Gold & Silber bei Hallen-DM Mihambo fliegt weit und spricht klar
23.02.2020, 18:00 Uhr
Für Mihambo war es der dritte DM-Titel in der Halle in Folge.
(Foto: imago images/Beautiful Sports)
Sie ist das Gesicht der deutschen Leichtathletik: Malaika Mihambo. Die Weitsprung-Welt- und Europameisterin beherrscht auch die nationalen Titelkämpfe. Die 26-Jährige ist dabei nicht nur als Athletin gefragt. Und freut sich, wenn sie auch mal Außenseiterin sein darf.
Malaika Mihambo verzückte das Leipziger Publikum als Strahlefrau - doch beim Gedanken an den Terroranschlag von Hanau verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Dass die Gesinnung mancher Menschen "jetzt mehr ausbricht, ist schon erschreckend", sagte die Weitsprung-Weltmeisterin: "Ich denke, wir müssen alle mehr an uns selbst arbeiten, glücklichere Menschen zu sein. Dann kann man auch andere in Ruhe lassen."
Dass Mihambo bei der Hallen-DM in Leipzig zu der rassistisch motivierten Gewalttat befragt wurde, liegt nicht nur an ihrer dunkleren Hautfarbe oder ihrem aus Sansibar stammenden Vater. Ihre Meinung ist gefragt. Deutschlands Sportlerin des Jahres meistert diese Aufgabe derzeit mühelos - genau wie ihre Pflichtaufgabe bei der DM.
Am Sonntag sicherte sich die 26-Jährige im Weitsprung trotz einer schwächeren Weite von 6,77 Metern ihren dritten Titel in Folge, insgesamt war es ihr sechstes Gold. Eine Woche zuvor war sie beim ISTAF in Berlin noch 30 Zentimeter weiter gesprungen. "Heute war es schwer, ich habe lange gebraucht, um in Tritt zu kommen und war oft weit weg vom Brett", sagte Mihambo etwas enttäuscht. Dass bei einer solchen Weite das Wort "schwächer" fällt, liegt an der Konstanz, mit der sie sonst Weltklasse-Leistungen zeigt. Zumal sie bei einer DM unter dem Hallendach noch nie weiter gesprungen war.
Erfolgreich als "Hobby-Sprinterin"
Am Samstag hatte sie dafür in ihrer Nebendisziplin 60 Meter mit drei persönlichen Bestzeiten in Vorlauf, Halbfinale und Finale und Platz zwei hauchdünn hinter Titelverteidigerin Lisa-Marie Kwayie geglänzt. "Ich gelte da immer noch als Underdog, deswegen ist es schön zu zeigen, dass ich auch vorne mitlaufen kann", sagte Mihambo, die sich selbst als "Hobby-Sprinterin" bezeichnet und "noch Reserven" bei der Lauftechnik sieht.
Für Olympia in Tokio ist sie dennoch eine heiße Kandidatin für die 4x100-Meter-Staffel. "Das ist auf jeden Fall eine Option", sagte die Europameisterin. Im Vordergrund aber steht in Japan die Grube, dort will sie am 4. August ihren Gold-Coup von der WM in Katar veredeln. "Aber das ist kein Selbstläufer", sagt sie, "ich muss hart dafür arbeiten." Nach einer Woche Urlaub "geht es zurück ins Grundlagentraining und Ende Mai fangen schon wieder die Wettkämpfe an."
Bis dahin wird Mihambo aber nicht von der Bildfläche verschwinden. Als erfolgreiche, eloquente und sympathische Athletin ist sie gefragt. Mihambo ist das deutsche Gesicht ihrer Sportart, auch wenn sie diese Rolle völlig anders interpretiert. Sie steckt die Leute mit ihrer freundlichen und zurückhaltenden Art an, poltern oder polarisieren ist nicht ihr Ding. "Ich genieße es, so lange es da ist."
Quelle: ntv.de, tsi/sid