Horror-Unfall in Le Mans McNish zerlegt seinen Audi
11.06.2011, 16:47 Uhr
Spektakulärer Abflug in Le Mans: Der Schotte Allan McNish in seinem Audi R 18 TDI.
(Foto: Denis Lambert/Maxppp/dpa)
Die Bilder wecken Erinnerungen an den schlimmsten Unfall in der Motorsportgeschichte. Wieder ist es in Le Mans beim legendären 24-Stunden-Rennen. Und es ist auf den Tag genau 56 Jahre nach der Katastrophe mit über 80 Toten. Doch diesmal geht alles glimpflich aus - nur nicht für den Audi von Allan McNish.
Die Mechaniker schlugen vor Entsetzen die Hände übers Gesicht, Zuschauer und Fotografen gingen vor den umherfliegenden Teilen des Audi R18 TDI in Deckung. Wie durch ein Wunder wurde bei dem Horrorunfall des Schotten Allan McNish nicht einmal eine Stunde nach dem Start des Langstreckenklassikers in Le Mans am Samstag nach bisherigen Erkenntnissen niemand verletzt. Der Schotte krachte mit seinem Wagen mit großer Wucht in die Reifenstapel, der Audi wurde in die Luft geschleudert, drohte sogar über die Barriere zu fliegen. Doch kurz danach stieg McNish unverletzt aus dem Wrack.
"Alles in Ordnung", teilte sein Rennstall rund zwei Stunden nach dem schweren Unfall mit. McNish, der schon zweimal die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat, lief zu dem Zeitpunkt schon wieder an der Strecke herum, zuvor war er im Krankenhaus durchgecheckt worden. Der zweifache Familienvater hatte beim Überholen mit seinem Audi den Ferrari von Anthony Beltoise berührt und war dann von der Strecke abgekommen. Auch der Ferrari-Fahrer blieb unverletzt. Das Rennen wurde durch das Safety Car für rund eine Stunde neutralisiert.
Erinnerungen an 1955
"Ich habe mir Sorgen um die Zuschauer hinter dem Zaun gemacht", meinte McNishs Teammitstreiter Rinaldo Capello bei "Eurosport": "Natürlich ist es schade, wenn das Rennen so schnell beendet ist, aber das Wichtigste ist, dass McNish auch nichts passiert ist."
Unweigerlich wurden Erinnerungen an das schwerste Unglück im Motorsport wach. Auf den Tag genau vor 56 Jahren waren am 11. Juni 1955 nach einem Crash zwischen Mike Hawthorn und Pierre Levegh Teile des Mercedes des Franzosen auf die Haupttribüne geflogen. Über 80 Menschen starben damals, auch Levegh war unter den Opfern. Diesmal kamen glücklicherweise auch die nahe des Unfallorts sitzenden der insgesamt wohl über 200 000 Zuschauer mit dem Schrecken davon.
Nur noch eine Siegoption für Audi
Durch den Ausfall waren die Hoffnungen von Rekordsieger Tom Kristensen auf seinen neunten Le-Mans-Erfolg dahin. Der Däne teilte sich den Wagen mit dem Schotten McNish, der kurz nach dem Start bereits von Rang fünf auf Platz vier vorgefahren war, und Capello. Die Siegambitionen von Audi ruhen nach dem Unfall des zertrümmerten Autos mit der Startnummer 3 bis zum Ende des Klassikers an diesem Sonntag um 15.00 Uhr auf den Piloten der beiden weiteren Wagen.
Nachdem Weltverbandspräsident Jean Todt den Start für die legendären 24 Stunden von Le Mans pünktlich um 15.00 Uhr freigegeben hatte, verteidigte der Franzose Benoît Tréluyer die Pole Position für sein Team mit dem Duisburger André Lotterer und dem Schweizer Marcel Fässler vor seinem Markenrivalen, Vorjahressieger Timo Bernhard.
Der Homburger durfte als erster im Auto mit der Nummer 1 ran. Mit ihm werden DTM-Pilot Mike Rockenfeller (Neuwied) und der Franzose Romain Dumas das Rennen über mehr als 5000 Kilometer bestreiten. Den Start ließ sich selbst Frankreichs Ministerpräsident François Fillon nicht entgehen. Auch er dürfte die Nachricht vom glimpflichen Ausgang des Unfalls mit Freude vernommen haben.
Quelle: ntv.de, Jens Marx und Irene Bert, dpa