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"Schlieri" und Co. am Tiefpunkt ÖSV-Adler leiden am Schanzenkrampf

Läuft irgendwie derzeit so gar nicht bei Österreichs Skispringern.

Läuft irgendwie derzeit so gar nicht bei Österreichs Skispringern.

(Foto: dpa)

Gregor Schlierenzauer soll Österreichs flügellahmen Adlern bei der Tournee zu neuen Höhenflügen verhelfen. Doch der einstige Vorspringer stürzt brutal ab - wie fast das gesamte österreichische Team. Doch von einer Krise will niemand etwas wissen.

Selbst der einstmals stolzeste aller Austria-Adler wirkte wie ein gerupftes Huhn. "Mir fallen keine Antworten mehr ein. Man nimmt mir damit eine Last von den Schultern", sagte Gregor Schlierenzauer, nachdem ihn Österreichs Chefcoach Heinz Kuttin vorzeitig von einer ernüchternden Vierschanzentournee erlöst hatte. Das traurige Aus des mit 53 Weltcup-Siegen erfolgreichsten Skispringers der Welt ist der neuerliche Tiefpunkt für die einstige Schanzen-Übermacht.

Tournee-Gesamtwertung
PlatzNamePunkte
1Peter Prevc1139,4
2Severin Freund1112,9
3Michael Hayböck1081,6
4Kenneth Gangnes1073,5
5Stefan Kraft1036,2
6Johann Andre Forfang1035,5
7Noriaki Kasai1013,2
8Anders Fannemel1010,1
9Richard Freitag1001,4
10Andreas Wank974,4

 

"Das tut weh, das zu sehen. Dem Trainerteam geht das an die Nieren", sagte Kuttin vor dem Tournee-Abschlussspringen im heimischen Bischofshofen am Mittwoch (17 Uhr, ARD und Eurosport). Gemeint hatte Kuttin damit in erster Linie Schlierenzauer, sein Stoßseufzer galt aber auch der Gesamtsituation: Nur ein Tagessieg kann der Tournee noch ein versöhnliches Ende bereiten, die Aussichten aber sind mäßig.

Ein Keulenschlag für das ganze Land

Dass es nach sieben fetten Jahren nichts mit dem achten Tournee-Gesamtsieg eines Österreichers wird, kommt nicht unerwartet. Dass der Co-Gastgeber des Traditions-Wettbewerbs aber derart schwächelt, trifft die Alpenrepublik wie ein Keulenschlag. Vor allem das Abschneiden bei der großen Skisprungparty in Innsbruck schmerzte: Elf Österreicher waren angetreten, drei scheiterten in der Quali, vier im ersten Durchgang. Einziger Lichtblick beim großen österreichischen Schanzenkrampf war Michael Hayböck, der Bischofshofen-Sieger des Vorjahres, auf Platz fünf. Nur Hayböck kann noch verhindern, dass erstmals seit 2006 kein Österreicher auf dem Tournee-Podium steht. Aktuell ist er Vierter im Gesamtklassement.

Trotz nun 16 Weltcup-Springen in Serie ohne Sieg spricht Kuttin, der 2014 das Erbe von Erfolgscoach Alexander Pointner antrat, von einer Momentaufnahme. "Ich sehe keine Krise. Es kann schnell wieder in die andere Richtung gehen", sagte der Kärntner: "Aber es ist schwer, immer an der Vergangenheit gemessen zu werden." Dabei ist Österreichs Nationalteam kaum weniger prominent besetzt als in vergangenen Erfolgsjahren. Zwar sind in Thomas Morgenstern, Wolfgang Loitzl und Martin Koch drei Stars zurückgetreten, der Kader verfügt aber immer noch über vier Vierschanzentournee-Sieger: Titelverteidiger Stefan Kraft ist jedoch nicht in Vorjahresform, Schlierenzauer, Andreas Kofler sowie Thomas Diethart sind sogar völlig von der Rolle.

Zweite Reihe? Nunja ...

Auch dahinter sieht es mau aus: Die zweite Reihe um Manuel Poppinger und Manuel Fettner, das zeigt sich bei der Tournee, ist für höhere Aufgaben nicht geeignet. In der Talentschmiede Continental-Cup liegt Clemens Aigner als bester ÖSV-Athlet auf Platz 13. Droht Österreich also auf Jahre ein Statisten-Dasein? "Kraft und Hayböck haben schon Sensationelles geleistet. Wenige Nationen können nach einer goldenen Generation gleich wieder zwei nachschießen", sagt Deutschlands österreichischer Bundestrainer Werner Schuster über seine Landsleute: "Sie sind aber nicht mehr so breit aufgestellt, das ist der natürliche Lauf der Zeit."

Schusters Vertrag beim Deutschen Ski-Verband läuft bis 2019, dann wird es bei den Österreichern nach der Heim-WM in Seefeld ebenfalls eine Zäsur geben - und Erfolgs-Coach Schuster genießt mittlerweile in der Heimat einen Spitzenruf. Auch wenn der 46-Jährige das Thema stets abblockt: Er könnte in drei Jahren die flügellahmen Austria-Adler so aus der Krise führen, wie ihm dies mit den deutschen Springern gelungen ist.

Quelle: ntv.de, Christoph Leuchtenberg & Erik Roos, sid

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