Funkverbot gelockert Formel-1-Teams zwingen Fia in Knie
19.09.2014, 11:17 Uhr
Sebastian Vettel und Kollegen sind wieder auf Empfang.
(Foto: imago sportfotodienst)
Das Funkverbot in der Formel 1 tritt nur zum Teil in Kraft. Die Teams dürfen weiter mit den Fahrern reden, nur nicht über die Taktik der Kollegen und den Spritstand. Die Fia musste nach einem Aufstand zurückrudern.
Kaum ist das heiß diskutierte Boxenfunkverbot erlassen, ist es zum größten Teil auch schon wieder Geschichte: Die Fia hat auf die heftigen Beschwerden der Teams reagiert und den ab diesem Rennwochenende geltenden Funkbann deutlich entschärft. Verboten sind zunächst nur direkte Fahranweisungen an die Piloten und Infos über den Spritverbrauch.
Einen solchen Aufruhr wie am Donnerstag in Singapur hatte es im Fahrerlager lange nicht mehr gegeben. Kaum war Bernie Ecclestone im Paddock eingetroffen, redete Red-Bull-Teamchef Christian Horner wild gestikulierend auf Formel-1-Boss ein, der als treibende Kraft hinter dem Funkverbot gilt. Es folgte das traditionelle Meeting der Teamchef, bei dem es dem Fia-Sicherheitsdelegierten Charlie Whiting in mehr als drei Stunden offenbar nicht ansatzweise gelang, die offenen Fragen zu klären.
Sicherheit bleibt gewährleistet
Warum wird eine solch einschneidende Regeländerung Hals über Kopf zwischen zwei Rennen eingeführt? Was ist, wenn ein Fahrer einen Unfall baut, weil er keine Information darüber hatte, dass seine Reifen und Bremsen nicht mehr richtig funktionierten? Wie sollen die Fahrer sämtliche - auch sicherheitsrelevanten - Informationen zu Spritverbrauch, Batterieaufladung, Schalterpositionen für Motor und Getriebe usw. im Blick behalten? Warum werden Teams benachteiligt, die kein großes Display auf ihrem Lenkrad haben - so wie Red Bull, Toro Rosso, Lotus, Williams, Force India?
Als Konsequenz daraus hat die Fia binnen weniger Stunden zurückgerudert. Funksprüche bezüglich genereller Einstellungen am Lenkrad bleiben bis zum Ende der Saison erlaubt. Darunter fallen zum Beispiel die Bremsbalance oder gewisse Motoreinstellungen. Zusätzlich dürfen die Renningenieure sicherheitsrelevante Infos über die Bremsen und die Reifen durchgeben. Auch Infos zum Ladezustand der Batterien sind gestattet. Dies war ein Punkt, auf den die Teams mit kleinem Display im Lenkrad gedrängt hatten, da Sebastian Vettel & Co. ansonsten keine Möglichkeit haben würden, den Ladezustand der Batterie zu überwachen. "Und dann wirst du nachher disqualifiziert, weil du das Limit nicht eingehalten hast. Da bist du von außen abhängig, gerade was den Einsatz der elektrischen Energie aus der Batterie angeht", so Vettel.
Verwirrung programmiert
Verboten bleiben hingegen klare Fahranweisungen an die Fahrer, wie Infos zum richtigen Bremspunkt und Einsatz des Gaspedals, Tipps für die Kurvenwahl und mehr. Zudem dürfen keine Infos darüber durchgegeben werden, was der eigene Teamkollege gerade macht. Das wird besonders dem Mercedes-Duell an der Spitze zugutekommen. "Ein großes Beispiel war zum Anfang der Saison, als ich versucht habe, meinen Teamkollegen zu überholen. Sobald ich hochgedreht habe, wurde Lewis durchgegeben: 'Nico hat hochgedreht'. Und dann hat er auch hochgedreht", sagte Nico Rosberg in Singapur. "Er wusste immer genau, was ich gemacht habe. Ich konnte also überhaupt keine Überraschungsangriffe machen." Auch den Spritverbrauch müssen die Fahrer selbst überwachen
Das jetzt sehr schwammig formulierte Funkverbot wird die Formel 1 bis zum Ende der Saison in Form von möglichen Einsprüchen und Protesten durch die Teams begleiten. Die gelockerten Verbote sollen dann spätestens 2015 wieder verschärft werden. Bis dahin bleibt den Rennställen genug Zeit, um auf ein großes Display am Lenkrad nachzurüsten.
Quelle: ntv.de, sport.de