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Protest gegen Rassismus nimmt zu Der erste weiße Football-Profi kniet nieder

Footballer der Cleveland Browns protestieren beim Abspielen der Nationalhymne gegen Rassismus und Ungerechtigkeit.

Footballer der Cleveland Browns protestieren beim Abspielen der Nationalhymne gegen Rassismus und Ungerechtigkeit.

(Foto: dpa)

Erneut protestieren Profis im American Football gegen Rassismus und Ungerechtigkeit. Beim Abspielen der US-Nationalhymne vor einem Testspiel gehen gleich zwölf Footballer der Cleveland Browns auf die Knien. Zum ersten Mal ist auch ein Weißer dabei.

Gemeinsam mit gleich elf Teamkollegen von den Cleveland Browns ging Seth DeValve beim Abspielen der Nationalhymne auf die Knie und protestierte so gegen Rassismus und Ungerechtigkeit in den USA - eine neue Stufe. Denn DeValve ist der erste weiße NFL-Spieler, der mit der Geste auf die nach wie vor großen Probleme im Land aufmerksam macht.

Vor einem Jahr hatte Colin Kaepernick aus San Francisco 49ers mit dem Hymnenprotest begonnen.

Vor einem Jahr hatte Colin Kaepernick aus San Francisco 49ers mit dem Hymnenprotest begonnen.

(Foto: AP)

DeValve, Tight End beim Klub aus der US-Profiliga, hat gute Gründe für den Schritt. Seine Frau Erica ist Afro-Amerikanerin, das Thema beschäftigt den 24-Jährigen. "Ich werde Kinder aufziehen, die nicht wie ich aussehen. Ich will dazu beitragen, dass sie in besseren Verhältnissen aufwachsen als denen, die wir gerade haben", sagte DeValve nach seiner durchaus mutigen Aktion. Vor einem Jahr hatte Colin Kaepernick, damals Quarterback der San Francisco 49ers, mit dem Hymnenprotest in der NFL wegen Polizeigewalt und Rassendiskriminierung begonnen. Andere Sportler nahmen sich daran ein Beispiel, selbst Basketballstar Dirk Nowitzki dachte darüber nach, sich Kaepernick anzuschließen, und unterstützte ihn. "Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Das ist es, warum wir dieses Land lieben", sagte Nowitzki, dessen Ehefrau Jessica afrikanische Wurzeln hat.

"Traurig, dass wir so etwas tun müssen"

Jetzt geht alles von neuem los. DeValve setzte vor dem Vorbereitungsspiel gegen die New York Giants vor allem wegen seiner Frau Erica das Knie demonstrativ auf den Boden. Auslöser waren aber die blutigen Ausschreitungen bei einer Demonstration von Rechtsextremen in Charlottesville Tage zuvor. Zwölf Spieler der Browns bildeten einen Kreis, vier weitere stehende Teamkollegen legten ihre Hände auf deren Schultern. Bislang hatten meist nur einzelne Profis gekniet oder waren auf der Bank sitzen geblieben, kurz vor dem Saisonauftakt am 7. September weitet sich der Protest aus.

Hue Jackson, Trainer in Cleveland und als Schwarzer betroffen, unterstützt seine Schützlinge. Protest sei erlaubt, wenn er friedlich bleibe. "Wir respektieren unsere Spieler, wir respektieren die Flagge", sagte der Headcoach am Montag: "Die Jungs haben mit mir  gesprochen, bevor sie sich dazu entschieden haben." Noch ist offen, ob sie ihre Linie beibehalten. "Es macht mich traurig, dass wir 2017 so etwas tun müssen", sagte DeValve, der innerlich zerrissen ist. "Ich liebe dieses Land. Ich liebe unsere Hymne. Die USA sind die beste Nation der Welt, denn hier bekommen Bürger mehr Möglichkeiten als sonst irgendwo. Das  Problem ist, dass nicht jeder die gleichen Möglichkeiten bekommt."

Reaktionen: "Pionier" und "Idiot"

Die Reaktionen in den sozialen Medien dokumentierten die Zerrissenheit des Landes. "Du bist ein Pionier" oder "Ich habe neuen Respekt vor Dir, Seth", hieß es einerseits. "Der erste weiße Idiot in der NFL" schrieb ein anderer User. Auch zu lesen war: "Zeig etwas Respekt und stehe zur Hymne auf."

Unmittelbar nach den schlimmen Szenen von Charlottesville hatte Michael Bennett von den Seattle Seahawks nicht gestanden und angekündigt, es während der NFL-Saison genauso machen zu wollen. Nun bekam der 31-Jährige neuen Rückenwind durch DeValve. Es bleibt  abzuwarten, ob ihm andere weiße Profis folgen werden -  und gegen Rassismus und Ungerechtigkeit protestieren.

Quelle: ntv.de, Uli Schember, sid

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