden NBA-Fan am Fernseher oder vor dem Laptop. "Er macht alles für seine Mitspieler einfacher und sieht Dinge auf dem Parkett, bevor sie passieren."
Doncic wird zugetraut, Dallas mit dem deutschen Nationalspieler Maxi Kleber wieder in die Playoffs zu führen. Der MVP-Titel für "Luka Magic" scheint vor allem möglich, weil LeBron James bei den LA Lakers hier und da eine Auszeit bekommen wird und sich den Court mit einem weiteren Superstar, mit Anthony Davis nämlich, teilt. Und Giannis Antetokounmpo, der sich die vergangenen zwei Jahre die Trophäe sicherte, muss endlich mal beweisen, dass er seine Mannschaft auch erfolgreich durch die Playoffs führen kann. Hinzu kommt: Kristaps Porzingis, Doncic' Superstar-Partner, geht wieder einmal verletzt in die Spielzeit. Insgesamt verpasste der 2,21 Meter große Lette in seiner bisherigen NBA-Laufbahn schon 160 von 403 Spielen. In etwa einem Monat soll er die Mavs wieder unterstützen können. "Wenn Porzingis gesund ist, sind die Dallas Mavericks ein Titelanwärter", glaubt ESPN-Experte Max Kellerman sogar.
Können die Lakers den Titel wiederholen?
Im Kampf um den Titel stehen natürlich die amtierenden Champions aus Los Angeles wieder hoch im Kurs. Die Lakers überzeugten in den vergangenen Playoffs mit dem dominanten Duo James-Davis - und wird das auch über die nächsten Jahre tun können: "King" James verlängerte seinen Vertrag um zwei Jahre, Davis gleich um fünf. Zu der Elite-Truppe in der Hollywood-Stadt gesellt sich nun auch Dennis Schröder. Der Point Guard der deutschen Nationalmannschaft soll James entlasten und dürfte viele Spielminuten bekommen.
Eine weitere Top-Verpflichtung: Der sehr physische Montrezl Harrell kommt ausgerechnet vom Stadt-Konkurrenten. Während im vergangenen Jahr viele Experten die LA Clippers vor den Lakers sahen, hat sich nun das Blatt gewendet. Es dürfte sehr schwer werden, das in seiner Tiefe und Breite starke Team von LeBron James in einer Sieben-Spiele-Serie zu schlagen. Zwar könnte der Start in die Saison eher mäßig aufgrund der kurzen Pause, aber in den Playoffs wird der mittlerweile schon 36-jährige "King" dann wieder wie gewohnt dominant aufdrehen.
Wie finden sich KD und Kyrie zusammen?
Ein starker Konkurrent aus dem Osten könnte am Ende der Saison möglicherweise der Finals-Gegner für die Lakers werden: In den Playoffs vor anderthalb Jahren riss sich Kevin Durant, damals noch bei den Golden State Warriors, die Achillessehne. Er galt zu dem Zeitpunkt als der vielleicht beste Spieler des Planeten. Nun will "KD" bei seinem Comeback bei den Brooklyn Nets allen beweisen, dass das immer noch der Fall ist. Die Frage ist, ob die schwere Verletzung Folgeerscheinungen hinterlassen hat. Aber da Durants Spiel eher auf Würfe ausgelegt ist als auf explosive Züge zum Korb, dürfte der Superstar schnell wieder als einer der Besten gelten.
Ein weiteres Fragezeichen steht hinter dem Zusammenspiel mit Kyrie Irving. Der Point Guard fiel ebenfalls über weite Teile der vergangenen Spielzeit aus und will rund anderthalb Jahre nach dem Blockbuster-Wechsel nach New York endlich mit den Nets für Furore sorgen. Vor der Saison sorgte Irving allerdings eher damit für Aufsehen, dass er sich einen Maulkorb verpasste und nicht mehr mit der Presse sprach. Und das in einer der weltweit größten Medien-Metropolen der Welt. Aber wenn die beiden Superstars zu alter Form finden, können sie locker zum besten Tandem der NBA und einem Titelanwärter mutieren.
Spielt der "Greek Freak" mit Mega-Deal um die Meisterschaft mit?
Im Osten wollen die Milwaukee Bucks den Aufstieg der Nets verhindern und natürlich selbst endlich ins NBA-Finale einziehen. Ein Nets-Bucks-Showdown in den East Finals wäre auch ein Superstar-Duell. Denn Giannis Antetokounmpo gewann in Durants Abwesenheit seine zweite MVP-Trophäe in Folge. Und dazu noch den Titel des besten Verteidigers der Liga - das gelang vorher nur den Legenden Michael Jordan und Hakeem Olajuwon. Nach dem Ausscheiden in der zweiten Runde der Playoffs gegen den späteren Finalisten Miami Heat glaubten viele Experten an einen Abschied Antetokounmpos aus Milwaukee. Aber der "Greek Freak" verlängerte, unterschrieb einen Mega-Vertrag und will mit dem Neuzugang Jrue Holiday endlich die stets starke Leistung in der regulären Saison in den Playoffs bestätigen.
Was macht eigentlich Steph Curry?
Im Westen bei den Golden State Warriors, dem früheren Super-Team freute sich alles nach einem Jahr der Neuordnung auf die neue Saison und die Wiedervereinigung ihres Superstar-Duos. Doch dann der Schock: Der gerade erst von einem kaputten Kreuzband genesene Klay Thompson riss sich in der Vorbereitung die Achillessehne. Und damit lastet der Druck nun fast ausschließlich auf Stephen Curry, dem wahrscheinlich besten Dreierschützen aller Zeiten. Curry, vergangene Saison ebenfalls von Verletzungen geplagt, zeigte sich in der Vorbereitung spielfreudig und treffsicher.
Hilfe bekommt Curry dieses Jahr vom ehemaligen Superstar-Talent Andrew Wiggins, der in Minnesota aber nie wirklich sein Potenzial abrufen konnte. Der Kanadier will nun seine Zweifler Lügen strafen. Hoffnungen ruhen bei den Warriors auch auf dem hochtalentierten James Wiseman. Der 19-jährige Center wurde als zweiter im Draft gezogen und soll bald ein Starter werden. Mehr als eine Playoff-Teilnahme (und möglicherweise der MVP-Titel) wird für Curry und Co. dieses Jahr aber noch nicht drin sein.
Wo spielt James Harden?
James Harden ist der beste Offensivspieler der Liga. Sogar einer der besten aller Zeiten. Aber zu einem Titel hat es für ihn bei den Houston Rockets auch im vergangenen Jahr nicht gereicht. Deshalb will der Megastar wechseln und schwänzte zum Vorbereitungsbeginn gleich mal das Training. Problem Nummer eins: Harden hat noch einen Vertrag bis mindestens 2022 bei den Rockets und der Verein will nur einen Tausch, bei dem er Spieler mit einem ähnlichen Wert zurückbekommt. Das ist kompliziert.
Problem Nummer zwei: Harden braucht den Ball in seinen Händen. Immerzu. Die Rockets haben ihr System komplett auf den Superscorer ausgelegt, viele andere Teams haben darauf aber keine Lust - besonders, wenn der Ertrag nicht unbedingt eine Championship bedeutet. Anders könnte es bei den Nets laufen, weil Harden Durant als gleichwertigen oder sogar besseren Spieler anerkennt und ein Trade mit Brooklyn gilt als wahrscheinlichste Wechsel-Option. Aber wie Durant, Irving und dazu Harden sich den Ballbesitz teilen sollen, können sich auch die besten Experten noch nicht vorstellen. Gut möglich, dass die Rockets Harden für diese Saison (zumindest erste Teile) behalten.
Wer wird die Überraschung der Saison?
Brooklyn Nets vs. Golden State Warriors, 23. Dezember, 1 Uhr (Alle Zeitangaben MESZ). Erstes Spiel von Kevin Durant und Kyrie Irving und dann auch noch gegen Stephen Curry. Mehr muss dazu nicht geschrieben werden.
Los Angeles Lakers vs. Los Angeles Clippers, 23. Dezember, 4 Uhr. Battle of LA. Das Duell sollte eigentlich in der vergangenen Saison im Western Conference Finale stattfinden, stattdessen besiegten die Lakers dort die Nuggets. Die Clippers um Kawhi Leonard haben viel gutzumachen.
Milwaukee Bucks vs. Golden State Warriors, 25. Dezember, 20.30 Uhr. Das Aufeinandertreffen der MVP-Kandidaten Antetokounmpo und Curry.
Los Angeles Lakers vs. Dallas Mavericks, 26. Dezember, 2 Uhr. LeBron James gegen Luka Doncic sind Gründe genug, um einzuschalten.
Golden State Warriors vs. Brooklyn Nets, 14. Februar, 2.30 Uhr. Durant misst sich erstmals nach seiner Verletzung mit seinem alten Team.
Die Portland Trail Blazers. In der Saison 2019/20 überraschten die Miami Heat mit dem Einzug ins Finale. Die Blazers könnten diesmal für die Ausrufezeichen sorgen und werden als Geheimtipp auf den Titel gehandelt. Damian Lillard ist einer der absoluten Superstars der Liga und wird von Jahr zu Jahr besser. "Dame Time", für seine Comebacks im vierten Viertel und gewinnbringende Würfe mit der Schlusssirene, wird er genannt - und "Logo Lillard" für seine absurd weiten Würfe aus der Nähe der Spielfeld-Mitte, auf dem das Logo des jeweiligen Heimteams prangt. Und so kündigte der Point Guard vor dieser Saison an, hier und da direkt aus Half-Court-Distanz abdrücken zu wollen.
Carmelo Anthonys Vertrag wurde verlängert und Slam-Dunk-Champion Derrick Jones Jr, der starke Verteidiger Robert Covington und der türkische Center Enes Kanter (stand mit Portland 2019 schon in den Western Conference Finals) stoßen zum Team hinzu. Besonders heiß hergehen wird es am 31. Dezember um 4.30 Uhr, wenn die Blazers auf die LA Clippers treffen. Paul George, Patrick Beverley und Lou Williams von den Clippers machten sich über Damian Lillard und die Blazers bei deren Niederlage in der ersten Playoff-Runde der vergangenen Saison gegen die Lakers lustig. Im Anschluss feierten Portlands Spieler, als die Clippers eine Runde später an den Denver Nuggets scheiterten.
Lillard hat also noch etwas gutzumachen und auf die gierigen Blazers will niemand gerne treffen, wenn es erstmal in die Playoffs geht. Gerade die Clippers nicht, weil es dazu noch eine weitere Vorgeschichte gibt: 2019 hatte Lillard George (damals noch bei Oklahoma City) mit dem finalen Wurf aus den Playoffs geschossen - und ihm direkt im Anschluss noch auf dem Parkett Tschüss gewinkt.
Quelle: ntv.de