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Hitzerekord in Wimbledon Haas fliegt, Petkovic macht's locker

Haas verabschiedete sich bei seiner 15. Wimbledon-Teilnahme ehrenvoll. Von einem Karriereende will er aber noch nichts wissen.

Haas verabschiedete sich bei seiner 15. Wimbledon-Teilnahme ehrenvoll. Von einem Karriereende will er aber noch nichts wissen.

(Foto: imago/BPI)

Spieler mit Eisbeuteln im Nacken kennt man sonst nur von den Australian Open. In Wimbledon ist man eher Regenpausen und Spielausfälle gewohnt. Doch dann wird es so heiß wie nie, und nicht jeder kann das gut ab. Für die Deutschen läuft's schlecht.

Am heißesten Tag der Wimbledon-Geschichte hat Andrea Petkovic die dürftige deutsche Bilanz geschönt. Die 27 Jahre alte Darmstädterin setzte sich bei Temperaturen von mehr als 35 Grad gegen die Kolumbianerin Mariana Duque-Marino mit 6:3, 6:1 durch und zog als erste von anfangs insgesamt 18 deutschen Tennisprofis in die dritte Runde ein. Ausgeschieden sind dagegen Anna-Lena Friedsam sowie mit Tommy Haas und Alexander Zverev der älteste und der jüngste Spieler im Hauptfeld der Grand-Slam-Veranstaltung.

Bernard Tomic hatte mit den heißen Temperaturen zu kämpfen.

Bernard Tomic hatte mit den heißen Temperaturen zu kämpfen.

(Foto: dpa)

Nach ihrem bizarren 6:0, 6:0-Erfolg zum Auftakt gegen die sichtlich angeschlagene Amerikanerin Shelby Rogers wusste Petkovic vor dem Match gegen die Nummer 99 der Welt noch nicht so recht, wie sie ihr Level auf Rasen einzuschätzen hatte. Doch bei drückenden Temperaturen zeigte sich die an Nummer 14 gesetzte Hessin vom ersten Ballwechsel an hochkonzentriert und verwertete eiskalt ihren dritten Matchball. Im Kampf um den Einzug in das Achtelfinale trifft die deutsche Nummer zwei auf Sarina Dijas aus Kasachstan. Dijas hatte zuletzt beim WTA-Turnier in Stuttgart mit ihrem 6:0, 6:0-Erfolg gegen Sabine Lisicki für Aufsehen gesorgt. Im direkten Vergleich zwischen der Weltranglisten-34. Dijas und Petkovic steht es 1:1. Beide standen sich in diesem Jahr bereits in Dubai und Doha gegenüber.

Erst fliegt Haas, dann Zverev

Weniger gut lief es am dritten Turniertag für Friedsam und die zwei deutschen Herren. Haas verabschiedete sich bei seiner 15. Wimbledon-Teilnahme aber ehrenvoll und wollte von einem Karriereende nichts wissen. "Ich hätte nichts dagegen, hier noch einmal aufzuschlagen. Wer weiß? Das Gefühl, aufzuhören, habe ich noch nicht", sagte der 37-Jährige nach seiner 0:6, 2:6, 7:6 (7:5), 6:7 (4:7)-Niederlage gegen den an fünf gesetzten Kanadier Milos Raonic. Später ereilte auch den gerade einmal halb so alten Alexander Zverev bei seiner Grand-Slam-Premiere das Aus. Der 18 Jahre alte Hamburger verlor gegen Denis Kudla aus den USA 3:6, 6:3, 6:7 (2:7), 4:6.

Haas zeigte gegen den Vorjahres-Halbfinalisten nach den völlig verkorksten ersten beiden Sätzen plötzlich wieder unbändigen Willen und nicht für möglich gehaltene Kampfkraft. "Es wäre großartig gewesen, einen fünften Satz zu spielen", sagte der Tour-Veteran. Nach Resignation, Müdigkeit oder Berufsunlust klang er ganz und gar nicht. "Ich habe gegen einen der besten Spieler der Welt verloren", sagte Haas und konnte schon wieder scherzen: "Ich wünschte, ich hätte nur einmal im Spiel so einen Aufschlag wie er."

Hitzerekord von 1976 übertroffen

Am kanadischen Nationalfeiertag gelang Raonic mit 233 Kilometern pro Stunde der drittschnellste Aufschlag der Turniergeschichte. Einen weiteren Bestwert vermeldeten die Organisatoren am späten Nachmittag: Mit 35,7 Grad Celsius geht der Tag als bislang heißester in die Geschichte der traditionsreichen Veranstaltung im sonst gerne einmal so regnerischen Wimbledon ein. Der bisherige Bestwert lag bei 34,6 Grad während der Hitzewelle im Sommer 1976.

Die drückende Hitze machte einigen Spielern, Zuschauern und Balljungen zu schaffen. So musste während des Matches zwischen dem Amerikaner John Isner und Matthew Ebden aus Australien auf dem Außenplatz 17 ein Balljunge medizinisch behandelt werden. Auch eine Zuschauerin musste versorgt werden. Die meisten Spieler legten sich während der Seitenwechsel mit Eis gefüllte Handtücher in den Nacken. Dem Australier Bernard Tomic, von seinem Heimturnier in Melbourne ganz andere Temperaturen gewohnt, wurde es während seines 7:6 (7:3), 6:4, 7:6 (7:5)-Sieges gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert "schummrig", wie er später zu Protokoll gab.

Der Weltranglisten-Erste und Titelverteidiger Novak Djokovic dagegen hatte weniger Probleme. "Es war nicht so schlimm, wie ich dachte", sagte der von Boris Becker trainierte Serbe nach seinem lockeren 6:4, 6:2, 6:3-Sieg gegen den finnischen Linkshänder Jarkko Nieminen.Bereits am Dienstag trat die Heat Policy in Kraft, bei der - allerdings nur bei Damen-Spielen - zwischen zweitem und drittem Satz zehn Minuten Pause gemacht werden kann, wenn es 30,1 Grad warm oder heißer ist.

Quelle: ntv.de, tno/dpa

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