Sport

Schwere Führungskrise beim DOSB "Kultur der Angst" und weiter Hörmann-Ärger

Alfons Hörmann steht unter Druck.

Alfons Hörmann steht unter Druck.

(Foto: imago images/Political-Moments)

Der DOSB befindet sich in der schwersten Führungskrise seiner Geschichte. Während der Wahlkampf der drei Präsidentschaftskandidaten Fahrt aufnimmt, hat der Dachverband mit der Bewältigung seiner jüngeren Vergangenheit zu tun.

Es sollte der Aufbruch in die Zukunft werden, stattdessen steckt der Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) tief in der Bewältigung seiner jüngeren Vergangenheit. Und die, das wird von Tag zu Tag deutlicher, ist eine unrühmliche. Wenn sich am Sonntag in Düsseldorf die Kandidaten für das Präsidentenamt im DOSB mit den Mitgliedsorganisationen treffen, gibt es drängendere Fragen als eine Bewerbung für Olympische Spiele. Der DOSB steckt mitten in der schwersten Führungskrise seiner Geschichte.

Die am Freitag bekannt gewordenen Alleingänge von Präsident Alfons Hörmann und der Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker, die in einem Drohbrief an eine frühere Mitarbeiterin gipfelten, bedürfen einer ausführlichen Aufarbeitung. Daran ändert auch Rückers angekündigter Rücktritt zum Jahresende nichts.

Die 51-Jährige hatte in einer gemeinsamen Erklärung mit Hörmann eingeräumt, für das Anwaltsschreiben an das ehemalige DOSB-Vorstandsmitglied Karin Fehres verantwortlich zu sein, das zuletzt für heftige Reaktionen in Sportdeutschland gesorgt hatte. Rücksprache mit den weiteren Mitgliedern aus Vorstand und Präsidium habe es demnach nicht gegeben.

Vergangenheitsbewältigung statt Aufbruch

Offensichtlich handelten sie sogar gegen einen Vorstandsbeschluss, wie aus einem Schreiben der Vorstandsmitglieder Thomas Arnold, Christina Gassner und Dirk Schimmelpfennig hervorgeht, das dem Sport-Informations-Dienst (SID) vorliegt. Ein Alleingang, der seinesgleichen sucht. Rücker und Hörmann gaben diesen zu und schrieben selbst von einem "unverhältnismäßigen" Vorgehen.

Viel mehr räumten sie aber nicht ein, ihre verzweifelte Suche nach dem Urheber des Briefes aus dem Mai, der eine "Kultur der Angst" im DOSB beschrieb, sei "im Grundsatz richtig" gewesen. Überhaupt wolle das Duo nur weiteren Schaden vom Dachverband abwenden, bei der Mitgliederversammlung am 4. Dezember in Weimar werden Rücker und Hörmann jedoch noch ihre Ämter bekleiden. Schon wird spekuliert, ob Vorstand und Präsidium entlastet werden können.

Die Verbands-Vergangenheit, das steht fest, wird den deutschen Sport weiter beschäftigen, dabei sollten schon am Sonntag die Zukunftsthemen in den Fokus rücken. Thomas Weikert, Claudia Bokel und Stephan Mayer heißen die Kandidaten für die Nachfolge von Präsident Hörmann. Sie werden sich schon jetzt Gedanken um die Neubesetzung des Vorstandes machen. Es geht nicht mehr nur um Inhalte, es geht auch um Posten. Um viele und im Vorstand auch gut bezahlte.

Wohin geht der Sport?

Das ist die Grundlage für den Wahlkampf, der in Düsseldorf in seine heiße Phase geht. Bisher gab es nur wenig Belastbares, Tischtennis-Funktionär Weikert wagte sich am weitesten vor, in dem er sich für die Olympia-Bewerbung für 2036 aussprach - 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin. CSU-Politiker Mayer, zuletzt im Bundesinnenministerium Staatssekretär, sieht diesen Vorstoß "sehr skeptisch". Von Fecht-Präsidentin Bokel war bislang noch nichts zu hören.

Eine deutsche Olympia-Bewerbung ist ein populäres Thema, doch beim Neuaufbau des DOSB geht es um viel mehr. Die Corona-Pandemie hat zu einem Schwund von Mitgliedern geführt, viele Sportstätten sind marode, die Athletinnen und Athleten fühlen sich nicht ausreichend repräsentiert. Und überhaupt: Welchen Sport will das Land? Breitensport? Spitzensport? Die Vielfalt? Oder möglichst viele Medaillen bei Olympischen Spielen? Es gibt drängende Fragen zu beantworten, nicht nur am Sonntag in Düsseldorf. Zunächst sollte jedoch die Vergangenheit bewältigt sein.

Quelle: ntv.de, sue/sid

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