Ass oder eher Doppelfehler? Grünes Licht für Davis-Cup-Reform
16.08.2018, 20:29 Uhr
Alexander Zverev ist von den neuen Plänen nicht begeistert.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Der Davis Cup wird runderneuert. Das beschließt der Tennis-Weltverband ITF. Neues Format, neue Geldquelle. Kann das klappen? Der Deutsche Tennis Bund ist skeptisch. Auch ein spanischer Fußball-Star mischt mit.
Der Rahmen passte ins Bild. Sonnenschein, Temperaturen um die 30 Grad Celsius, Palmen und - natürlich - ein großes Fünf-Sterne-Hotel. Der Tennis-Weltverband ITF hatte zu seiner jährlichen Generalversammlung diesmal nach Orlando geladen. In den Sunshine State, Florida. Und sonnig waren schließlich auch die Gemüter derjenigen, die sich am Ziel ihrer Träume wähnten - und laut losjubelten.

Der alterwührdige Davis Cup wird reformiert. Nicht alle sind davon begeistert.
(Foto: imago/United Archives International)
Der 118 Jahre alte Davis Cup wird revolutioniert. Ob der älteste Mannschaftswettbewerb im Tennis dadurch jedoch auch besser wird, muss die Zukunft zeigen. Künftig wird nicht mehr an vier Wochenenden im Februar, Juli, September und November gespielt, sondern eine Qualifikationsrunde mit 24 Mannschaften im Februar ausgetragen - und dann kommt es im November zu einem einwöchigen Finalturnier an einem neutralen Ort. Das Teilnehmerfeld besteht aus 18 Teams - die 12 Sieger der Qualifikationsrunden, den vier Halbfinalisten des Vorjahres und zwei Wild Card-Teams. Das erste Finale dieser Art soll 2019 in Lille oder Madrid ausgetragen werden.
71,4 Prozent der stimmberechtigten Verbände votierten für die von ITF-Präsident David Haggerty angeschobenen Veränderungen. Eine Zweidrittel-Mehrheit war notwendig gewesen, um die viel diskutierten Schritte einzuleiten. Er sei "absolut begeistert", ließ Haggerty wissen und fasste seine Gefühlswelt mit "Euphorie und Erleichterung" zusammen. "Ich denke, was auch immer in den nächsten Tagen kommen mag, mich kann nichts traurig stimmen."
Gerard Piqué verspricht Milliarden
Neben Haggerty jubelte auch Gerard Piqué. Der Fußball-Profi des FC Barcelona ist Gründer und Präsident der Investorengruppe "Kosmos", die dem ITF durch die Reform drei Milliarden Dollar für die kommenden 25 Jahre zusagte. "Der Davis Cup hat großes Potential. Wir müssen jetzt hart arbeiten, um diesen großartigen Wettbewerb wieder an die Spitze der Tenniswelt zu bringen", sagte Piqué.
Der Spanier hatte am Mittwochabend noch im Freundschaftsspiel gegen Boca Juniors Buenos Aires im heimischen Camp Nou auf dem Rasen gestanden. Anschließend stieg er in den Flieger nach Orlando, schrieb während des Fluges seine Rede für die ITF-Abgeordneten - und war schließlich "eine halbe Stunde vor der Abstimmung" in Orlando vor Ort. "Ich habe 24 Stunden nicht geschlafen", betonte Piqué, der mittags bereits wieder zurück nach Barcelona flog.
Zverev nicht begeistert
Piqué und Haggerty betonten unisono, dass "die Arbeit nun erst" beginne. Vor allem müssen die Spieler überzeugt werden, ihre Saison zu verlängern. Zwar wurde bislang das Davis Cup-Finale immer Ende November, eine Woche nach dem World Tour-Finale in London ausgetragen. Doch bislang waren dort eben nur zwei Teams involviert - künftig werden es 18 sein. Und ob die Stars nach einem langen und kräftezehrenden Jahr da zustimmen? Deutschlands Nummer eins, Alexander Zverev, jedenfalls hatte bereits vor wenigen Wochen beim Turnier in Washington wissen lassen, dass er lieber Urlaub mache, als im November Tennis zu spielen.
Auch der Deutsche Tennis-Bund zweifelt, ob die Davis Cup-Zukunft tatsächlich so rosig sein werde, wie Haggerty sie aufgrund der neuen Finanzquellen in Orlando prognostizierte. DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff bezeichnete das neue Modell des Davis Cup "als eine Art Mannschafts-WM - das hat ja mit dem Davis Cup nichts mehr zu tun." Hordorff war im piekfeinen Hotelflur in Orlando schon von weitem anzusehen, dass ihm das Abstimmungsergebnis ebenso missfiel, wie DTB-Präsident Ulrich Klaus. Bereits im Vorfeld hatten sich die DTB-Oberen vehement gegen das neue Format ausgesprochen. Man müsse halt die Mehrheit akzeptieren, so Hordorff.
Er hatte argumentiert, dass der Davis Cup "sehr wichtig ist für die Entwicklung der Nationen" und zudem "die einzige Möglichkeit" sei, "die eigenen Spieler auch mal den eigenen Fans zu präsentieren." Für Hordorff ist das künftige Davis Cup-Finalturnier nichts weiter als "ein Exhibition-Turnier". Und ob die finanziellen Zusagen - vor allem über einen solch langen Zeitraum - tatsächlich eingehalten werden? Da ist der DTB-Vizepräsident eher skeptisch. "Ich habe meine Zweifel, dass ein Exhibition-Event gegen den Willen der Spieler, ohne die Spieler, erfolgreich sein kann."
Quelle: ntv.de