Coup bei der Leichtathletik-WM Molitor gewinnt sensationell Speerwurf-Gold
30.08.2015, 14:49 Uhr
Goldige Powerfrau: Katharina Molitor überraschte mit ihrem WM-Triumph im Speerwurf nicht nur die Experten, sondern auch sich selbst.
(Foto: REUTERS)
Im letzten Versuch sorgt Katharina Molitor bei der Leichtathletik-WM in Peking für einen Paukenschlag. Mit 67,69 Metern gewinnt die Leverkusenerin völlig überraschend den Titel. Es ist die späte Krönung ihrer Karriere.
Nach ihrem sensationellen Gold-Wurf fiel Katharina Molitor erst ihrer Vorgängerin Christina Obergföll um den Hals, dann schnappte sich die Überraschungs-Weltmeisterin eine Deutschland-Fahne und posierte stolz für die Fotografen. Und immer wieder schüttelte sie ungläubig mit dem Kopf. "Gold? Daran hätte ich nie gedacht. Das ist unglaublich, unbeschreiblich", sagte Molitor.
Speerwurf-Gold hatten ihr vor der WM in Peking nur die allerwenigsten zugetraut. Im letzten Versuch bewies die deutsche Meisterin Nervenstärke und verdrängte mit persönlicher Bestleistung und Jahres-Weltbestweite von 67,69 Meter Lyu Huihui aus China (66,13) noch auf den Silberrang. "Ich wusste, dass ich noch kontern kann", sagte Molitor.
Bronze gewann Sunette Viljoen (65,79/Südafrika). 14 Monate nach der Geburt ihres Sohnes Marlon wurde Titelverteidigerin Christina Obergföll (64,61) undankbare Vierte. Und auch sie war zufrieden. "Ich habe das Maximum rausgeholt", sagte Obergföll, die persönliche Saisonbestweite warf. Von Molitors Coup war sie ebenfalls begeistert: "Ich bin froh, dass wir das Ding mit nach Hause nehmen, das ist der Hammer."
Späte Krönung
Mit 31 Jahren krönte Molitor endlich ihre Karriere und trat aus dem Schatten von Obergföll heraus. Die Lehramtsstudentin (Geografie und Sport) war schon oft bei großen Meisterschaften dabei - doch für einen Wurf auf das Treppchen hatte es nie ganz gereicht. Bei der EM 2010 war sie dicht dran, musste sich dann aber doch mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben. Jetzt steht Molitor plötzlich ganz oben - dabei wollte sie nur "unter die Top Acht kommen".
Es war kein sonderlich hochklassiger Wettkampf, aber ein ungemein spannender. Schließlich hatte Molitor schon nach dem dritten Versuch auf Goldkurs gelegen, wurde aber zwischenzeitlich von Lyu und Sunette Viljoen auf Rang drei verdrängt. Molitor blieb am Ende trotz des Hexenkessels aber völlig cool und brachte das "Vogelnest" im alles entscheidenden Moment zum Schweigen.
Molitor, die im Winter in der 2. Bundesliga noch Volleyball spielt, sorgte für die achte Medaille des deutschen Teams und polierte die ordentliche Bilanz damit weiter auf. Die deutsche U23-Europameisterin Christin Hussong (62,98) wurde Sechste. Olympiasiegerin Barbora Spotáková (Tschechien) erlebte als Neunte mit nur 60,08 Meter ein Debakel. Die ehemalige Europameisterin Linda Stahl aus Leverkusen kam mit 59,88 Metern kam nicht über Rang zehn hinaus.
Quelle: ntv.de, cwo/sid