Wawrinka mit emotionalem Krimi Djokovic droht nach Kosovo-Wirbel keine Strafe
31.05.2023, 20:30 Uhr
Novak Djokovic wird nicht bestraft.
(Foto: IMAGO/Starface)
Die politische Botschaft von Novak Djokovic zu den Unruhen im Kosovo hat keine Folgen vom Tennis-Weltverband. Der Wirbel geht aber weiter, aus der französischen Politik kommen deutliche Worte. Der Topfavorit Alcaraz schwächelt nur einen Satz lang. Routinier Wawrinka leidet und erntet Jubel.
Novak Djokovic drohen nach seiner politischen Botschaft bei den French Open keine Sanktionen durch den Tennis-Weltverband ITF. Die Organisation verwies in einer Stellungnahme auf die Regeln bei Grand-Slam-Turnieren. "Es gibt darin keine Bestimmung, die politische Statements verbietet", teilte die ITF mit. Der kosovarische Verband hatte sich in einem Brief über die Aktion des Serben Djokovic beschwert. Man habe das Schreiben an die Grand-Slam-Organisatoren weitergeleitet, hieß es von der ITF.
Zuvor hatte das Nationale Olympische Komitee Kosovos das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgerufen, von der ITF eine Untersuchung des Vorfalls und ein Disziplinarverfahren gegen Djokovic zu fordern. Das IOC verwies in einer Stellungnahme auf die Zuständigkeit der Grand-Slam-Organisatoren. Der 22-malige Grand-Slam-Turniersieger hatte nach dem Erstrundensieg gegen den Amerikaner Aleksandar Kovacevic auf die Linse einer TV-Kamera geschrieben: "Kosovo ist das Herz Serbiens. Stopp der Gewalt!"
Djokovic-Botschaft "militant, sehr politisch"
Die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera kritisierte die politische Botschaft von Djokovic als "nicht angemessen" und sprach eine Warnung an den serbischen Tennisstar aus. "Wenn es um die Verteidigung von Menschenrechten geht und darum, Menschen bei universellen Werten zusammenzubringen, darf dies jeder Sportler tun", sagte sie beim TV-Sender France 2. Die Botschaft von Djokovic sei aber "militant, sehr politisch" gewesen und dürfe nicht wiederholt werden.
Turnierdirektorin Amelie Mauresmo habe mit Djokovic und seinem Team gesprochen, und auf die Prinzipien von "Neutralität" hingewiesen, berichtete die französische Sportministerin. Die Organisatoren hatten offen gelassen, ob es konkrete Konsequenzen für die Aktion gibt und in einem allgemeinen Statement nur darauf hingewiesen, dass bei allen Grand-Slam-Turnieren die gleichen Regeln gelten würden.
Hintergrund der Aktion von Djokovic sind die jüngsten Unruhen im serbisch dominierten Norden des Kosovos. Militante Serben hatten gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister in Zvecan und weiteren Gemeinden protestiert. Dabei wurden 30 Soldaten der von der NATO geführten Kosovo-Schutztruppe KFOR verletzt. Außerdem wurden laut einem Krankenhaus in Mitrovica 53 Serben verletzt. Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Serbien erkennt die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Provinz nicht an und verlangt die Rückgabe. Djokovic hatte erklärt, dass er sich "als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens" verpflichtet fühle, "Unterstützung für unser Volk und ganz Serbien zu zeigen".
Wawrinka mit nächstem Fünf-Satz-Krimi
Topfavorit Carlos Alcaraz hat derweil bei den French Open trotz einer Schwächephase souverän die dritte Runde erreicht. Der 20 Jahre alte Spanier erlaubte sich beim 6:1, 3:6, 6:1, 6:2 in 2:25 Stunden gegen den Japaner Taro Daniel nur im zweiten Satz einige Nachlässigkeiten. Bei böigem Wind zeigten beide auf dem Court Philipp-Chartrier einige spektakuläre Ballwechsel. Der Weltranglistenerste Alcaraz zeigte sich dabei vom ersten Satzverlust im Turnier unbeeindruckt und setzte seinen Weg zum angestrebten zweiten Grand-Slam-Titel nach den US Open 2022 fort. Er trifft nun auf den Kanadier Denis Shapovalov, der auf Position 26 gesetzt ist.
Routinier Stan Wawrinka erlebte einen emotionalen Abgang bei seinen 18. French Open. Der 38 Jahre alte Schweizer unterlag dem Australier Thanasi Kokkinakis mit 6:3, 5:7, 3:6, 7:6 (7:4), 3:6. Zwei Tage nach einem spektakulären Fünf-Satz-Erfolg in der ersten Runde reichte die Kraft nicht mehr für eine weitere Energieleistung. Als der Sieger von 2015 unter dem Jubel der Zuschauer vom Platz ging, klopfte er sich immer wieder aufs Herz.
Als erster Titelanwärter war der Grieche Stefanos Tsitsipas in die dritte Runde eingezogen. Der Finalist von 2021 bezwang den Spanier Roberto Carballés Baena mit 6:3, 7:6 (7:4), 6:2. Der 24-Jährige hatte dieses Jahr bei den Australian Open das Endspiel erreicht und wartet noch auf seinen ersten Grand-Slam-Triumph. Tsitsipas bekommt es nun mit dem Argentinier Diego Schwartzman zu tun.
Quelle: ntv.de, dbe/dpa