Risiko genetisch bedingt Läuferin will schneller sein als der Krebs
19.07.2017, 16:05 Uhr
Sanaa Koubaa-Schretzmair lief bei den Olympischen Spielen in Rio ihre Bestzeit von 9:35,15 Minuten.
(Foto: imago/Chai v.d. Laage)
Schnelle Zeiten sind für Hindernisläuferin Sanaa Koubaa-Schretzmair in dieser Saison plötzlich unwichtig. Sie muss sich um ihre Gesundheit kümmern, die durch eine Genveränderung in Gefahr ist. Die Diagnose Brustkrebs kennt die 32-Jährige aus der eigenen Familie.
Statt um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft kämpft die deutsche Hindernisläuferin Sanaa Koubaa-Schretzmair in dieser Saison um ihre Gesundheit. Wegen des sehr hohen Krebsrisikos wird sie sich im August einer prophylaktischen Operation unterziehen. Die 32-Jährige machte ihre Vorgeschichte und ihre Entscheidung öffentlich. Sie ist genetisch vorbelastet und gehört zu den Risikogruppen für Krebs.
"Aufgrund eines im Januar diagnostizierten Gendefektes, habe ich mich dazu entschlossen, nicht zu warten, keine Zeit zu vergeuden, sondern zu handeln und mich behandeln zu lassen", hatte sie am 7. Juli auf iher Facebookseite geschrieben. "Diese Saison gehört meiner Gesundheit." Im Januar sei sie noch frohen Mutes ins DLV-Trainingslager nach Monte Gordo gereist, um sich auf die WM-Saison vorzubereiten. "Doch manchmal kommt alles anders", sagte die Olympia-Teilnehmerin von Rio 2016. "Das Glück ist zu kurz, um es auf später zu verschieben." Nach der Rückkehr aus dem Trainingscamp sei bei ihr eine Genveränderung diagnostiziert worden, die sie anfällig für Brustkrebserkrankungen mache.
So sei das Tumorrisiko - erblich bedingt - massiv erhöht. Ihre Mutter und ihre Tante starben mit Mitte 30 an Krebs, die Cousine und eine Schwester sind daran erkrankt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Koubaa-Schretzmair selbst an Krebs erkrankt, liegt bei 86 Prozent, haben Untersuchungen ergeben. Sie entschied sich zur Operation, bei der ihr beide Brüste amputiert und wieder aufgebaut werden.
"Vier Wochen werde ich vollkommen außer Gefecht sein", sagt die Läuferin mit marokkanischen Wurzeln gegenüber leichtathletik.de. Der Sport muss noch wesentlich länger ruhen. Engmaschige Kontrolluntersuchungen und halbjährliche Früherkennungstests seien für sie keine Alternative. "Am meisten belastet hat mich die Ungewissheit. Das lange Warten auf Untersuchungsergebnisse hat mich psychisch stark mitgenommen. Das möchte ich mir nicht jedes Mal wieder aufs Neue antun."
Quelle: ntv.de, ara/dpa