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Gala im Tennis-Mekka Wimbledon Murray macht sich und die Briten glücklich

Schottische Ekstase auf englischem Rasen: Andy Murray nach seinem zweiten Wimbledon-Triumph.

Schottische Ekstase auf englischem Rasen: Andy Murray nach seinem zweiten Wimbledon-Triumph.

(Foto: REUTERS)

Andy Murray geht als Favorit ins Wimbledon-Endspiel gegen den Kanadier Milos Raonic. Und Murray spielt wie ein Champion, hochklassig, hochkonzentriert, drei Sätze lang. Nach verwandeltem Matchball ließen Tränen - wohl auch bei manchen Landsleuten.

Nachdem sich Andy Murray seinen Kindheitstraum beim Wimbledon-Heimspiel zum zweiten Mal erfüllt hatte, brachen beim Briten alle Dämme. Murray weinte nach dem 6:4, 7:6 (7:3), 7:6 (7:2) im Finale gegen den Kanadier Milos Raonic - und schämte sich seiner Tränen im Rasen-Mekka nicht.

Kaum ist Ivan Lendl zurück als Trainer von Andy Murray, klappt es wieder mit einem Grand-Slam-Sieg.

Kaum ist Ivan Lendl zurück als Trainer von Andy Murray, klappt es wieder mit einem Grand-Slam-Sieg.

(Foto: imago/BPI)

In der Box bot ausgerechnet der ansonsten so grummelige Ivan Lendl das Kontrastprogramm. Der Murray-Coach lächelte nach dem dritten Grand-Slam-Titel seines Schützlings. "Er ist einfach glücklich", sagte Murray: "Und ich bin es auch. Dieser Sieg war sehr emotional. Ich habe sehr gut gespielt und werde diesen Triumph noch mehr genießen als die vorherigen." Lendl, einst Nr. 1 der Tenniswelt, hatte Murray erst Mitte Juni wieder zurück in sein Team geholt, nachdem er unter seiner Führung bereits Olympia-Gold 2012, die US Open 2012 und Wimbledon 2013 gewonnen hatte. Und der Schachzug ging beim Prestige-Turnier an der Church Road perfekt auf.

Zu den ersten Gratulanten zählten in den Katakomben des All England Club Prinz William und seine Frau Kate. "Dank Dir hatten wir einen tollen Tag, Du hast klasse gespielt. Das war ein tolles Match zum Zuschauen", sagte die Herzogin zu ihrem "Untertan" in kurzen Hosen. In der Royal Box hatten Prinz William und Herzogin Kate - ganz cool mit Sonnenbrillen - bereits nach dem verwandelten Matchball nach 2.48 Stunden Applaus gespendet.

Auch der mehrere Reihen darüber sitzende Boris Becker klatschte dem Lokalmatadoren anerkennend Beifall. Der dreimalige Wimbledonsieger konnte das Finale der 130. Championships entspannt verfolgen, da sein Schützling Novak Djokovic (Serbien/Nr. 1) völlig überraschend bereits in der dritten Runde ausgeschieden war.

Duell der Altmeister-Trainer

Pikant, dass neben Lendl in John McEnroe ein weiterer ehemaliger Becker-Rivale unmittelbar am Finale beteiligt war. Der Amerikaner ist seit ein paar Wochen der "Rasen-Berater" von Raonic, der als erster kanadischer Tennisspieler in einem Grand-Slam-Finale stand. Allerdings saß "Big Mac" nicht in der Raonic-Box, sondern kommentierte den Turnier-Höhepunkt wie gewohnt für den US-Fernsehsender ESPN aus einer Kabine am Centre Court.

Murray startete in sein drittes Grand-Slam-Finale 2016 stark und nutzte gleich seinen zweiten Breakball zur 5:3-Führung. Nach 41 Minuten holte sich der Olympiasieger von 2012 den ersten Durchgang mit einem erfolgreichen Volley. Seine Erleichterung brüllte er danach heraus.

Auch in der Folge returnierte Murray die ersten Aufschläge des 1,96-Meter-Hünen Raonic im Stile eines Champions und ließ selbst nur zwei Breakbälle zu, die er aber abwehrte. Erstmals spielte Murray in einem Major-Endspiel nicht gegen Djokovic oder Roger Federer (Schweiz/Nr. 3), der im Halbfinale an Raonic gescheitert war.

"Bitte Andy, munter uns auf!"

Murray, der als Kind einen Amoklauf an seiner Schule in Dunblane überlebt hatte, hatte sich bereits 2013 zum britischen Volkshelden gemausert. Damals hatte er die 77-jährige Wartezeit der stolzen Briten auf einen Titel bei ihrem Heim-Grand-Slam beendet, Olympiagold in London und den Davis Cup gewonnen.

Die Tageszeitung "Observer" hatte am Tag des Finals gefleht: "Bitte Andy, munter uns auf! Das Wetter ist schrecklich, das Pfund stürzt ab, die EURO ist gefloppt (nicht Wales), die Politik ist jämmerlich, der Brexit kommt, die Rezession bahnt sich an". Der scheidende Premierminister David Cameron konnte in der Royal Box dank Murray zumindest ab und an ein wenig lächeln. Der berühmte Henman Hill, der Stimmungshügel des Volkes in Wimbledon, war schon drei Stunden vor dem Matchgewinn fast vollständig mit Fans besetzt. Raonic wehrte sich in seinem ersten Grand-Slam-Finale tapfer, die Krönung blieb dem 25-Jährigen aber versagt.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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