Drohung: "Wir kriegen euch alle" HSV-Anhänger stellen Grabkreuze auf
11.03.2018, 12:37 Uhr
Die krachende Niederlage beim FC Bayern zeichnet vom Hamburger SV das Bild eines Vereins, der sich mit dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga abgefunden hat. Einige Fans verlieren in Erwartung des Gangs in Liga zwei jedes Maß und bedrohen die Spieler.
Dem fassungslosen Gotoku Sakai fehlten fast die Worte, um das Grauen zu beschreiben. Als "unmännlich" bezeichnete der Kapitän des Hamburger SV schließlich, was sich da in München vor und neben ihm abgespielt hatte, "wir haben alle gepennt", ergänzte er. Sven Schipplock stellte resigniert fest, dass einige seiner Mitspieler "keine Lust" gehabt hätten. Kyriakos Papadopoulos wählte die drastische Formulierung: "Wir haben uns in die Hose gekackt."
Willkommen bei einem designierten Absteiger, der sich gerade in Selbstauflösung befindet.
Beinahe 53 Jahre haben Bayern München und der Hamburger SV jetzt gemeinsam in der Bundesliga verbracht, das 106. Aufeinandertreffen dürfte allem Anschein nach das vorerst letzte gewesen sein. Das blieb niemandem verborgen an diesem Samstag. "2. Liga, Hamburg ist dabei", sangen die Anhänger des bald 28-maligen deutschen Meisters. Nicht nach einem derartigen Offenbarungseid.
Das Ende ist nah
Der Hamburger SV war erbärmlich schlecht, wie zuletzt ja immer in München. 0:6 hieß es diesmal, und hätten die Münchner nicht "so ab der 30. Minute ein bisschen Larifari gespielt", wie Mats Hummels zugab, es wäre wohl zweistellig geworden. Zumal der dreifache Torschütze Robert Lewandowski unter anderem den ersten von zwei Strafstößen für die Bayern fulminant über das Tor des bedauernswerten Christian Mathenia schoss.
0:8, 0:5, 0:8, 1:3, 2:9, 0:5 und 0:6 waren die Ergebnisse des HSV in den sieben Jahren zuvor. "Man kann in München verlieren", sagte Aaron Hunt, aber: "So geht es natürlich nicht." Das Ende des Hamburger SV in der Bundesliga ist nah.
Das ahnen auch jene unbekannten Anhänger, die das sportliche Niveau der Mannschaft auf das Geschmackloseste unterboten. Vor dem Trainingsgelände neben dem Volksparkstadion stand am Samstagabend mindestens ein Dutzend schwarze Grabkreuze, daneben hing ein Plakat mit der Aufschrift: "Eure Zeit ist abgelaufen! Wir kriegen euch alle." Die Nachtwachen am Stadion wurden daraufhin verdreifacht.
Polizei ermittelt
"Das ist eine Bedrohung gegen den HSV. Wir haben Ermittlungen aufgenommen", sagte ein Polizeisprecher. Schon im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen war ein geschmackloses Transparent aufgehängt worden. Darauf war zu lesen: "Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt."
Trainer Bernd Hollerbach versuchte trotz aller Verärgerung tapfer, seine Spieler auch in Schutz zu nehmen. "Es ist schon sehr viel Unruhe hier im Verein, auf die Spieler prasselt viel ein", sagte er, und ja, die Spieler "sind auch nur Menschen".
"Wir wissen nicht wie es weitergeht", sagte Kyriakos Papadopoulos, "wir wissen gar nix." Halt, eines glaubt Papadopoulos zu wissen: "Gegen Hertha haben wir unsere letzte Chance, das ist ein Finale für uns." Wenn Körpersprache etwas über den Gemütszustand aussagt, dann war in diesem Moment klar: Dieses Finale geht verloren.
Quelle: ntv.de, Von Thomas Häberlein und Ruben Stark, sid