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Kontra für deutschen IOC-Boss Leichtathletik schmettert Bachs Russland-Plan ab

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Thomas Bach sieht die brisante Frage etwas anders.

(Foto: picture alliance / empics)

Mächtiger Gegenwind für Thomas Bach: An den Olympischen Spielen 2024 in Paris dürfen keine russischen und belarussischen Leichtathleten teilnehmen. In der Frage geht der Verband auf deutlichen Konfrontationskurs mit dem IOC.

Das hellblaue Hemd und das schwarze Sakko saßen perfekt, die Hände hatte Sebastian Coe vornehm übereinandergelegt, der Chef des Leichtathletik-Weltverbandes sprach ruhig und gelassen. Doch seine Worte hatten es in sich. Und IOC-Präsident Thomas Bach dürfte genau hingehört haben. "Das IOC hat keinen Zweifel daran, wo ich in dieser Frage stehe", sagte Coe - und verweigerte Bach damit beim Thema Russland die Gefolgschaft.

Russische und belarussische Leichtathleten dürfen - anders als etwa die Fechter - wegen des Krieges gegen die Ukraine "auf absehbare Zeit" nicht an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, wie Coe nach einer Councilsitzung des Weltverbandes World Athletics (WA) bekannt gab. Und damit können sie sich auch nicht für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifizieren - obwohl gleichzeitig der Doping-Bann gegen den russischen Verband RUSAF nach über sieben Jahren aufgehoben wurde.

"Der Tod und die Zerstörung", die die Welt seit dem Angriff auf die Ukraine vor rund einem Jahr erleben mussten, "einschließlich des Todes von 185 Athleten, haben meine Entschlossenheit in dieser Angelegenheit nur noch verstärkt", sagte Coe. Ukrainische Athleten seien in Not geraten, Sportanlagen zerstört worden. "Russische und belarussische Athleten, von denen viele mit dem Militär verbunden sind, sollten nicht Nutznießer dieser Aktionen sein", sagte Coe. Damit geht die olympische Kernsportart schlechthin - mit IOC-Mitglied Coe an der Spitze - offen in Opposition zu Bach.

Nächster Showdown kommt

Der oberste Sportfunktionär unterstrich zuletzt in Essen, dass er eine komplett andere Meinung als Coe vertritt. Zwar versicherte der 69-Jährige, dass sich das IOC in einem "Dilemma" befinde und dies "keine beneidenswerte Aufgabe" sei, aber: Bei allem Verständnis für das "unfassbare Leid" durch die "menschenverachtenden Verbrechen" kennt Bachs viel beschworene Solidarität mit der Ukraine Grenzen. Denn: Weder die UN- noch die olympische Charta ließen Diskriminierung von Athletinnen und Athleten aufgrund ihrer Herkunft zu. Bach warnte vor dem "Zerfall des internationalen Sportsystems", er verwies auf die angeblich weltweite Mehrheit für die Wiedereingliederung mit Blick auf die Spiele 2024 in Paris.

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Und so plant Bach Russlands Comeback - zumindest unter bestimmten Bedingungen. Kommende Woche kommt es zum nächsten Showdown: Am Dienstag will das IOC über die Kriterien für die Rückkehr von russischen und belarussischen Athleten entscheiden und diese als Empfehlungen für die Weltverbände verabschieden.

Coe und die Leichtathleten haben ihre Entscheidung schon getroffen. Als "IOC-Mitglied" werde er nächste Woche an "den Meetings teilnehmen", sagte der 66 Jahre alte Brite und kündigte an, dabei auch seinen "Hut" als Präsident von World Athletics tragen zu wollen. Auf Coes Unterstützung in der Russland-Frage kann Bach sicher nicht hoffen.

Quelle: ntv.de, ses/sid

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