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Abschied aus den Top Ten Kerber hadert mit ihrem Formtief

Sie gilt als Deutschlands beste Tennisspielerin. Doch nach fast drei Jahren muss Angelique Kerber diesen Nimbus an ihre Fed-Cup-Kollegin Andrea Petkovic abgeben. Die aktuellen Leistungen der 27-jährigen Linkshänderin aus Kiel geben Rätsel auf.

Zuletzt häufiger zu sehen: Eine enttäuschte Angelique Kerber.

Zuletzt häufiger zu sehen: Eine enttäuschte Angelique Kerber.

(Foto: imago/Eibner)

Vier Tage nach dem Fed-Cup-Jubel von Stuttgart war die Aufbruchsstimmung verpufft. Schlimmer noch: Angelique Kerber ergab sich bei ihrem völlig überraschenden Auftakt-K.o. in Antwerpen gegen die Italienerin Francesca Schiavone (1:6, 1:6) kampflos ihrem Schicksal. Kein Aufbäumen, kaum Wille, dafür ganz viel Frust.

Ein alarmierendes Zeichen, immerhin erwarb sich die Weltranglistenzehnte aus Kiel einst den Spitznamen Houdini - weil sie sich wie der berühmte Entfesselungskünstler auch aus schwierigsten Situationen befreien konnte.

Die unerwartete Pleite von Belgien hat auch auf dem Papier Folgen. Am Montag wird die einstige Wimbledon-Halbfinalistin Kerber, die auch bei den Australian Open Mitte Januar in der ersten Runde gescheitert war, erstmals seit Mai 2012 nicht mehr in den Top 10 des WTA-Rankings stehen. Zudem verliert die 27-Jährige den Status als deutsche Nummer eins an ihre gute Freundin Andrea Petkovic.

Druck bleibt hoch

Bundestrainerin Barbara Rittner zeigte sich überrascht von der deutlichen Niederlage Kerbers gegen die Weltranglisten-81. Schiavone (34). Die French-Open-Gewinnerin von 2010 hatte zuvor gut drei Jahre kein Match mehr gegen eine Top-Ten-Spielerin gewonnen. Und Rittner glaubt sogar, dass die positiven Erlebnisse des 4:1-Viertelfinal-Sieges gegen Australien einer der Gründe für die Kerber-Schlappe gewesen sein könnten.

"Emotional ist so ein Fed-Cup-Wochenende immer schwer zu verarbeiten", sagte Teamchefin Rittner und fügte an: "Ich bin aber zuversichtlich. Angie trainiert gut und wird sich auf die nächsten Turniere konzentrieren." Allerdings bleibt der Druck auf Kerber bei den anstehenden Aufgaben in Dubai und Doha hoch. Im vergangenen Jahr erreichte die introvertierte Konterspielerin in Doha das Finale - und hat dort deshalb viele Punkte zu verteidigen.

Mentaler Ballast der Vorsaison

Dabei war Kerber, die nach einer ausgetüftelten Saison-Vorbereitung körperlich topfit ist, zuletzt noch so optimistisch gewesen. Nach der bitteren Niederlage am ersten Tag gegen Jarmila Gajdosova hatte sie den Schalter umlegen und die frühere US-Open-Gewinnerin Samatha Stosur besiegen können. "Ich glaube, der Knoten ist bei mir auch mit Blick auf die Saison geplatzt", hatte "Angie" gemutmaßt.

Ihre Saison hatte mit der Viertelfinal-Teilnahme in Brisbane und dem Halbfinale in Sydney ja auch relativ vielversprechend begonnen. Bei den Australian Open folgte für Kerber mit dem frühesten K.o. bei einem Grand-Slam-Turnier seit dreieinhalb Jahren aber bereits der erste herbe Dämpfer.

Die immer wieder zu Selbstzweifeln neigende Kielerin hat offenbar schwer an dem mentalen Ballast der Vorsaison zu tragen. Viermal stand sie 2014 in einem Finale, viermal verlor sie - dreimal gegen schlechter platzierte Gegnerinnen. Nimmt man das verlorene Fed-Cup-Finale in Tschechien (1:3) noch hinzu, waren es sogar fünf schmerzhafte Niederlagen für die sensible Linkshänderin. Auffällig ist zudem, dass Kerber meistens besser und befreiter spielt, wenn sie zurückliegt. Bei den Mental-Trainern der Republik werden da die Alarmglocken läuten.

Quelle: ntv.de, Ulrike Weinrich, sid

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