Sport

"Entsetzt über die Ermittlungen" Gewichtheber betrügen mit fremdem Urin

Der Ruf der Sportart leidet massiv.

Der Ruf der Sportart leidet massiv.

(Foto: imago images/Panthermedia)

"Eine tief verwurzelte Dopingkultur" prägt das Gewichtheben, das ist das Ergebnis einer intensiven Untersuchung der Welt-Anti-Doping-Agentur. Funktionäre lassen sich mit staatlichem Geld bestechen, Kontrolleure werden getäuscht und die neue Präsidentin ist schon wieder weg.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat in einem Bericht ein düsteres Bild der Situation im Gewichtheben gezeichnet und unter anderem neue Verdachtsfälle von 18 Sportlern aus sechs Ländern identifiziert. Das teilte die Wada mit. Demnach seien bei der seit mehr als drei Jahren laufenden Ermittlung mit neuen Untersuchungsmethoden Beweise für die Manipulation von Dopingproben gefunden worden. Über mögliche Sanktionen entscheidet nun die Internationale Test-Agentur (ITA).

Die Untersuchungen dauern bislang mehr als drei Jahre und erstreckten sich nicht nur auf Sportler, sondern auch auf Trainer, Betreuer und Dopingkontrolleure. Dabei sollen auch die Aktivitäten eines hochrangigen Mitgliedes des Gewichtheber-Weltverbandes IWF untersucht worden sein. Diesem wird vorgeworfen, für den Schutz russischer Interessen und Sportler zwischen 2012 und 2016 fünf Millionen Dollar vom russischen Staat erhalten zu haben.

18 Gewichthebern aus sechs Ländern konnte der Einsatz vom Fremdurin durch DNA-Profilanalysen nachgewiesen werden. "Die Wada ist entsetzt über das, was ihre Ermittlungsabteilung bei dieser Untersuchung aufgedeckt hat", sagte Präsident Witold Banka. Eine "tief verwurzelte Dopingkultur" habe ein Klima der Angst geschürt, Anti-Doping-Kämpfer seien isoliert worden. "Die Wada wird weiterhin alles in ihrer Macht Stehende tun, um sauberen Gewichthebern ein sicheres und gesundes Umfeld für ihren Sport zu bieten", sagte Banka.

"Dysfunktional und ineffektiv"

Der für die Untersuchung zuständige Wada-Direktor Günter Younger betonte: "Die Angst und das Schweigen, die diesen Sport durchdringen, waren ein bedeutendes Hindernis." Younger kündigte an, dass die Methodik zur Aufdeckung von Urinersatz "sich leicht auf andere Sportarten als das Gewichtheben übertragen" lasse. Die Untersuchungen werden fortgesetzt.

Das Internationale Olympische Komitee betrachtet die Entwicklung im Gewichtheber-Weltverband seit Längerem mit Sorge und droht mit einem Olympia-Ausschluss. Der ehemalige IWF-Präsident Tamas Ajan wird der Korruption und des Betrugs verdächtigt. Eine unabhängige Untersuchungskommission bezeichnete in ihrem Abschlussbericht im Juni den Vorstand der IWF unter dem Ungarn in ihrem Bericht als dysfunktional und ineffektiv.

Aufgedeckt hatte den Fall die ARD-Dopingredaktion in der Dokumentation "Geheimsache Doping - Der Herr der Heber" im Januar. Interimspräsidentin Ursula Papandrea wurde zuletzt dieses Amtes enthoben. Die Amerikanerin hatte neben neuen Strukturen im Anti-Doping-Kampf eine personelle Erneuerung des Exekutivkomitees angestrebt.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa

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