Finale im College-Basketball "März-Wahnsinn" befällt die USA
02.04.2015, 11:43 Uhr
Jugendsport auf der größtmöglichen Bühne, hier im Duell: die Unis Duke und Gonzaga.
(Foto: USA Today Sports)
Jugendsport hat in den USA einen ungemein hohen Stellenwert. Gute Leistungen in der High School können einem den Zugang zu Universitäten enorm erleichtern. Und wenn die ihr Basketball-Finale ausspielen, ruht auch im Weißen Haus die Arbeit.
Präsident Barack Obama sitzt wie Millionen vor dem Fernseher, 70.000 Fans fluten das Stadion und eine ganze Nation flippt regelrecht aus: Die heiße Phase der sogenannten "March Madness" zieht die USA in ihren Bann. Das Final-Turnier der besten College-Basketballer des Landes bewegt die Massen, auf den Sportseiten der Zeitungen werden Nachrichten aus den Profiligen NBA, NHL oder MLB in den Hintergrund gerückt. "Jedes Jahr spielt sich der ganz normale Wahnsinn ab", sagt Basketball-Legende Larry Bird, der sich genau wie Magic Johnson oder Michael Jordan bei der "March Madness" erstmals einem ganz großen Publikum präsentierte: "Hier lässt sich schon sehen, wer später mal ein Großer werden kann."
Wenn bis zum Ostermontag im Lucas Oil Stadium, der Heimstätte des NFL-Football-Teams Indianapolis Colts, vor rund 70.000 Zuschauern der neue Champion gekürt wird, ist in Gavin Schilling auch wieder ein Deutscher dabei. Der 19 Jahre alte Junioren-Nationalspieler trifft im Halbfinale (4. April) mit den Michigan State Spartans auf die Duke Blue Devils. Allerdings darf sich Schilling wohl kaum Hoffnung machen, die abgeschnittenen Netze der Körbe als traditionelle Trophäe mit nach Hause zu bringen.
Unter Fans und Experten gelten die in der regulären Saison ungeschlagenen Kentucky Wildcats, die gegen Wisconsin spielen, als Favoriten. Aber "bei der March Madness ist alles möglich", sagen die US-Amerikaner. Schließlich gibt es nur ein einziges K.o.-Spiel. Schilling freut sich einfach nur, bei dem Spektakel mitzumischen. "Wow. Surreal", twitterte er.
Umstrittenes Anti-Schwulen-Gesetz in Indiana
Das Finale der Basketball-College-Liga NCAA ist in den USA nicht einfach irgendein Sportevent. Immer dann, wenn die Football-Saison in der NFL vorbei ist, die Baseball-Saison in der MLB noch nicht begonnen hat und die NBA-Basketballer sowie NHL-Eishockeyprofis kurz vor der heißen Phase stehen, dominieren die noch namenlosen Basketball-Talente die US-Sportwelt.
Schon das Ausfüllen des Bracket, des Turnierbaums mit den letzten 68 Teams, wird geradezu zelebriert. Auch Obama beteiligte sich an dem feierlichen Ritual - wie rund 70 Millionen Amerikaner. Der basketballbegeisterte Präsident tippte auch auf Kentucky, aber sein vermuteter Finalgegner Villanova ist längst ausgeschieden. Allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit, den Bracket richtig durchzutippen auch bei 1 zu 9.223.372.036.854.775.808.
Kurz vor dem mit Spannung erwarteten Event, gibt es jedoch Streit um den Austragungsort. Seit Tagen tobt in den Staaten eine hitzige Diskussion um ein umstrittenes Gesetz "zur Wiederherstellung der religiösen Freiheit" im Bundesstaat Indiana. Kritiker sehen darin die rechtliche Legitimierung, Homosexuelle in Zukunft ohne Strafe zu diskriminieren. Prominente und bekannte Sportler sind empört über den Vorstoß des konservativen Gouverneurs Mike Pence. "Wir werden alles tun, damit die Spieler und Besucher nicht unter diesem Gesetz leiden", sagte NCAA-Präsident Mark Emmert.
8000 Dollar für ein Ticket
Die NBA teilte mit, dass Gesetz widerspreche den Prinzipien von "Inklusion und gegenseitigem Respekt" des Basketballs. Unter dem Deckmantel "religiöse Freiheit" könnten ab dem 1. Juli, wenn das Gesetz in Kraft treten soll, Homosexuelle in Indiana ohne juristische Folgen benachteiligt werden. So dürften sich etwa Ladenbesitzer weigern, Schwule oder Lesben zu bedienen. Unternehmer könnten ihnen einen Job verwehren.
Seit 1939 gibt es die College-Meisterschaft, sie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zu einem Milliarden-Business entwickelt. Jedes Spiel wird live übertragen, im Vorjahr sollen die TV-Werbeeinnahmen über einer Milliarde Dollar gelegen haben, Tickets für das Finale am Ostermontag kosten bis zu 8000 Dollar (etwa 7400 Euro). "Das ist in jeder Hinsicht der teuerste Final-Four-Markt der vergangenen Jahre", sagt ein Tickethändler. Der ganz normale Wahnsinn eben.
Quelle: ntv.de, Kristof Stühm und Christoph Stukenbrock, sid