10.000 Sportler betroffen? Dopingkämpfer nehmen China ins Visier
23.10.2017, 14:42 Uhr
(Foto: dpa)
Chinas Spitzensport rückt in den Fokus der Welt-Anti-Doping-Agentur: Jahrzehntelang soll in dem Land systematisch gedopt worden sein. Die Vorwürfe stammen von einer ehemaligen Sportärztin. Sie fordert radikale Konsequenzen.
Nach schweren Doping-Vorwürfen gegen China hat die Welt-Anti-Doping-Agentur Untersuchungen eingeleitet. "Wir werden dafür sorgen, dass die erforderlichen Maßnahmen getroffen werden, wenn ein Handeln gemäß des Welt-Anti-Doping-Codes erforderlich ist", hieß es in einem Statement. "Als ersten Schritt hat die Agentur seine unabhängige Investigationsabteilung gebeten, einen Prozess einzuleiten, in dem Informationen gesammelt und analysiert werden." Die Agentur verwies bei ihren angekündigten Ermittlungen allerdings darauf, dass sie erst im November 1999 gegründet worden sei. Die Vorwürfe beziehen sich dagegen auf die 1980er und 1990er Jahre.
Eine ehemalige chinesische Sportmedizinerin hatte Anschuldigungen gegen China erhoben. Dies hatten ARD und "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Xue Yinxian, die als Ärztin diverse Nationalmannschaften des Landes betreute, - darunter die Turner mit Olympiasieger Li Ning - sprach von einem systematischen, staatlich unterstützten Dopingprogramm in den 1980er- und 1990er-Jahren. Betroffen seien mehr als 10.000 Sportler und unzählige internationale Wettkämpfe.
Die Wada bestätigte, eine in der ARD ausgestrahlte Dokumentation zur Kenntnis genommen zu haben. Dort hatte die 79 Jahre alte Xue gesagt: "Damals haben die chinesischen Sportler in den Nationalmannschaften großflächig Dopingmittel genommen." Zudem forderte sie: "Gold, Silber und Bronze. Alle internationalen Medaillen sollte man aberkennen." Dopingkontrollen habe es in China nur mit dem Ziel gegeben, dass Sportler ausreisen könnten, ohne auffällig zu werden.
Xue hat nach eigenen Worten ihren Posten beim Turn-Nationalteam verloren und ist von Chinas Behörden bedrängt worden, weil sie Doping abgelehnt habe. Bereits vor einigen Jahren hatte sie in englischen Medien von Dopingpraktiken berichtet. Laut Xue seien bereits elf Jahre alte Kinder gedopt worden. Die chinesische Regierung und Chinas Olympia-Komitee äußerten sich bislang nicht zu den Vorwürfen.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa