"Mini-Bolt" holt 200-Meter-Gold Hussong leidet nach Speerwurf-Drama
01.10.2019, 21:39 Uhr
Christin Hussong verlor kurz vor Ende des Wettkampfs eine Medaille.
(Foto: imago images/Chai v.d. Laage)
Bei der Leichtathletik-WM in Katar ist Christin Hussong bis kurz vor Ende des Wettkampfs auf Bronzekurs, geht aber doch noch leer aus. Über 200 Meter holt Noah lyles seinen ersten großen Titel. In einem Stabhochsprungkrimi sichert sich der Titelverteidiger Gold.
Beim Speer-Drama von Doha hat Europameisterin Christin Hussong eine zum Greifen nahe WM-Medaille verpasst. Bis zum letzten Durchgang lag die 25-Jährige aus Zweibrücken noch auf dem Bronzerang, dann gelang der Australierin Kelsey-Lee Barber fast aus dem Nichts mit 66,56 m noch der Wurf von Platz vier zu Gold. Für Hussong (65,21) langte es hinter den Chinesinnen Liu Shiying (65,88) und Lyu Huihui (65,49) nur zum undankbaren vierten Rang.
"Die Medaille habe ich nicht verloren, ich habe sie ja nicht gehabt. Ein vierter Platz ist undankbar, ich kann mir aber nichts vorwerfen, ich habe alles gegeben", sagte Hussong in der ARD. Wie fast alle Konkurrentinnen schöpfte sie in einem zähen Finale ihre Fähigkeiten nicht ganz aus - mit 65,21 m blieb sie auch hinter ihrer Qualifikationsweite zurück.

Am Ende muss Christin Hussong der neuen Weltmeisterin gratulieren - und geht selbst leer aus.
(Foto: imago images/Beautiful Sports)
Während Barber kurz vor Toresschluss mit 66,56 m noch von Platz vier auf Gold sprang, musste Hussong auch den Chinesinnen Liu Shiying (65,88) und Lyu Huihui (65,49) den Vortritt lassen. Nach dem überlegenen Titelgewinn bei der Heim-EM in Berlin im Vorjahr blieb Hussong ein erneuter Coup verwehrt. Die Enttäuschung sei "groß", gestand Hussong: "Niemand wird gerne Vierte, ich hätte gerne eine Medaille gehabt." Sie habe aber "alles gegeben, deshalb kann ich auch stolz sein. Ich bin beste Europäerin."
Hussong, die nach vier Durchgängen mit 65,05 Metern nur einen Zentimeter hinter der führenden Lyu gelegen hatte, verfehlte damit das zweite Edelmetall für das deutsche Team bei den Titelkämpfen in Katar. 24 Stunden zuvor hatte Gesa Felicitas Krause Bronze über 3000 m Hindernis gewonnen.
Die deutschen Speerwerferinnen blieben damit zum zweiten Mal in Folge ohne Medaille. Davor hatten sie bei vier Weltmeisterschaften dreimal Gold geholt: 2009 durch Steffi Nerius, 2013 durch Christina Obergföll und 2015 durch Katharina Molitor. In der Qualifikation übertraf Hussong bereits im ersten Versuch mit 65,29 die geforderten 63,50 m deutlich, besser war in der Ausscheidung nur Lyu (67,29).
200-Meter-Gold geht an "Mini-Bolt" Lyles
Topfavorit Noah Lyles (USA) hat Gold über 200 m gewonnen. Der 22-Jährige lief im Khalifa-Stadion 19,83 Sekunden und ließ dem Kanadier Andre De Grasse (19,95) keine Chance. Bronze holte sich überraschend Alex Quinonez aus Ecuador (19,98). Titelverteidiger und Europameister Ramil Guliyev aus der Türkei wurde nur Fünfter (20,07). "Ich habe in diesem Jahr so oft daran gedacht, Weltmeister zu werden - das kann man sich nicht vorstellen. Es jetzt tatsächlich geschafft zu haben, fühlt sich unglaublich an", sagte Lyles: "Als ich die Ziellinie überquert habe, war ich einfach nur erleichtert. Jetzt kommt meine Zeit."
Lyles gilt als Shootingstar der Sprinterszene und ähnelt in seinem Faible für Faxen Superstar Usain Bolt, der seine Karriere 2017 beendet hatte. Doch der Jamaikaner war nie sein Idol. "Denn es wäre falsch, jemanden auf ein Podest zu stellen und dann zu ihm aufzuschauen", sagte Lyles, nie um einen kessen Spruch verlegen, zuletzt: "Ich bin gekommen, um meine eigene Geschichte zu schreiben."
In Katar holte Lyles, der in seiner Lässigkeit eine Art Gegenentwurf zum verbissenen Coleman ist, jetzt seinen ersten großen Titel. Doch der Jungspund will mehr, viel mehr. "Meine Lebensziele sind groß", hatte er bereits im Vorjahr gesagt: "Ich werde alles, was in meiner Macht steht, dafür tun, Usain Bolts Rekorde zu schlagen."
Kendricks gewinnt Stabhochsprungkrimi

Bo Kanda Lita Baehre lieferte bei seinem WM-Debüt eine starke Vorstellung.
(Foto: imago images/Laci Perenyi)
Bei der Flugshow des alten und neuen Weltmeisters Sam Kendricks hat Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre (Leverkusen) bei seinem WM-Debüt eine Topplatzierung erreicht. Der 20-Jährige übersprang in Doha 5,70 m und wurde ganz starker Vierter. Lita Baehre ließ bei seinem Achtungserfolg unter anderem Olympiasieger Thiago Braz (Brasilien) hinter sich. Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) wurde mit ebenfalls übersprungenen 5,70 m Sechster.
In einem spektakulären Wettbewerb sicherte sich am Ende Kendricks erneut den Titel. Der US-Amerikaner überquerte wie Armand Duplantis (Schweden) 5,97 m, leistete sich aber weniger Fehlversuche als der Europameister. Bronze ging an den Polen Piotr Lisek (5,87). Holzdeppe hatte 2013 in Moskau WM-Gold geholt und zwei Jahre später mit Silber in Peking für die letzte deutsche Medaille gesorgt. Bei der WM 2017 war er im Finale an seiner Einstiegshöhe, bei Olympia 2016 und der EM 2018 jeweils in der Qualifikation gescheitert.
WM-Debütant Torben Blech (Leverkusen) hatte bei seinem WM-Debüt am Samstag in der Qualifikation wegen einer Rückenzerrung aufgeben müssen.
Überraschend in der Qualifikation gescheitert war Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich). Fünfmal in Folge hatte der London-Olympiasieger zuvor bei Weltmeisterschaften auf dem Podest gestanden.
Quelle: ntv.de, ter/dpa/sid