Deutschland mit Rekord-Aufgebot Harting kann Abschiedsparty bei EM feiern
25.07.2018, 16:16 Uhr
Robert Harting darf bei der Heim-EM in Berlin seinen Abschied feiern.
(Foto: imago/Sven Simon)
Der Berliner hat es geschafft: Trotz Knieverletzung ist Diskus-Star Robert Harting bei der Leichtathletik-EM in seiner Heimatstadt dabei. Der deutsche Verband nominiert so viele Athleten wie nie zuvor. Vor allem die Speerwerfer haben gute Medaillenchancen.
Diskus-Star Robert Harting bekommt bei der Leichtathletik-EM in Berlin (6. bis 12. August) seinen Abschied von der großen internationalen Bühne. Im Olympiastadion, das der Berliner sein "Wohnzimmer" nennt. Der London-Olympiasieger gehört zum 128-köpfigen Rekord-Aufgebot (66 Männer, 62 Frauen) des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) für den Saisonhöhepunkt in der deutschen Hauptstadt. "Wenn er seinen letzten Wurf gemacht hat, wird es ein großer bewegender Augenblick für Robert und die Zuschauer sein", erwartet Clemens Prokop, Präsident des Berliner Organisationskomitees. Harting hofft trotz seiner schwerwiegenden Knieverletzung, "mit Frische und Dynamik" noch einmal um die 66 Meter werfen zu können. "Meine persönlichen Ansprüche werden auch in der letzten Sekunde des Sportlerlebens nicht weichen."
Harting, der bei den deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende in Nürnberg mit 63,92 Meter Platz drei erreicht hatte, liegt in der deutschen Jahresbestenliste "nur" auf Platz fünf. Allerdings hatte sich das DLV-Wurftrainerteam für eine Nominierung der beiden in Nürnberg bestplatzierten, bis dato noch nicht nominierten Athleten ausgesprochen. Hartings jüngerer Bruder Christoph hatte das EM-Ticket bereits vor den deutschen Meisterschaften in der Tasche, die dritte Nominierung erhielt der deutsche Vizemeister Daniel Jasinski.
Nicht bei der EM dabei ist der Magdeburger Martin Wierig, der mit 66,98 die zweitbeste Weite eines Deutschen in dieser Saison erzielt hatte. Trotz der Schmach zeigt er Größe: "Ich wünsche allen deutschen Teilnehmern viel Erfolg und werde euch die Daumen drücken, dass jeder von euch seine Ziele erreicht", schrieb Wierig bereits am Montag bei Facebook. "Besonders dir, lieber Robert Harting, wünsche ich von Herzen einen letzten großen Wettkampf in deinem Wohnzimmer."
Drei Medaillen für deutsche Speerwerfer?
Insgesamt geht der DLV mit fünf Titelverteidigern in die EM in Berlin. Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause, Dreispringer Max Heß und Kugelstoßer David Storl gehen auch dieses Jahr mit Medaillenambitionen in ihre Wettkämpfe. Hürdensprinterin Cindy Roleder bekommt dabei vor allem aus dem eigenen Land Konkurrenz - Pamela Dutkiewicz bewies bei der DM wie gut sie in Form ist. Für einen Schock sorgte Kugelstoßerin Christina Schwanitz am Tag nach ihrem sechsten Meistertitel: Bei einem Autounfall verletzte sie sich an ihrer Stoßhand - und trägt derzeit sogar Gips. Die Titelverteidigung ist dennoch das erklärte Ziel der 32-Jährigen, die nur ein Jahr nach der Geburt ihrer Zwillinge wieder Spitzenweiten über 20 Meter erzielt.
Sogar alle drei Medaillen könnten die Speerwerfer mit Olympiasieger Thomas Röhler, Weltmeister Johannes Vetter und dem deutschen Meister Andreas Hofmann erringen. Sie führen mit Weiten jenseits der 90 Meter die Jahresbestenliste an. Darüber hinaus gelten unter anderem auch Diskus-Olympiasieger Christoph Harting, Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz, die deutschen Mehrkämpfer mit der WM-Zweiten Carolin Schäfer und dem WM-Dritten Kai Kazmirek, die Sprinterinnen um Gina Lückenkemper sowie die Olympiavierte Malaika Mihambo im Weitsprung als Kandidaten für einen Podestplatz.
2016 in Amsterdam hatten die deutschen Leichtathleten 16 Medaillen (5xGold, 4xSilber,7xBronze) gewonnen. Eine offizielle Medaillenvorgabe gibt es vonseiten des Verbandes nicht. Ein so großes DLV-Team war bisher bei Europameisterschaften noch nie an den Start gegangen. "Wir haben nicht nur ein sehr großes, sondern aus meiner Sicht auch ein sehr ambitioniertes Team, das um jeden einzelnen Zentimeter kämpfen und die Zuschauer bei der EM in Berlin begeistern wird", sagte der Leitende Direktor Sport, Idriss Gonschinska.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid