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"Mehr Glück als Verstand" Österreichs Kreis-Koloss schimpft über deutsche Fans

Tobias Wagner ist nicht zufrieden mit den deutschen Fans.

Tobias Wagner ist nicht zufrieden mit den deutschen Fans.

(Foto: picture alliance / PIXSELL)

Österreich bringt die deutsche Handball-Nationalmannschaft an den Rand einer Niederlage und reißt dem EM-Gastgeber das sportliche Schicksal aus der Hand. Ein Österreicher schimpft, weil die deutschen Zuschauer ihren Teil zum Weiterkommen des DHB-Teams beitragen wollen.

Die österreichische Handball-Nationalmannschaft schreibt bei der Europameisterschaft in Deutschland eine der Sensationsgeschichten: In der Vorrunde schafft das Team mit dem dramatischen 33:33 gegen Spanien das "Wunder von Mannheim" und stürzt den großen Favoriten damit in eine tiefe Krise. In der Hauptrunde folgt ein Sieg gegen stärkere eingeschätzte Ungarn und das 22:22 gegen die Gastgeber, das der Außenseiter feierte wie ein Sieg. Nach zwei Niederlagen gegen Frankreich und Island schließt die stolze Wintersport-Nation, die daheim eine Handball-"Explosion" ausgelöst hatte, die EM auf Platz acht ab. Ein sensationeller Erfolg. Doch am Ende der großen Reise gibt es auch Misstöne.

"Schade, dass das deutsche Publikum unsere Leistung nicht wertschätzt und uns auspfeift", schimpfte Österreichs mächtiger Kreisläufer Tobias Wagner im Interview mit dem ORF. Und schob gleich eine vermeintliche Begründung für den Gegenwind von den Fans der deutschen Nationalmannschaft hinterher: "Wahrscheinlich weil sie wissen, dass sie gegen uns mehr Glück als Verstand gehabt haben."

Österreich hatte das DHB-Team in Köln schwer genervt, gestützt auf eine überragende Torwartleistung von Constantin Möstl trieb der Außenseiter die deutschen Werfer zu sagenhaften 22 Fehlwürfen. Nach 48 Minuten führte Österreich mit fünf Toren, ehe sich die Gastgeber, angetrieben vom frenetischen Publikum in der ausverkauften Lanxess-Arena, zu einem Unentschieden rettete. Der 128-Kilo-Koloss Wagner hatte bei drei Versuchen drei Treffer erzielt.

Durch das Ergebnis hatte der Gastgeber das eigene sportliche Schicksal aus der Hand gegeben und war auf Punktverluste Österreichs angewiesen. Entsprechend lautstark unterstützten die deutschen Fans in den folgenden Spielen die Gegner des Underdogs. Österreich verlor jeweils nach großem Kampf gegen Rekord-Weltmeister Frankreich und Island. Durch Österreichs Niederlage gegen Island und den folgenden Sieg Frankreichs über Ungarn hatte sich die Mannschaft schon vor dem eigenen Hauptrundenabschluss gegen Kroatien fürs Halbfinale qualifiziert.

"Sehr wohl großer Respekt"

Unter einem Facebook-Beitrag rund um Wagners Fantadel kommentierte Hallensprecher Kevin Gerwin: "Das ist schade, dass er das so extrem negativ sieht. Ihr solltet es als Kompliment sehen, denn die deutschen Fans haben euch ernstgenommen als Konkurrenten fürs Halbfinale", schrieb Gerwin. "Wir haben sehr wohl großen Respekt vor der Leistung der Österreicher gehabt. Leider standen sie nach dem direkten Aufeinandertreffen zweimal den deutschen Zielen "im Weg". [...] Tatsächlich gab es nach jedem Spiel der Österreicher (auch nach dem Unentschieden gegen Deutschland) fairen Applaus für Österreich und ihre jeweiligen Spieler des Tages. Dass es zum Zeitspiel fordern immer wieder Pfiffe gab fand ich auch schade."

Tobias Wagner durfte sich schließlich zusätzlich zum Stolz über das starke Mannschaftsergebnis noch über eine persönliche Wertschätzung freuen: Der 28-Jährige wurde vom europäischen Verband für die Shortlist für das All-Star-Team des Turniers nominiert.

Quelle: ntv.de, ter

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