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"Bei mir ging es 1996 los" Ex-Radstar Jan Ullrich gesteht - "Ja, ich habe gedopt"

Jan Ullrich hat während seiner erfolgreichen Radkarriere gedopt.

Jan Ullrich hat während seiner erfolgreichen Radkarriere gedopt.

(Foto: imago images / Bürhaus)

Der frühere Radstar Jan Ullrich hat erstmals explizit zugegeben, während seiner Karriere Dopingmittel genommen zu haben. Das sagt der 49-Jährige bei der Vorstellung der Amazon-Dokumentation "Jan Ullrich - Der Gejagte" in München.

Was Jan Ullrich zuletzt wiederholt angedeutet hat, spricht er nun offen aus: "Ja, ich habe gedopt", gesteht der ehemalige deutsche Radsport-Held, der 1997 im Trikot des Teams Telekom die Tour de France gewonnen hatte und damit einen riesigen Hype auslöste, bei der Vorstellung der neuen Amazon-Dokumentation "Jan Ullrich - Der Gejagte" in München. "Wenn ich meine Geschichte erzählt hätte, hätte ich viele schöne Jahre gewinnen können. Ich hatte die Eier nicht. Es tut total gut, es auszusprechen."

Nach fast zwei Jahrzehnten Schweigen und einem heftigen Alkohol- und Drogenabsturz hatte er diese Woche erstmals über jahrelanges Doping in seiner Equipe berichtet. "Ich weiß nicht, ob man das aus heutiger Sicht verstehen kann. Aber damals fühlte sich das alles völlig normal an", sagte der Ex-Radsportler zuvor bereits dem "Stern". Doping zur Wahrung der Chancengleichheit - so wurden die verbotenen Substanzen gerechtfertigt. "Ohne nachzuhelfen, so war damals die weitverbreitete Wahrnehmung, wäre das so, als würdest du nur mit einem Messer bewaffnet zu einer Schießerei gehen", ergänzte der 49-Jährige bereits vor seinem Geständnis.

"Ich wusste, dass ich mich medizinisch anpassen musste"

Er habe sich "schuldig gemacht" und fühle sich "schuldig", führte Ullrich nun bei der Doku-Vorstellung aus. Im Gespräch mit dem Sportinformationsdienst hatte er zuvor ausführlich über Eigenblutdoping als Profi gesprochen. "Ich wusste intern, dass ich mich auch medizinisch anpassen musste", sagte er.

Erstmalig habe Ullrich im Sommer 2003 Kontakt zu dem heute berüchtigten Dopingarzt Eufemiano Fuentes aus Spanien aufgenommen. "Ich wollte gerne gewinnen und an meine Erfolge anschließen. Ich hatte damals ein neues Team und da wurde mir dann Dr. Fuentes empfohlen. So bin ich da gelandet", sagte er. Kurz vor dem Start der Tour de France 2006 sollte Ullrich diese Verbindung zum Verhängnis werden - er wurde von seinem Team T-Mobile ausgeschlossen und beendete 2007 schließlich seine Karriere.

Das Blutdoping sei aber, betonte der Tour-de-France-Sieger von 1997, aus sportlicher Sicht nur "das letzte Quäntchen" gewesen. "Du musst trotzdem das Riesentalent haben, trotzdem fleißig sein und das ganze Leben unterordnen." Sorgen um seine Gesundheit machte sich Ullrich damals nicht - "weil alles medizinisch kontrolliert war. Letztendlich war es mein eigenes Blut, das ich mir abnehmen ließ - etwas Natürliches", sagte er.

"Bei mir ging es 1996 los"

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Andere Formen der unerlaubten Leistungssteigerung seien aber auch zu Beginn von Ullrichs Profikarriere 1995 bereits gang und gäbe gewesen, wie Ullrich betonte: "Bei mir ging es 1996 los. Als ich damit in Kontakt kam, gab es schon Substanzen, die nicht zu kontrollieren waren. Es war schon ein paar Jahre im Radsport drin. Der Radsport hatte damals schon ein Problem."

Der hochveranlagte Rostocker habe sich deshalb gezwungen gesehen, ebenfalls zu Dopingmitteln zu greifen. "Als ich gemerkt habe, dass ich die Chancengleichheit nicht mehr habe, kam auch das Mentale dazu. Du hast dein ganzes Leben geopfert, du weißt, du hast das Talent in dir, wirst jedes Jahr besser. Und dann zu wissen, dass man sonst von vornherein keine Chance hat, war das Schwerste", sagte Ullrich. Es sei ihm nie darum gegangen, "jemanden zu betrügen oder sich einen Vorteil zu verschaffen, sondern um Chancengleichheit".

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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